Hückeswagen Interessanter Vortrag über Luthers Hauptwerk

Hückeswagen · Das Jahr 1520 ist für den großen Reformator Martin Luther ein besonders wichtiges gewesen. Denn schließlich sind in diesem Jahr, drei Jahre nach dem Thesenanschlag, Luthers drei Hauptwerke erschienen. Darunter auch sein wohl bekanntestes: "Von der Freiheit eines Christenmenschen". Genau von diesem Werk, seiner Entstehung und den Geschehnissen rund um seine Veröffentlichung sowie auch von der angespannten Situation in und um das Wittenberg und das Deutsche Reich des frühen 16. Jahrhunderts erzählte am Freitagabend im Heimatmuseum der Historiker Wilfried Egerland im zweiten Teil seines Vortrags zur Reformation; der erste Teil war bereits im März zu hören gewesen.

 Wilfried Egerland referierte im Heimatmuseum.

Wilfried Egerland referierte im Heimatmuseum.

Foto: hertgen (archiv)

Veranstaltet wurde der Abend vom Bergischen Geschichtsverein, etwa 30 Besucher waren gekommen. Egerland, selbst lange Jahre Mitglied im Bergischen Geschichtsverein und mittlerweile in Würselen bei Aachen wohnhaft, berichtete zunächst davon, dass das Werk im Grunde genommen eine Rechtfertigungsschrift sei, die Luther veröffentlichen musste, um den Ärger mit der Katholischen Kirche abzudämpfen, den er sich durch den Thesenanschlag eingehandelt hatte. "Es gab zwei textlich identische Fassungen, eine auf Deutsch, die andere auf Latein", sagte Egerland. Der lateinischen habe noch ein offener Brief an den damaligen Papst Leo X. beigelegt. In "Von der Freiheit eines Christenmenschen" werde der Kerngedanke Luthers reformatorischen Gedankenguts auf den Punkt gebracht, sagte Egerland weiter: "Sola fide - der Glaube allein. Und dass ein wirklicher Christenmensch innerlich frei ist - das sind zwei Sätze, die ganz klar gegen die Kirche gemünzt sind." Der Historiker brachte es auf den Punkt: "Wofür braucht man eine Kirche, wenn der Glaube alleine genügt?"

Auch wurde deutlich, wie sich Luther absicherte: "Die ganze Schrift ist mit Rückgriffen auf die Bibel gefüllt", sagte Egerland. Das sei für Luther selbstverständlich gewesen und eben auch eine Absicherung: "Wenn es in der Bibel steht, dann könne er nicht belangt werden, so dachte Luther", sagte der Historiker.

Um die Bedeutung des Werks hervorzuheben, verwies Egerland auf den evangelischen Theologen Heinz Zahrnt, der gesagt hatte, dass "Von der Freiheit eines Christenmenschen" die "frömmste unter Luthers reformatorischen Schriften" sei: "Das kann ich nicht beurteilen, aber es ist auf jeden Fall Luthers wichtigste." Denn selbst wenn uns der Reformator heute fremd geworden sei, könne diese Schrift uns heute noch etwas sagen, betonte Egerland.

(RP)
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