Hückeswagen „Kyrills“ Hinterlassenschaften
Hückeswagen · Eine solche Schneise der Verwüstung hat schon lange kein Naturereignis mehr in Hückeswagen hinterlassen, wie der Orkan "Kyrill" von Donnerstag. Das ganze Ausmaß der Schäden wurde erst am Freitagmorgen sichtbar.
"Kyrill" ist Griechisch und heißt auf Deutsch "der Herrliche". Alles andere als herrlich war jedoch das, was die Familie Grohmann aus Strucksfeld am Donnerstag erlebte. "Es war ein Geräusch, wie ich es noch nie zuvor gehört habe", berichtete Conny Grohmann. Eine heftige Orkanböe hatte einen benachbarten Schuppen erfasst, diesen komplett um mehrere Meter verschoben und dann den blauen Kleinwagen der Familie unter sich begraben. Hinzu kamen Schäden am Dach des Wohnhauses: Das eindringende Wasser beschädigte die Küche und zerstörte dort die Elektrik. Jürgen Grohmann: "Ich habe mich nicht getraut, durch die Haustür ins Freie zu gehen. Dort flogen Bretter und Dachziegel durch die Gegend."
Solche Erfahrungen machten im Laufe des Donnerstags wohl viele Hückeswagener. Wer gestern Morgen, als der Wind wieder nachgelassen hatte, durch das Stadtgebiet fuhr, sah das ganze Ausmaß der Zerstörung: Überall umgestürzte oder abgeknickte Bäume, herab gefallene Äste und Dachziegel, umgewehte Mülleimer und, und, und.
Um 13.18 Uhr ging's bei der Feuerwehr los. Das berichtete gestern Stadtbrandinspektor Karsten Binder, dessen Kameraden einen stressigen und gefährlichen Zwölf-Stunden-Einsatz hinter sich gebracht hatten. Die gesamten Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten am Donnerstag und gestern zu so vielen Einsätzen ausrücken wie im gesamten vorigen Jahr!
Die weitere Bilanz: eine Schwerverletzte in Kobeshofen (die BM berichtete), ein leicht verletzter Autofahrer, der in Buchholz (B 483) nicht mehr rechtzeitig vor einem herab stürzenden Baum bremsen konnte, eingestürzte Scheunen, ein von einem Baum begrabenes Auto am Schmalbeinsweg und etliche Straßensperrungen wegen entwurzelter Bäume oder abgerissener Äste. Koordiniert wurden die Einsätze in der Wache an der Bachsstraße, nachdem der Funk wegen Überlastungausgefallen war. Die Einsatzmeldungen erhielt die Feuerwehr per Fax von der Leitstelle in Gummersbach.
Zahlreiche Einsätze bescherte "Kyrill" auch dem THW-Ortsverband. Mit vier mobilen Netzersatzanlage (NEA) — dem großen und kleinen Notstromaggregat sowie dem des Flutlichtmastens und einer Leihgabe der Radevormwalder Feuerwehr — war die Fachgruppe Elektro in den Außenbezirk unterwegs. Sie musste vor allem auf den Bauernhöfen aushelfen, nachdem dort die Bauern wegen des mehrstündigen Stromausfalls ihre Kühe nicht melken konnten.
Auch für sie war "Kyrill" alles andere als herrlich.
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