Junkernbusch Eine kleine Hofschaft verwandelt sich

Hückeswagen · Noch gibt es in Junkernbusch nur drei Häuser. Derzeit entsteht nebenan allerdings das neue Gewerbegebiet West 3.

 Klaus Düring interessiert sich für die Geschichte des Orts, dessen Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. In den Händen hält er eine Flurkarte aus Junkersbusch aus dem Jahr 1845.

Klaus Düring interessiert sich für die Geschichte des Orts, dessen Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückgehen. In den Händen hält er eine Flurkarte aus Junkersbusch aus dem Jahr 1845.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Im Moment brauchen Klaus Düring und seine wenigen Nachbarn wirklich gute Nerven. Eine Ahnung davon bekommt man, wenn man ihn in Junkernbusch besuchen möchte. Denn in der an sich sehr beschaulichen und vor allem kleinen Ansiedlung zwischen Kammerforster Höhe und Heidt ist seit einigen Wochen Ausnahmezustand. „Die Bauarbeiten für das neue Gewerbegebiet West 3 sind in vollem Gange, mit sauberen Füßen kommt man kaum von hier weg. Vor allem dann nicht, wenn es regnet“, sagt der 84-Jährige. Außerdem ist es derzeit entsprechend laut, Bagger und Lastkraftwagen können eben nicht leise arbeiten.

Sein Grundstück sei zwar groß genug, so dass er später von den angesiedelten Unternehmen hoffentlich nicht viel mitbekomme, es sei aber schon ein extremer Wandel, den die Hofschaft mit den drei Häusern derzeit durchmache. Allerdings seien die Mitarbeiter der Baufirmen sehr hilfsbereit und bemüht, betont der 84-Jährige. „Thomas Vöpel vom Gartenmarkt feierte kürzlich Geburtstag und hat die Nachbarschaft eingeladen – die Bauarbeiter haben uns dann eigens einen kleinen Schotterweg angelegt, damit man einigermaßen trockenen Fußes zum Greenhouse kam“, sagt Düring.

Diese Art der Nachbarschaftshilfe – auch wenn die Bauarbeiter nur temporäre Nachbarn sind – zieht sich durch die kleine Ortschaft. „Zwischen den Anwohnern in Junkernbusch und denen in Heidt besteht ein sehr gutes Verhältnis“, sagt der 84-Jährige. So hätten etwa für die Feier der Goldenen Hochzeit der Dürings im Jahr 2009 Anwohner aus beiden Ortschaften das Haus sehr schön geschmückt. Und natürlich sei im Anschluss auch ordentlich gemeinsam gefeiert worden. Insgesamt sehe er dem weiteren Verlauf der Bauarbeiten recht gelassen entgegen, auch wenn er hoffe, dass kein allzu strenger Winter anstehe. „Meine größte Sorge ist, dass gerade ein großes Loch in der Straße ist – und dann der Winter kommt“, sagt der 84-Jährige.

Auch wenn Düring kein ausgemachter Hobbyhistoriker ist, hat er sich doch für die Geschichte des Orts interessiert, in den er vor 60 Jahren eingeheiratet hatte. „Ich bin Wermelskirchener, meine Frau war eine geborene Weyer. Die Wurzeln der Familie gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück“, sagt der 84-Jährige. Damals habe der Ort noch Busch geheißen. Die Legende gehe dahin, dass seinerzeit ein Junker auf der Durchreise Station in Busch gemacht habe. „Ob das stimmt und was dann damals vorgefallen ist, dass man die Ortschaft direkt umbenannt hat, weiß ich nicht. Aber angeblich soll Junkernbusch an einen Junker in Busch erinnern“, sagt Düring.

Ein befreunderter Finanzbeamter habe ihm vor einigen Jahren dabei geholfen, eine kleine Ahnentafel zu erstellen, die bis ins Jahr 1630 zurückreicht. „Er konnte dazu in seinen Archiven nachsehen und hat eine ganze Menge an Unterlagen gefunden“, sagt Düring. Dabei sei die Geschichte der Familie Weyer, ganz im Gegensatz zu heute, nicht so friedlich und harmonisch gewesen, wie der 84-Jährige schmunzelnd sagt: „Die Weyers waren über die Jahrhunderte immer zerstritten. Als ich meine Frau heiratete, hat einer meiner neuen Verwandten gesagt: Wie gut, endlich kommt wieder jemand Neues hinzu“, erinnert sich Düring.

Bis zu seiner Pensionierung war der 84-Jährige Kaufmann und Teilhaber der Firma Plastform GmbH. „Wir haben Werkzeuge für die Kunststoffindustrie hergestellt“, sagt Düring. Beruflich habe er dabei sowohl in Frankfurt und München als auch in Köln und Düsseldorf gewohnt und gearbeitet. Die Großstädte habe er aber, gerade auch im Gegensatz zur Einsamkeit in Junkernbusch, nie wirklich schön gefunden. „Ich könnte da nicht auf Dauer wohnen. Ich will von Junkernbusch nicht mehr weg.“

Es sei zum einen das Ländliche, das ihm so gefalle. Aber auch die gute Nachbarschaft. „Als meine Frau vor sieben Jahren gestorben ist, haben sich zwei Frauen aus der Nachbarschaft direkt den Tag freigenommen und sich um mich gekümmert“, sagt er und lächelt wieder.

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