Fakten und Hintergrund Wie die Stadt Hückeswagen im Katastrophenfall reagiert
Hückeswagen · Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse muss schnell und gut funktionieren. Kämmerin und Ordnungsamtsleiter erläutern seine Arbeit.
Als es am 12. Januar erneut stark regnete, dass die Wupper an manchen Stellen übers Ufer trat und Bäche anschwollen, bereitete das vielen Anwohner Angst. Ist doch noch die Nacht auf den 15. Juli 2021 in schlimmer Erinnerung, als die Wassermassen bei dem Starkregen teils Hab und Gut vernichtete. Die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung sind nach der Katastrophe von vor eineinhalb Jahren so sensibilisiert, dass sie Kontakt zum Wupperverband aufgenommen hatten, um zu erfahren, ob sich die Lage zuspitzen könnte. „Wir waren im Kontakt mit dem Hydrologen vom Dienst“, sagt Andreas Schröder, Leiter des Ordnungsamts. Von dort kam an diesem Tag die Entwarnung, dass nichts passieren würde. Der Stab außergewöhnliche Ereignisse musste also nicht zusammenkommen. Doch was verbirgt sich hinter dem SAE, und wie ist er ausgerüstet?
Was ist der SAE ? Im Grunde genommen handelt es sich dabei um den Krisenstab der Kommune. Zur besseren Unterscheidung und weil in der Kreisstadt die übergeordneten Fäden zusammenlaufen gibt es dort einen Krisenstab, während das Pendant in den Kommunen Stab für außergewöhnliche Ereignisse genannt wird, kurz: SAE. Im Ernstfall, wie ein Hochwasser oder ein großer Stromausfall (Blackout), kommt der SAE in der jeweiligen Zentrale in der Stadt oder Gemeinde zusammen. In Hückeswagen ist das aktuell noch der Multifunktionale Sitzungssaal über dem Bürgerbüro am Bahnhofsplatz. Wenn aber einmal der Neubau der Feuerwache im Brunsbachtal fertiggestellt ist, wird es dort einen speziell dafür vorgesehenen und eingerichteten Raum geben, erläutert Schröder.
Seit wann gibt es den SAE? „Den gibt es schon länger“, versichert Isabel Bever. In der Katastrophennacht auf den 15. Juli 2021 war er zusammengekommen und hatte etwa die Evakuierung der Anwohner der Wupper im Bereich Kleineichen, Schlossfabrik und Wupper-Siedlung angeordnet und koordiniert. Seit diesem Ereignis ist er aber bei Kreis- und Stadtverwaltung deutlich stärker ins Bewusstsein gerückt. Aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Energieknappheit wurde am Wochenende ein Blackout durchgespielt und die Katastrophenhilfe simuliert.
Wie ist dieser Stab aufgebaut? Informiert werden umgehend – wie das auch am 14./15.Juli 2021 der Fall war – Mitarbeiter der Stadtverwaltung, vor allem der Leitung und des Ordnungsamts. Leiterin des SAE ist Stadtkämmerin Isabel Bever. Da der Bürgermeister im Ernstfall multifunktional unterwegs sei, könne er nicht auch noch die Stabsleitung übernehmen. Daher fällt diese Aufgabe seiner Vertreterin zu. Der SAE hat aber zu ihm ständigen Kontakt, ebenso zum Kreis, zur Feuerwehr, zur Polizei und zu weiteren Rettungsorganisationen sowie zum Energieversorger BEW.
Wie sind die Stabsmitglieder technisch ausgestattet? Neben Laptops und Computern gibt es spezielle Satellitentelefone, die der Kreis der Stadt zur Verfügung gestellt hat. Sie verfügt über drei mobile Telefone dieser Art, „die aber nur draußen funktionieren“, betonen Schröder und Bever. Denn die Antenne des Geräts benötigt eine direkte Verbindung zum Satelliten. Dazu gibt es eine Anlage mit drei weiteren Satellitentelefonen, die zurzeit im Büro des Ordnungsamtsleiters am Bahnhofsplatz gelagert ist und im Ernstfall umgehend im Sitzungsraum angeschlossen werden kann. „Die Antenne für die Anlage können wir auf dem Glasdach davor aufstellen“, berichtet die SAE-Leiterin.
Was noch fehlt, sind die Notstromaggregate. Die beiden, die die Stadt im September bestellt hat, sollen laut Schröder im Sommer geliefert werden. Ein Gerät wird bei der Feuerwehr stationiert, das andere am Bürgerbüro, weil dort noch die SAE-Zentrale ist. Nach Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses wird das Aggregat dort stationiert.
Was sind Notfall-Infopunkt? Die Notfall-Infopunkte (NIP) stellen in der Fläche verteilte Anlaufstellen für die Bevölkerung dar, um auf kurzem Weg einen Notruf absetzen zu können und Informationen zu bekommen. Etwa 60 Minuten nach dem Ausfall von Mobilfunk und Festnetz aufgrund eines Stromausfalls werden sie in Betrieb genommen. Denn ohne Strom können auch keine Notrufe über die 110 und 112 mehr abgegeben werden.
Wo gibt es diese Infopunkte in Hückeswagen? In der Schloss-Stadt gibt es drei: die Mehrzweckhalle im Brunsbachtal, wo Menschen untergebracht und versorgt sowie medizinisch betreut werden können, das Bürgerbüro am Bahnhofsplatz und die Grundschule Wiehagen an der Blumenstraße. „Wir haben uns dagegen entschieden, auch in den Feuerwehrhäusern ein NIP einzurichten“, betont Isabel Bever. Anders etwa als in Wipperfürth mit seinen Kirchdörfern seien die Außenbereiche in Hückeswagen nicht so stark bevölkert. Außerdem würden die Gerätehäuser im Ernstfall von den Löschgruppen Herweg, Holte und Straßweg benötigt.