Hückeswagener Bürgermeister bei Auftaktveranstaltung dabei Kreis plant ein großes Mobilitätskonzept
Hückeswagen/Oberberg · Das „öffentliche Fachpublikum“ traf sich zu einer Auftaktveranstaltung der oberbergischen Kreisverwaltung in Lindlar. Für Hückeswagen war Bürgermeister Dietmar Persian mit dabei. Er bezeichnete den Auftakt als „gutes Format“.
Es gibt dankbarere Aufgaben, als für ein so großes Gebiet, wie es der Oberbergische Kreis ist, ein neues und den Ansprüchen der Verkehrswende, der Nachhaltigkeit und des Klimawandels genügendes Mobilitätskonzept zu erstellen. Allerdings – die Zeichen der Zeit sprechen eine deutliche Sprache –, es führt kein Weg daran vorbei. Deshalb hatte die Kreisverwaltung zu einer Auftaktveranstaltung des „Integrierten Mobilitätskonzepts“ für den Oberbergischen Kreis nach Lindlar eingeladen.
„Es ist ein wichtiges Thema, gerade im ländlichen Raum“, sagte Kreisdirektor Klaus Grootens. Neben Gummersbach gebe es im Oberbergischen Kreis kaum größere Städte – dafür aber 1441 Dörfer und Weiler. „Das zeigt, dass man dezentral und nicht kompakt zusammenlebt“, sagt Grootens. Seit einigen Jahren verfolge der Kreis bereits das Ziel, den ÖPNV auszubauen. „Die Haushaltsmittel sind in den vergangenen Jahren dafür verdoppelt worden, für die Jahre 2023 bis 2025 stehen alleine 10,2 Millionen Euro für innovative ÖPNV-Projekte zur Verfügung“, sagte der Kreisdirektor.
Die Herausforderungen würden indes immer größer. „Die Bedürfnisse der Menschen, die im Oberbergischen leben, arbeiten, Kinder haben und auch einmal ins nächste Mittelzentrum kommen wollen, müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden“, sagte Grootens. Mit der Auftaktveranstaltung wolle man nun in den Dialog mit möglichst vielen Beteiligten treten, dazu auch mit den benachbarten Kreisen. „Denn die Mobilität macht nicht an der Kreisgrenze halt“, sagte der Kreisdirektor. Zudem müsse man gerade auch im Verkehrsbereich ganzheitlich denken. „Ziel des Konzepts ist es, alles zusammenzuführen – ÖPNV, Fahrradfahrer, Fußgänger, aber auch alle anderen Mobilitätsangebote“, sagte Grootens. Es gehe vor allem darum, ein Miteinander aller Beteiligten zu erwirken. „Das ist ein dickes Brett mit vielen Abhängigkeiten – aber wir wollen das jetzt angehen“, sagte der Kreisdirektor. Frank Herhaus aus dem Dezernat Planung und Regionalentwicklung sagte, dass im Zuge des Mobilitätskonzepts der Kreis die Schnittstelle zwischen Kommunen und Großstädten sei. „Die Kommunen haben eigene Mobilitätskonzepte, die wollen wir bündeln. Wir müssen uns Fragen stellen: Wo sind wir in zehn Jahren? Welche Infrastruktur brauchen wir dann? Um in diesen Verarbeitungsprozess einzusteigen, haben wir jetzt die öffentliche Fachwelt eingeladen“, sagte er. Das sei kein kurzfristiges Projekt, sondern mindestens auf die kommenden zehn Jahre angelegt. „Nach den Osterferien wird es daher eine statistisch relevante Haushaltsbefragung mit über 25.000 Haushalten kreisweit geben“, sagte Herhaus. Beim Mobilitätskonzept des Kreises gehe es hingegen nicht um die Parkplatzsituation oder den Fußgängerverkehr in den Kommunen. „Darum kümmern die sich selbst – bei uns geht es um interkommunale Dinge“, sagte Herhaus. Für die Schloss-Stadt war Bürgermeister Dietmar Persian in Lindlar dabei. „Es ist ein gutes Format, weil die Themen sehr konzentriert und prägnant aufbereitet werden“, sagte er. Man habe viele Informationen bekommen. „Ich begrüße es generell, dass der Kreis ein eigenes Mobilitätskonzept aufstellt. Damit sind Vorarbeiten für unser eigenes Mobilitätskonzept gemacht, das wir im kommenden Jahr erstellen wollen“, sagte Hückeswagens Bürgermeister und spielte dabei vor allem auf die Ergebnisse der Haushaltsbefragung an. Für die Schloss-Stadt sehe er vor allem den ÖPNV als „heißes Thema“ an. „Da ist auch der Kreis schon dran, etwa mit dem Linienbündel Nord, das sich natürlich um unsere beiden Linien 336 und 339 dreht – da ist bekanntermaßen deutlich Luft nach oben“, sagte Persian.
Es sei wichtig, dass sich der Kreis dem Thema annehme – genau wie unbedingt eine direkte Verbindung nach Wermelskirchen geschaffen werden müsse. „Da sind von den Betrieben und den Schulen deutliche Bedarfe vorhanden“, sagte Persian. In den Hintergrund gerückt sei hingegen das Thema Schnellbus von Wipperfürth nach Leverkusen. Ebenfalls auf dem Schirm habe man die Linie 339 als Verbindung von Radevormwald nach Hückeswagen. „Wie das künftig aussehen wird, ist nicht klar, aber es ist auf jeden Fall wichtig, eine verlässliche Verbindung von und nach Radevormwald zu haben“, sagte Persian.
Insgesamt gehe ein Mobilitätskonzept aber deutlich über den ÖPNV hinaus. „Gerade unser lokaler ADFC hat die Themen Radverkehr und Radwegekonzept verstärkt ins Gespräch gebracht. Und wir haben im Stadtrat auch beschlossen, ein solches Radwegekonzept aufzustellen“, sagte Persian. Allerdings müsse nach Meinung der Stadtverwaltung das große Ganze verknüpft werden – Fahrradfahrer, Fußgänger, der ÖPNV und auch der Individualverkehr. „Für ein Mobilitätskonzept muss alles in den Blick genommen werden. Auch die Frage nach Knotenpunkten in der Stadt müsse berücksichtigt werden“, sagte Persian – und verweist etwa auf geplante Knotenpunkte in Winterhagen und am Bahnhofsplatz.