Hückeswagen/Radevormwald Inklusion an den Schulen gerät ins Stocken - Förderschulen wachsen

Hückeswagen/Radevormwald · Mit Beginn des neuen Schuljahres wird im Sommer die "Förderschule Nordkreis" ihren Betrieb aufnehmen. Dahinter steht der Zusammenschluss der größeren Erich-Kästner-Schule (EKS) und der kleineren Armin-Maiwald Schule.

Hauptstandort wird das EKS-Gebäude in Hückeswagen. Das Schulgebäude in Radevormwald wird von einer bislang eigenständigen Förderschule zum Teilstandort. Für die betroffenen Schüler soll sich durch die neue Organisationsform nichts ändern, der Unterricht läuft nach dem gleichen pädagogischen Konzept wie bisher und ist vor allem ausgerichtet auf Kinder mit Förderbedarf im sozialen und emotionalen Bereich.

Der gegenseitige Kennenlernprozess sei bislang gut verlaufen, berichtete Schulleiterin Renate Mohr jetzt im Hückeswagener Schulausschuss. Es habe gemeinsame ganztägige Konferenzen der Kollegien gegeben, außerdem auch einen Elternabend für die Väter und Mütter der Kinder aus Radevormwald und Hückeswagen. Gemeinsames Ziel sei es, den Teilstandort in Rade dauerhaft zu erhalten. Dazu müssen mindestens 72 Kinder dort unterrichtet werden, derzeit sind es 80. Die Sicherung des Standorts werde letztlich nur durch ein gutes pädagogisches Konzept möglich, sagte Mohr. Daran werde gemeinsam intensiv gearbeitet - und erfolgreich: "Alle Kollegen sind hoch motiviert."

Die Gefahr sinkender Schülerzahlen sieht Renate Mohr derzeit allerdings nicht. Die aktuelle Entwicklung sei eher gegenläufig. Der Grund: Die politisch gewollte Inklusion von Förderschülern an den Regelschulen stecke landesweit "im Stau". Folge sei, dass viele Schüler, die in den Vorjahren an Regelschulen wechselten, inzwischen wieder an die Förderschule zurückgekehrt sind oder das in Kürze tun werden. Verantwortlich ist dafür aus Mohrs Sicht vorrangig die knappe Personalausstattung an den allgemeinbildenden Schulen, vor allem im Sekundarbereich (ab Klasse 5). Sie verhindere eine ausreichende sonderpädagogische Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf an den Regelschulen.

Diese Einschätzung teilen die Kollegien an den weiterführenden Schulen. Christiane Klur, Rektorin der Städtischen Realschule in Hückeswagen, drückte es im Ausschuss unmissverständlich aus: "Inklusion ist heutzutage eine Mangel-Verwaltung."

Für die neue "Förderschule Nordkreis" bedeutet das in ganz NRW zu beobachtende Stocken des Inklusionsprozesses, dass aktuell zum Beispiel am Standort der Erich-Kästner-Schule bis zu 18 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden. Normalerweise waren es bisher maximal zwölf Kinder. Um dennoch eine gute und auch individuelle Förderung zu gewährleisten, werden alle Klassen aber grundsätzlich von zwei Lehrern gleichzeitig unterrichtet und betreut, sagte Renate Mohr.

(bn)
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