Hückeswagen „Kyrill“ zeigte seine Kraft
Hückeswagen · Bis zum Mittag schien es, als sollte das Orkantief „Kyrill“ Hückeswagen nur streifen. Doch ab 14 Uhr kam es dann mit aller Macht. Die Folgen: umgestürzte Bäume, Stromausfälle, Feuerwehr und BEW im Dauereinsatz.
Zumindest die Schulkinder konnten den Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h etwas abgewinnen: „Das Wetter ist doof, aber früher Schluss dafür super“, lautete ihr Fazit. Denn alle Schulen hatten den Unterricht früher als geplant beendet. So war etwa Josch Walder (9) aus der Gemeinschafts-Grundschule Kölner Straße und seine Klassenkameraden schon um halb Zwölf die Schule aus. „Wir hatten viele Anrufe besorgter Eltern“, berichtete Ingelore Jacobs, Schulleiterin der Wiehagener Grundschule. Aus Sicherheitsgründen hatte sie dann beschlossen, den Unterricht nach der vierten Stunde, um 11.30 Uhr, enden zu lassen. „Denn selbst das Spielen auf dem Schulhof ist eine Gefahr“, sagte sie am Mittag. „Es hätte ja sein können, das Dachziegel herunterfallen.“
Die Warnungen der Experten im Vorfeld hatten viele Hückeswagener offenbar beherzigt und waren schon am Vormittag zu Hause geblieben. So blieb es auf dem Wochenmarkt ungewöhnlich ruhig. „Viel weniger Kunden als sonst“, war das Resümee der Händler . Doch die Angst vor „Kyrill“ war offenbar so groß: „Wir haben unsere Schirme ja trotzdem aufgebaut“, meinte Roland Stühlmann gelassen, der mit seinem Blumenstand von Wermelskirchen in die Stadt kam. Mit Humor nahm es auch Lothar Klimke am Kartoffelstand: „Mit Sturm ,Lothar’ hatte ich damals nichts zu schaffen. Und eigentlich war das ja auch nur ’ne große Böe.“
Doch die Marktbeschicker hatten das Island kaum verlassen, da legte der Wind deutlich an Stärke zu. Berichtete Angela Altz, Sprecherin des Kreises, gegen 13 Uhr von kreisweit „gerade einmal zehn Einsätzen der Feuerwehr“, ging’s danach Schlag auf Schlag. Der erste umgestürzte Baum wurde aus Dörpmühle gemeldet, dann rückte die Feuerwehr fast im Minutentakt aus, um beispielsweise in Pixberg, Hambüchen, Mühlenberg oder an der „Zornigen Ameise“ umgeknickte Bäume zu zersägen und von der Straße oder von Stromleitungen zu ziehen. In Höhe Buchholz lag gegen 18 Uhr ein Baum auf der viel befahrenen Bundesstraße Richtung Radevormwald; hier ging erst einmal nichts mehr. Um diese Zeit erhielt dann auch das Technische Hilfswerk (THW) seinen Einsatzbefehl.
Wer mit dem Wagen unterwegs war, hatte vor allem in den Bereichen Mühe, wo keine Bebauung oder ein Wald die Orkanböen abhielt. „Das ist, als ob man mit dem Auto tanzt“, erzählte eine Kurierfahrerin.
Während die Rettungskräfte alle Hände voll zu tun hatten, machten es sich die Schulkinder zu Haus gemütlich: „Drin bleiben“ und „Computer spielen“ lauteten die „sturmfreien“ Pläne von Josch Walder und seinem Freund Maurice (10). Ob Menschen zu Schaden gekommen waren, stand bis Redaktionsschluss nicht fest.
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