Kommentar Kostspieliger Abriss spart auf lange Sicht Geld

Kommentar · Kreative Wege in schwierigen Zeiten

In schwierigen Zeiten muss man die Werbetrommel für sich rühren und auch schon mal Geld in die Hand nehmen – so etwas nennt man antizyklisches Handeln. Die GBS reagiert zurzeit antizyklisch und investiert. Schon seit Jahren hat sie mit Leerständen in ihren Häusern zu kämpfen. Damit ist sie auf dem sozialen Wohnungsbau-Sektor nicht allein, aber die Leerstände gehen gewaltig ins Geld. Die GBS muss a) Kosten reduzieren und b) versuchen, die leer stehenden Wohnungen zu vermieten. Von Irmhild Lenz bereits eingeleitet, geht die Genossenschaft unter deren Nachfolger Thomas Nebgen die Probleme an. Spektakulär, aber auch teuer war der Abriss der Hochhaus-Komplexe an der Wiehagener Straße. Zusammen mit der Sanierung der Wohnungen, die den Mietern aus diesen Hochhäusern angeboten wurden, kamen da rund 1,3 Millionen Euro zusammen. Der Leerstand kostet(e) die GBS aber auch einen großen Batzen Geld – bis zu 210 000 Euro im Jahr. Eine hübsche Idee ist nun der Versuch, Mieter mit Gutscheinen anzulocken. Vor allem mit solchen, die zum Wohnungswechsel passen. Da wa die GBS-Spitze sehr kreativ. Und sie vergaß darüber hinaus nicht, den örtlichen Handel daran zu beteiligen. Perfekt! So profitieren gleich drei Seiten.

Das "Gesicht" von Wiehagen hat sich im vorigen Jahr stark verändert, denn die GBS ließ zwei Hochhäuser mit insgesamt 67 Wohnungen und zwei Ladenlokalen abreißen (die BM berichtete). Seitdem die Komplexe Wiehagener Straße 15 sowie 21 bis 43 dem Erdboden gleich gemacht wurden, sieht die Skyline wie geschliffen aus.

Grund für den Abriss war der vermehrte Leerstand. So heißt es im aktuellen GBS-Info: "Leider mussten wir feststellen, dass der Wohnungsbedarf früherer Jahrzehnte nicht mehr in dieser Form vorhanden ist und wir den Entwicklungen im Sinne der Genossenschaft Rechnung tragen müssen." Was Vorstandsvorsitzender Thomas Nebgen damit meint: Zum Schluss standen gerade in den beiden inzwischen abgerissenen Hochhäusern mehr Wohnungen frei als vermietet waren. Die Fixkosten etwa für die Unterhaltung aber wären geblieben. Also machte der Aufsichtsrat den Weg frei für die Abrissbirne. "Das war sehr kostspielig", betont Nebgen gegenüber der BM. Doch auf lange Sicht war das die einzige Lösung. "Es wird aber wohl bis zu 20 Jahre dauern, bis sich die Kosten amortisieren", rechnet er vor.

Gehofft hatte die GBS-Spitze auf finanzielle Unterstützung durch den Bund. Der hatte Fördermittel in Aussicht gestellt für den Abriss von Hochhäusern, für die es keine Nachfrage mehr gibt. Doch im Gegensatz zum Osten Deutschlands, wo ganze Häuserblöcke leer stehen, ist die Situation im Westen eine andere. "Wir haben hier Städte wie Köln mit Wohnungsmangel, in anderen ist der Wohnraum gerade ausreichend, und dann gibt's Städte, die zu viel Wohnraum haben", erläuterte Nebgen. Das Problem verschärfe sich in Regionen, wo große Industriebereiche wegbrechen würden. Doch dazu zählt Hückeswagen nicht. Somit flossen für die GBS keine Bundesmittel.

(RP)
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