Hückeswagen "Junges Gemüse" vor dem Aus

Hückeswagen · Der Förderverein "Junges Gemüse", der Kindern aus bedürftigen Familien in der OGGS ein Mittagessen ermöglicht, steht vor der Auflösung. Durch das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes ist seine Arbeit hinfällig geworden.

 Vorsitzende Karin Wroblowski (l.) nahm für ihren Förderverein "Junges Gemüse" in den vorigen Jahren viele Spenden an. Jetzt steht der Verein vor der Auflösung – er wird nicht mehr benötigt.

Vorsitzende Karin Wroblowski (l.) nahm für ihren Förderverein "Junges Gemüse" in den vorigen Jahren viele Spenden an. Jetzt steht der Verein vor der Auflösung – er wird nicht mehr benötigt.

Foto: Hertgen (Archiv)

Die Mitglieder des Vereins treffen sich wohl nur noch einmal. Und auf der außergewöhnlichen Mitgliederversammlung am kommenden Mittwoch, 20. Juli, 19 Uhr, in der Gaststätte "Kö 3" geht es nur um einen einzigen Punkt: die Auflösung des Vereins. Das will der Vorstand um Vorsitzende Karin Wroblowski den Mitgliedern vorschlagen. Die entsprechende Einladung dazu haben sie in den vorigen Tagen erhalten.

2007 gegründet

2007 hatte sich "Junges Gemüse" auf Initiative der Rechtsanwältin und FDP-Ratsfrau Karin Wroblowski gegründet. Vereinszweck ist es, dass auch Kinder aus bedürftigen Familien, die in der offenen Ganztags-Grundschule (OGGS) betreut werden, ein warmes Mittagessen erhalten.

Dessen Kosten betragen je Mahlzeit zwischen zwei und drei Euro, so dass die Eltern im Monat dafür zwischen 40 und 60 Euro aufbringen müssen — zu viel für Eltern mit geringen Einkünften oder solchen, die Hartz IV beziehen. Die Alternative zu einem durch den Verein gefördertes Mittagessen wäre es, dass die Kinder nicht in der OGGS angemeldet werden können oder dort anderen Kindern beim Mittagessen zuschauen müssen.

Seit 2007 bezuschusste der Förderverein jedes Mittagessen von Kindern aus bedürftigen Familien mit 50 Cent, das Land steuerte einen Euro hinzu, einen weiteren Euro haben die Eltern als Eigenleistung zu tragen.

Letzteres bleibt auch weiterhin so, allerdings "haben die Bedürftigen nun die Möglichkeit, über das Jobcenter (früher Arge) Leistungen aus dem Bildungspaket rückwirkend ab Januar dieses Jahres zu beantragen", schreibt Karin Wroblowski in der Einladung für die Mitgliederversammlung.

Die Bundesregierung hatte Anfang 2011 das Bildungs- und Teilhabepaket beschlossen. Demnach haben bedürftige Familien die Möglichkeit, einen Zuschuss für jede Mahlzeit in der Schulkantine, im Hort oder in der Kindertageseinrichtung zu erhalten. "Die unserem Verein in den letzten Jahren zugeflossenen Mittel aus dem Landeszuschuss ,Kein Kind ohne warme Mahlzeit' ist zum 31. Juli 2011 ausgelaufen", schreibt die Vorsitzende. Mit gleichem Datum sei die mit der Stadt Hückeswagen geschlossene Kooperationsvereinbarung seitens der Stadt gekündigt.

Kritik an bürokratischem Weg

"Letztlich wird unsere Arbeit nun über das Bildungspaket aufgefangen", erläutert Karin Wroblowski. Der Vorstand schlägt daher die Auflösung des Vereins vor. Er bedauert, "dass die Bundesregierung nicht einen weniger bürokratischen Weg zur Übernahme der Kosten des Mittagessens gefunden hat". Der Vorstand sehe aber keine Möglichkeit, den Vereinszweck unter diesen Voraussetzungen aufrecht erhalten zu können.

(RP/rl)
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