Stadt Hückeswagen startet neue Bewerbungsrunde Designierter Juze-Leiter hat abgesagt

Hückeswagen · In sechs Tagen ist das Jugendzentrum im Brunsbachtal ohne Leitung. Der bereits eingestellte Nachfolger von Andrea Poranzke gab der Stadt wenige Tage vor seinem Einstieg einen Korb. Die muss nun eine neue Bewerbungsrunde starten.

 Die Leitung des Jugendzentrums im Untergeschoss der Mehrzweckhalle sollte zum 1. Februar neu besetzt werden. Doch der auserkorene Bewerber hat bei der Stadt seine Zusage rückgängig gemacht.

Die Leitung des Jugendzentrums im Untergeschoss der Mehrzweckhalle sollte zum 1. Februar neu besetzt werden. Doch der auserkorene Bewerber hat bei der Stadt seine Zusage rückgängig gemacht.

Foto: Stephan Büllesbach

Es waren schlechte Nachrichten, die Bürgermeister Dietmar Persian am Dienstagabend mit in die erste Sitzung des Sozialausschusses in diesem Jahr brachte: Die Leitungsstelle im städtischen Jugendzentrum bleibt weiterhin unbesetzt. Der Bewerber, den die Stadt als Nachfolger der langjährigen Leiterin Andrea Poranzke ausgewählt hatte, hat einen Rückzieher gemacht und der Stadt zu Beginn dieser Woche überraschend mitgeteilt, dass er sich nun doch für eine andere Stelle außerhalb von Hückeswagen entschieden hat. „Die Nachricht war schon sehr ernüchternd für uns“, sagte Persian. Nun muss das Bewerbungsverfahren also neu gestartet werden, das kann dauern. Schon bei der Stelle des Stadtplaners hatte die Stadt zu Monatsbeginn die gleiche Erfahrung machen müssen. Auch da hatte der Bewerber seine Zusage rückgängig gemacht (unsere Redaktion berichtete).

Das Grundproblem ist der Fachkräftemangel. Unter dem leidet der öffentliche Dienst und speziell die Kommunalverwaltung schon seit längerem in nahezu allen Fachbereichen. In der sozialen Arbeit ist er extrem ausgeprägt. Wer sich bewirbt, kann selbst als Berufsanfänger unter den attraktivsten Stellen auswählen, die weniger attraktiven bleiben dann eben unbesetzt. „Dass wir nun die Leitungsstelle erst einmal nicht besetzen können, ist durchaus eine Herausforderung für uns. Wir arbeiten aber daran, das schon reduzierte Angebot im Jugendzentrum auch weiter aufrecht zu erhalten“, sagte Persian. Ab kommendem Mittwoch, 1. Februar, ist die Leitung des Juze definitiv unbesetzt (s. Info-Kasten). Die Stelle muss nun erst einmal erneut ausgeschrieben werden – Ende offen.

Nachdem auch David Visse als pädagogischer Leiter des Jugendzentrums gekündigt hat, wurde auch die Stelle einer „pädagogischen Ergänzungskraft“ neu ausgeschrieben. Dafür liegen immerhin einige Bewerbungen vor, laut Verwaltung sind sie auch „durchaus vielversprechend“. Eine Entscheidung zur konkreten Stellenbesetzung ist aber noch nicht getroffen worden. Fazit: Ohne neue Leitung und zusätzliche pädagogische Fachkraft bleibt auch weiterhin offen, wie das Konzept der Zukunft für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Hückeswagen aussehen wird. So konnte auch die Frage aus dem Ausschuss, ob es im laufenden Jahr wieder das große zweiwöchige „Kinderdorf“ in den Sommerferien geben wird, von der Verwaltung nicht beantwortet werden. Wahrscheinlich ist es jedenfalls nicht.

Das „Kinderdorf“ war ein Herzensprojekt von Andrea Poranzke, galt in der gesamten Region als vorbildhaftes Ferienbetreuungsangebot und war bei Hückeswagener sowie auswärtigen Familien über Jahre hinweg ausgesprochen beliebt. Rund 175 Kinder, betreut von 60 Mitarbeitern, nahmen im vorigen Sommer daran teil. 2019, vor der Corona-Pandemie, waren es sogar gut 200. Finanziert wurden die Kosten, immerhin rund 70.000 Euro, aus Fördermitteln und vor allem durch Spenden von Unternehmen, örtlichen Parteien und vielen Privatleuten. Ob es auch in Zukunft noch ein „Kinderdorf“ geben wird, bleibt letztlich, wie das gesamte Konzept zur Neuausrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit, der neuen Leitung des Jugendzentrums überlassen – wenn sie denn endlich etabliert ist. Ziel der Verwaltung sei es jedenfalls, auch künftig in den Sommerferien ein über zwei Wochen laufendes Programm im Jugendzentrum anzubieten, unterstrich Mario Moritz.

Der Bedarf an offener Jugendarbeit ist jedenfalls gegeben, nicht nur in den Ferien, sondern das ganze Jahr über. Das wurde aus dem Bericht deutlich, den Andrea Poranzke und David Visse im Sozialausschuss vorlegten. Demnach wurden im zurückliegenden Jahr im Jugendzentrum im Brunsbachtal knapp 6000 Besucher gezählt, noch einmal über 1800 mehr als im Jahr zuvor. Vor allem die Zahl der Acht- bis Zwölfjährigen, die die Angebote nutzen, sei deutlich nach oben gegangen, hieß es in diesem letzten Bericht der aus dem Amt scheidenden Leitung. Für deren Arbeit bedankte sich stellvertretend für die gesamte Politik der Ausschussvorsitzende Stefan Mallwitz (SPD), der Blumensträuße an Andrea Poranzke und David Visse überreichte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort