Hückeswagen Kindern den Zugang zu Bildung sichern

Hückeswagen · Ab August 2013 kommt das Betreuungsgeld. Die Kitas in der Stadt sehen dem gelassen entgegen.

Seit Anfang November ist es beschlossene Sache: Das umstrittene Betreuungsgeld kommt. Die Regierungskoalition konnte sich bei der Abstimmung im Bundestag durchsetzen. Ab August 2013 können nun Eltern, die ihr Kind nicht in eine staatlich geförderten Kindertagesstätte geben, die monatliche Zusatzzahlung von 100 Euro abrufen. Aber was bedeutet die Einführung des Betreuungsgelds für Hückeswagen?

Angelika Vandenherz, Leiterin des evangelischen Kindergartens "Arche", hofft, dass das zusätzliche Geld auch tatsächlich bei den Kindern landet: "Die wenigsten Familien können es sich leisten, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Viele Familien sind auf das zweite Einkommen angewiesen. 100 Euro reichen da als Ersatz nicht aus." Sie sehe die Gefahr, dass das Geld in der Haushaltskasse verschwinde, anstatt für Zoo-Besuche und Bücher verwendet zu werden. Den Wunsch der Eltern, ihre Kinder selber zu betreuen und zu prägen, könne sie jedoch sehr gut verstehen.

Auch im katholischen Kindergarten Am Kamp betrachtet man das Betreuungsgeld nicht als akute Bedrohung. "Unsere Wartelisten sind nach wie vor gut gefüllt. Ich denke nicht, dass bei uns in Zukunft aufgrund des Betreuungsgeldes Plätze leer bleiben", sagt Leiterin Barbara Renzel. Zudem sei eine starke Nachfrage an Ganztagsbetreuung zu verzeichnen. "Von unseren 60 Kindern bleiben 40 über Mittag. Das zeigt, dass viele Mütter früh wieder in ihren Beruf einsteigen", ergänzt Renzel.

Als großen Vorteil von Kindergärten bezeichnet Beate Goller-Martin, Leiterin der Elterninitiative "Rappelkiste", den sozialen Umgang. "In der Gruppe lernen die Kinder voneinander, es geht viel um Rücksichtnahme, Freundschaft und Hilfsbereitschaft", sagt sie. Ob das Betreuungsgeld an den richtigen Stellen greife, werde erst die Zeit zeigen.

Bernd Block hingegen, Leiter des Awo-Kindergartens "Margarete Starrmann", vermutet hinter der Einführung des Betreuungsgelds "Strategie": "Inzwischen ist es fast klar, dass der Rechtsanspruch für U3-Kindergartenplätze nicht erreicht wird. Das Betreuungsgeld soll jetzt Beruhigung schaffen und Konfliktpotenzial ausräumen." Zum Hintergrund: Ab August 2013 haben Eltern von Kindern zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kita – so will es das Kinderförderungsgesetz (KiföG) von 2008. Außerdem könne er als Vater und Fachmann bestätigen, dass 100 Euro für die Kinderbetreuung nicht ausreichen. "Kinder brauchen den Kontakt zu Gleichaltrigen und den Zugang zu Bildungsangeboten. Wir als Kita können das bieten und somit gleiche Chancen beim Schuleinstieg gewährleisten."

Michael Kirch, Fachbereichsleiter für Soziales, Jugend und Familie, blickt positiv ins nächste Jahr. "Wir sind mit dem U3-Ausbau auf einem guten Weg. Die vorgegebene Quote von 35 Prozent werden wir vermutlich erfüllen können", sagt Kirch.

FRAGE DES TAGES SEITE C 2

(RP)
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