Hückeswagen Mädchen meiden Maschinen

Hückeswagen · Die Industrie versucht Mädchen für gewerbliche Berufe zu begeistern. Werbung dafür macht der „Girls Day“. 17 Realschülerinnen besuchten gestern Pflitsch. Doch kaum eine interessierte sich für den Job an der Maschine.

Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist nach wie vor groß. Noch immer tun sich Mädchen allgemein schwer, in den so genannten Männerberufen, etwa im Maschinenbau, Fuß zu fassen. Abhilfe soll der „Girls Day“ schaffen, der durch zwei Bundesministerien sowie die Europäische Union gefördert und bundesweit propagiert wird. 17 Mädchen der achten Klassen der Realschule gingen gestern auf Entdeckungstour in den Hallen des Kabelverbindungs-Spezialisten am Mühlenweg.

„Wir bieten seit einigen Jahren diese Betriebsführungen an. Besichtigt wird in erster Linie der Produktionsbereich“, erzählte Lehrerin Bärbel Appenzeller, die diese Aktion für die Realschule koordiniert. Der Rundgang begann gestern Morgen mit der Besichtigung der Produktionshallen. Danach folgte ein Abstecher ins Konstruktionsbüro, wo vorwiegend die technischen Zeichner des Unternehmens arbeiten. In jeder Abteilung erläuterten die Mitarbeiter dann die Arbeitsabläufe und beantworteten Fragen der Schülerinnen.

Besonders viel Wert legte die Lehrerin, die an der Realschule Informatik, Geschichte, Erdkunde und Politik unterrichtet, auf die Teilnahme der fünf Mädchen aus dem Informatikkursus der Schule. Die im Betrieb eingesetzten CNC-Maschinen werden nämlich von einer Software gesteuert, die von Informatikern erschaffen wurde. „Zwei meiner Schülerinnen gucken sich parallel zu der Besichtigung hier bei der Firma arcus Holztreppen um“, berichtete die Pädagogin.

Bärbel Appenzeller ist an ihrer Schule auch für die Berufspraktiken zuständig. Zwar zeigte sie sich erfreut, dass sich zwei Mädchen ein Praktikum im Betrieb vorstellen können. Andererseits musste sie zugeben: „Das Interesse an gewerblichen Berufen unter den Schülerinnen ist immer noch gering.“

Die Einschätzung der Lehrerin bestätigt sich auch unmittelbar nach dem Rundgang. „Maschinen sind nicht so mein Ding“, gab eine der Achtklässlerinnen unumwunden zu. Eine Mitschülerin konnte sich jedoch durchaus vorstellen, einen praktischen Beruf zu ergreifen. „Ich möchte am liebsten in einer Silberschmiede arbeiten“, sagte sie. Für die Industrie wäre sie damit aber ebenfalls verloren.

Manfred Solibida, Leiter der Abteilung Verkauf, Versand und Ausbildung der Firma Pflitsch, machte den Schülerinnen deutlich, was möglicherweise auf sie zu käme: „Es wird geguckt, wie die Noten sind. Das ganze Lernen ist kein Spaß.“

Fürs nächsten Jahr denkten die Organisatoren des „Girls Day“ auch über ein Angebot für Jungen nach. „Ziel dieses Angebotes soll es sein, Schüler für soziale Berufe zu begeistern“, berichtete Bärbel Appenzeller.

(RP)
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