Hückeswagen Internationaler Kopfkünstler

Hückeswagen · Frisörmeister Milan Kranjcec bereitet sich fürs Wochenende auf seine erste Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft vor. Dafür macht er Fingerübungen und trainiert die grauen Zellen für das Kombinieren von Farben.

Eine drüber legen, eine umschlagen: Klingt wie Stricken, ist es aber viel komplizierter. Frisör Milan Kranjcec von der Marktstraße übt für seine erste internationale Meisterschaft am 7. und 8. Oktober und legt die Strähnen der Hochsteckfrisur bereit. Der Frisörmeister kennt zwar alle Haartrends, doch nun muss er auf internationalen Parkett in Bulgarien beweisen wie gut. „Das ist irre spannend, gerade weil die Wahrnehmung von Farben und Formen schon eindeutig durch die Sehgewohnheiten im eigenen Land geprägt sind“, erklärt der 39-Jährige. Eine zweifarbige Hochsteckfrisur wird er in Bulgarien zeigen und einmal Schneiden und Föhnen – beides ist auf Zeit zu leisten. Deswegen gehören Fingerübungen auch für den erfahrenen Frisör, der sich auf weibliche Kunden spezialisiert hat, zum Trainingsprogramm.

Kleine „Übeltäter“

Das, was ihm bei den Landesmeisterschaften der Frisöre Anfang September in Dortmund passiert ist, „darf nicht noch einmal vorkommen. Ich hab’ ja so geschimpft mit mir. . .“, sagt Milan Kranjcec. 18 Minuten hatte er Zeit für eine Hochsteckfrisur, nach 16 war er schon und fertig und wahnsinnig stolz. Dann fiel der strenge Blick der Jury auf den Kopf seines Modells. Schnell waren die kleinen „Übeltäter“ gefunden: drei schwarze Halternadeln, die er nach dem Sprayen eigentlich noch hatte entfernen wollen. „Das hat mich den zweiten Platz gekostet. Aber der dritte ist natürlich auch super. Hauptsache, man weiß woran es lag und kann dran arbeiten“, sagt der 39-Jährige.

Stolz geht er in seinem Salon an den Urkunden der Meisterschaften vorbei, bei denen er schon ein sicheres Händchen beim Schneiden, Stecken und Föhnen gezeigt hat. Sein Weg führt zu seinem „Schatzkästchen“: dem Schrank, der in dem sich seine Farben befinden. „Neben der richtigen Hochstecktechnik ist die Farbe unheimlich wichtig“, sagt Kranjcec. Zwei Farben soll sie im bulgarischen Sofia bei der internationalen Meisterschaft haben. Jetzt ist Kopfarbeit statt Handarbeit angesagt: Vor seinem inneren Auge rasen die Haarmodels an ihm vorbei, die er schon selbst gestylt und die er bei Modeschauen gesehen hat.

Koffer im Geiste schon gepackt

Orange-rote Strähnen sind sein Favorit, doch dazu müsste in Sofia das passende Model gefunden werden. Denn: „Das Model, dem ich in Sofia die Haare hochstecken werde, darf ich erst dort casten. Ich kenne noch nicht ihren Hauttypen, ihre Augenfarbe und ihr Wesen. Deswegen muss ich eine Palette im Kopf zurechtlegen“, erklärt der Frisörmeister. Kunsthaar darf er nicht verwenden, aber alles andere Material nimmt er aus Hückeswagen mit nach Sofia. Den Koffer mit den Farben hat er im Geiste schon gepackt.

„Mein stärkster Gegener in Sofia wird die Zeit sein“, erklärt Kranjcec. Deswegen geht es zurück zur Fingerübung mit den Strähnen: eine drüber legen, eine umschlagen.

(RP)
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