Hückeswagen Kleinkrieg unter Nachbarn vor Gericht

Hückeswagen · Bereits seit vielen Jahren dauert der Kleinkrieg zwischen zwei Familien in Scheideweg an. Angefangen hatte es mit einem Streit vor der Garage, der ziemlich schnell zu einer Anzeige und dann zu einer ersten Gerichtsverhandlung führte. Danach folgten regelmäßige gegenseitige Beschimpfungen und sogar Handgreiflichkeiten. In einem Fall attackierte ein Nachbar den anderen gar mit einer Schaufel. Gestern gab's einen weiteren Akt des Nachbarschaftsdramas vor dem Amtsgericht in Wipperfürth.

Verhandelt werden musste ein Vorfall vom 12. Juni. Laut Staatsanwaltschaft soll einer der Beteiligten, ein 51-jähriger Mann, seinen Nachbarn völlig grundlos mit mehreren Faustschlägen traktiert haben. "Er hat aber mich angegriffen", beschuldigte hingegen der Angeklagte seinen Nachbarn. Anschließend wurde die tiefe Resignation des 51-Jährigen deutlich. "Ich werde einfach durch die Anwohner gemobbt. Ich habe die Schnauze voll, ich kann nicht mehr", sagte der Beschuldigte fast schon verzweifelt. Er deutete dabei sogar den Verkauf seines Hauses an.

Erst Schweigen, dann Vorwürfe

Sein 34-jähriger Kontrahent widersprach im Zeugenstand dem Nachbarn. "In der Garage ist er auf mich losgegangen", behauptete der Scheideweger. Das war für den Strafrichter der Zeitpunkt, den Streithähnen und ihren Ehepartnern einmal die Akten vorzuhalten. "Was ist das hier? Wie erklären Sie sich das?", fragte der Richter. Dabei hielt er den beiden Ehepaaren einen ganzen Stapel Akten vor; darin jede Menge Dokumente eines laufenden Verfahrens und eines früheren Urteils. Die "Antwort" darauf war zunächst ein allseits betretendes Schweigen, doch die gegenseitigen Vorwürfe sollten nicht lange auf sich warten lassen.

Die Staatsanwältin sah nach Ende der Beweisaufnahme einen Nachweis für die Schuld des 51-Jährigen als nicht gegeben an. "Im Zweifel für den Angeklagten", formulierte sie, was der Richter genauso sah. Er sprach den Angeklagten daher frei. Doch bei der Urteilsbegründung platzte es aus dem Richter nur so heraus. "Das Gericht hat Besseres zu tun, als sich mit solchen Streitigkeiten zu beschäftigen. Das ist ein unglaublicher Vorgang", schimpfte er. Dabei monierte er "die Unfähigkeit erwachsener Menschen, Streitigkeiten auf andere Art zu lösen".

Ehefrauen ignorieren sich

Wie sprachlos und offenbar verfeindet die beiden Parteien sind, offenbarte das Verhalten der Ehefrauen im Gerichtssaal. Als auf Bitten des Richters eine von ihnen der anderen Bescheid geben sollte, dass weitere Zeugenaussagen nicht mehr benötigt werden, sprang der Sohn des Angeklagten von der Zuschauerbank auf und sagte: "Die reden nicht miteinander."

(RP)
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