Hückeswagen Kirche wird Kolumbarium

Hückeswagen · Laut ist es in der sonst so stillen Johanniskirche geworden: In dem denkmalgeschützten Bau sind in diesen Tagen die Steinmetze und andere Handwerker am Werk. Der Umbau der Kirche zum Kolumbarium läuft auf Hochtouren.

 Dieter Möhring, Leiter des Gemeindeamtes, zeigt eines der geschlossenen Fächer, in die die Urnen gestellt werden.

Dieter Möhring, Leiter des Gemeindeamtes, zeigt eines der geschlossenen Fächer, in die die Urnen gestellt werden.

Foto: Hans Dörner

Der dicke rote Punkt auf weißem Papier im Schaukasten am Kirchplatz signalisiert, was die Geräuschkulisse schon verraten hat: Die Johanniskirche an der unteren Kölner Straße ist zur Baustelle geworden, die Bauaufsicht beim Kreis hat ihren Punkt und mithin den Segen dazu gegeben. Das Landeskirchenamt auch. Bei ihm mussten der Umbau und in der Folge die Entwidmung der Kirche als evangelische Predigtstätte beantragt werden.

Für alle offene Grabeskirche

An der Kirchenfassade informiert ein lilafarbenes Schild über das Projekt: Die Evangelische Kirchengemeinde macht aus dem Gotteshaus ein Kolumbarium. Es wird die erste Grabeskirche im weiten Umkreis sein. Jeder, gleich welcher Konfession oder Herkunft, auch von außerhalb, kann sich für ein Urnengrab in der Johanniskirche entscheiden, wenn er der Feuerbestattung den Vorzug vor der Beerdigung auf dem Friedhof gibt. Genau das tun zunehmend mehr Menschen auch im Bergischen Land.

"Wir haben schon besorgte Anfragen, ob überhaupt noch Platz sei im Kolumbarium", sagt Presbyterin Elvira Persian, die innerhalb des Leitungsgremiums der Gemeinde das Projekt von Anfang an vorangetrieben und betreut hat. Sie kann beruhigen: Die Nachfrage nach den Urnengräbern ist zwar schon jetzt, noch vor der Eröffnung des Kolumbariums, aus Sicht der Kirchengemeinde erfreulich rege, "voll" werden die Urnenwände aber noch lange nicht sein. Außerdem ist die kontinuierliche Erweiterung der Wände möglich.

Anders als in früheren Plänen und auch noch auf den Internetseiten der Kirchengemeinde dargestellt, werden die Urnenwände nicht an den Seiten des Kirchenschiffs neben den Bankreihen stegen, sondern vom Altar aus gesehen im hinteren Bereich, hinter den Bänken. Deshalb verändert der Kirchenraum seinen Charakter optisch kaum. Allerdings wird es künftig weniger Bänke und damit Sitzgelegenheiten in der Johanniskirche geben. Trauerfeiern werden dort aber weiterhin möglich sein.

Vor dem Altar steht derzeit ein schweres Teil, das wie ein kleiner Tresor aus Marmor aussieht. Es ist eine der Urnen-Nischen aus bearbeitetem Beton. Auf der Vorderseite kann eine individuell gestaltete Tafel angebracht werden — analog zum Grabstein auf dem Friedhof.

Die Urnen-Nischen werden alle gleich aussehen, in den Urnenwänden wird es keine besseren und schlechteren "Plätze" geben. "Das ist uns wichtig als Symbol, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und wir als Kirche sie als gleichwertig sehen", sagt Pfarrer Martin Haupt-Schott.

(RP)
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