Hückeswagen Lernen auch in Finnland

Hückeswagen · Das Berufskolleg in Wipperfürth nimmt am EU-Förderprogramm "Comenius" teil – eine Besonderheit der Schule, die im Übrigen auf ein sehr umfassendes Bildungs- und Unterrichtsprogramm setzt.

Das Berufskolleg in Wipperfürth nimmt am EU-Förderprogramm "Comenius" teil — eine Besonderheit der Schule, die im Übrigen auf ein sehr umfassendes Bildungs- und Unterrichtsprogramm setzt.

Zwischen den finnischen Großstädten Tampere und Turku liegt das kleine Städtchen Huittinen. Es ist ein relativ wichtiger Verkehrsknotenpunkt in dieser Region, ansonsten überwiegt in dem 10 000 Einwohner zählenden Ort die Landwirtschaft. In Huittinen befindet sich auch die Partnerschule des Berufskollegs Oberberg in Wipperfürth.

Beide Schulen nehmen am EU-Förderprogramm "Comenius" teil. Ziel: Die Zusammenarbeit zwischen Schulen der Europäischen Union und die Mobilität von Lehrern und Schülern sollen gefördert werden.

Internationaler Austausch

Anfang 2010 hatte sich Fachlehrerin Sabine Hoffmann bei der Projektleitung beworben, mit Erfolg. 20 000 Euro wurden für die Förderung des deutsch-finnischen Austausches bewilligt.

Davon profitierten 25 Fachinformatiker des Berufskollegs, die in ihrer Ausbildung den Schwerpunkt auf die Bereiche Programmierung, Datenschutz, Betriebssysteme oder Netzwerke gelegt haben. Nachdem Ende Januar vorigen Jahres 15 finnische Schüler Wipperfürth besucht hatten, folgte im April der Gegenbesuch. "Wegen des Vulkanausbruchs in Island sind wir 14 statt der geplanten zehn Tage in Finnland gewesen", berichtete nun einer der Schüler in einer Gesprächsrunde mit der BM.

Die Aufgabe für die deutschen Teilnehmer war anspruchsvoll: Sie sollten die Rolle von IT-Spezialisten einnehmen, die ein Computer-Netzwerk in einem finnischen Büro einzurichten hatten. Die skandinavischen Schüler spielten den Auftraggeber. Gefragt waren Kenntnisse in Technik, Betriebswirtschaft und Sprachkompetenz. Mit in Skandinavien waren die drei Hückeswagener Schüler Nadine Verde (27), Alexander Oberdörfer (18) und Jonas Lang (19).

Die Erfahrungen, die sie in Huittinen gemacht haben, sind unterschiedlich. "Mein Englisch war vorher mittelmäßig bis schlecht, es ist erheblich besser geworden", berichtet Nadine Verde. Beim Austausch hatte der Unterricht in englischer Sprache stattgefunden, ebenso die Verständigung untereinander. Jonas Lang hatte das Glück, zu dem Viertel der Schüler zu gehören, die in einer Gastfamilie untergebracht waren. Der große Rest wohnte in einer Jugendherberge.

Die familiären Erfahrungen und die Gastfreundschaft der Finnen will der 19-Jährige auf keinen Fall mehr missen. Zur Gastfamilie gehörte ein Sechsjähriger. "Kinder in diesem Alter sind dort viel selbstständiger als bei uns", fiel Jonas Lang auf. Schwierigkeiten habe ihm der andere Tagesrhythmus bereitet, so stand bereits um 11 Uhr das Mittagessen auf dem Tisch, das in Finnland für Schüler kostenlos ist.

Die Finnen sind besser

Alexander Oberdörfer verbrachte die 14 Tage in der Jugendherberge. "Man kann in der kleinen Stadt nicht so viel machen. Ab und zu kam Langeweile auf", sagt der 18-Jährige. Alle gemeinsam kamen sie aber zu einem Schluss, der eine Ohrfeige für die Schulpolitiker in Deutschland ist: "Schon nach einer Woche war uns klar — das Schulsystem in Finnland ist besser."

(RP)
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