Hückeswagen Inklusion praktisch: Alle in einem Boot
Hückeswagen · Kanufahren ist beliebt, auch bei Behinderten. Dabei können sie den Rollstuhl oder Gehhilfen an Land lassen und einfach mal übers Wasser paddeln, ganz normal wie alle anderen auch. Denn hier sitzen sie mit anderen, nicht Behinderten im selben Boot. Da hilft jeder jedem, das Team ist gefragt. So war's auch am Samstag an und auf der Bever. Rund 20 Jugendliche des Technischen Hilfswerks waren der Einladung der Rehabilitations- und Behindertensportgemeinschaft (RBS) gefolgt, gemeinsam mit behinderten Kindern und Jugendlichen und unter Anleitung von Kanuprofi Edgar Begier über die Talsperre zu paddeln.
Der Schnupperkursus im Kanufahren sollte vor allem Spaß machen. Ein Spaßverderber war allerdings das Wetter. Wegen des Regens hatten viele behinderte Kinder und Jugendliche abgesagt. "Es ist zwar schade, aber ich kann es verstehen", sagte die RBS-Vorsitzende Brigitte Thiel. "Die Gesundheit geht natürlich vor." Eine gehbehinderte junge Frau zögerte nicht lange, zog die Weste an und begab sich in einen Schalensitz, der zur besseren Stabilität ins Kanu eingebaut war. In Begleitung von vier Jungen vom THW paddelte sie im blauen Kanu davon, Übungsleiter Begier im roten Kanu hinterher. So etwas zu sehen, freut Brigitte Thiel immer wieder. "Es ist einfach schön, wie sich die Jugendlichen freuen, wenn sie sehen, dass sie trotz ihrer Behinderung mithalten können." Es gehe darum, sie zu ermutigen, zu fördern und ihnen die Chance zu geben, sich selbst auch sportlich etwas zuzutrauen.
Bereits zum sechsten Mal bot die RBS diesen Kanu-Schnupperkursus an. Einige frühere Teilnehmer haben inzwischen Geschmack am Kanufahren gefunden und kommen immer wieder, fahren sogar auch zum Niederrhein, um dort zu paddeln.
Thiels Sohn Christian ist das beste Beispiel dafür, dass Behinderte ohne Probleme und ganz normal am Vereinsleben teilnehmen können: Seine geistige Behinderung hielt den heute 29-Jährigen nicht davon ab, vor 15 Jahren dem THW beizutreten. Seitdem unterstützt er seine Kollegen bei der Jugendarbeit.
"Wenn man sich einmal mit Behinderten beschäftigt, dann verfliegen schnell die Unsicherheiten im Umgang mit ihnen", weiß Brigitte Thiel. "Auch ich, obwohl ich täglich mit Behinderten zu tun habe, stoße hier und da mal an meine Grenzen, wenn ich mich zum Beispiel mit Gehörlosen nicht verständigen kann. Zur Not greifen wir dann eben zu Stift und Papier. Bislang haben wir jedenfalls noch immer eine Lösung gefunden. Man muss es nur wollen."