Hückeswagen Märchenstunde rund um Drogengeschäfte

Hückeswagen · Ein 35-jähriger gebürtige Hückeswagener soll Betäubungsmittel erworben und veräußert haben.

Einen Beruf hat er nie erlernt, und einer geregelten Arbeit ist er schon seit Jahren nicht mehr nachgegangen. Leistungen vom Jobcenter hat er auch nie beantragt: "Ich habe da so eine Blockade gegenüber Ämtern", sagte er dazu jetzt als Angeklagter vor dem Amtsgericht in Wipperfürth aus. Auf die Nachfrage des Richters, wovon er denn ganz ohne Einkommen seinen Lebensunterhalt bestreite, antwortete der 35-jährige gebürtige Hückeswagener grinsend mit einer Floskel: "Ich lebe von Luft und Liebe." Da er inzwischen nach Wipperfürth ins Haus der Mutter gezogen sei, müsse er zumindest keine Miete zahlen. "Und den Strom haben sie mir schon abgestellt, weil ich ihn nicht bezahlen kann."

Geld hatte der Vater von zwei Kindern, die getrennt von ihm bei ihrer Mutter leben, aber offenbar für Drogen. Die Anklage legte ihm den Erwerb und Besitz von Betäubungsmitteln vor, außerdem den Handel damit. Im November soll er mehrfach Cannabis und Amphetamine in kleineren Mengen gekauft und teilweise auch verkauft haben. Weil sein mutmaßlicher Lieferant und Kunde, ein in der Region bekannter Dealer, aufgeflogen war und im Ermittlungsverfahren gegen ihn auch den Namen des Hückeswageners genannt hatte, kam es jetzt zum Strafverfahren gegen den 35-Jährigen.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung waren im Herbst dann auch Drogen bei ihm gefunden worden. "Das räume ich ein, wir hatten uns den Stoff für eine kleine Silvesterfete besorgt", gestand der Hückeswagener. Er selbst habe aber nie Cannabis und Amphetamine gekauft: "Da hatte ich doch gar kein Geld für. Das war ein Freund, der mir die Sachen dann gebracht hat." Den Namen des großen Unbekannten wollte er im Gericht nicht preisgeben, fand offenbar schon die Frage danach empörend: "Sie können doch nicht von mir verlangen, dass ich hier einen Freund verpfeife. Ich will niemanden reinreißen." Den Dealer, der wiederum ihn "verpfiffen" hatte, kenne er zwar, der sei aber kein Freund, sondern habe sich ihm "quasi aufgedrängt". Hin und wieder habe man sich gesehen, mit Drogen sei dabei aber nicht gehandelt worden.

Aufzeichnungen von Handygesprächen zwischen den beiden Männern sprechen allerdings eine andere Sprache. Der Richter verlas Auszüge daraus, der Angeklagte blieb davon unbeeindruckt: "Nein, ich habe nichts gekauft, auch nichts verkauft und auch nichts konsumiert." Lediglich den Besitz von etwas Cannabis und Amphetaminen für die Silvesterfete gebe er zu. Da die Polizei die Drogen in seiner Wohnung sichergestellt hatte, wäre Leugnen in diesem Fall ohnehin zwecklos gewesen.

"Hören Sie jetzt mal auf mit dieser Märchenstunde, ich lasse mich doch hier nicht von Ihnen veralbern", forderte der Richter schließlich sichtlich verärgert den Hückeswagener auf. Der dachte aber gar nicht daran, ein Geständnis abzulegen. Der Prozess wird deshalb fortgesetzt. Im neuen Termin sollen Zeugen gehört werden, unter anderem der Dealer, der in seinem Verfahren den 35-Jährigen schwer belastet hatte.

(bn)
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