Bildung in Hückeswagen Chinesisch lernen am Berufskolleg

Hückeswagen · Seit diesem Schuljahr kann am Berufskolleg Chinesisch als zweite Fremdsprache gelernt werden. Der Unterricht wird von Yangqing Tabacchi erteilt. Der Sinn erschließe sich meist durch den Kontext, erklärt sie.

 Lehrerin Yanqing Tabacchi und Cedric Schmidt (19) üben an der Tafel die ersten Schritte in die Sprache Chinas.

Lehrerin Yanqing Tabacchi und Cedric Schmidt (19) üben an der Tafel die ersten Schritte in die Sprache Chinas.

Foto: Jürgen Moll

Beim Blick auf die Tafel im Unterrichtsraum des Berufskollegs im ehemaligen Marienhospital wird einem klar – hier geht es nicht um Betriebswirtschaft, Englisch oder Deutsch. Die Schriftzeichen, die Yanqing Tabacchi aufmalt, haben mit lateinischer Schrift nichts zu tun. Die 55-Jährige unterrichtet seit diesem Schuljahr Chinesisch als zweite Fremdsprache. China ist eine wirtschaftliche und technologische Großmacht, für Unternehmen ist es praktisch ein Muss, im Reich der Mitte Präsenz zu zeigen. Für das Team um Schulleiter Gunnar Mühlenstädt ist somit schnell klar gewesen, dass es für die Schüler am Berufskolleg nur von Vorteil sein könne, zumindest einen chinesischen Grundwortschatz zu beherrschen. „Damit könnten sie sich dann etwa im Rahmen eines Praktikums verständigen“, sagt Mühlenstädt.

Yanqing Tabacchi ist Muttersprachlerin und wurde in Peking geboren. Seit 30 Jahren lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Zudem hat die 55-Jährige umfangreiche Vorerfahrungen als Chinesisch-Lehrerin. „Ich habe schon an vier verschiedenen Gymnasien in der Oberstufe und der Sekundarstufe Chinesisch unterrichtet. Im Berufskolleg in Hückeswagen sind derzeit 15 Schülerinnen und Schüler in einem Kursus“, sagt sie. Der Kontakt sei auch über eine der vorherigen Arbeitsstellen am Röntgen-Gymnasium in Remscheid zustande gekommen. Dort hat sie den stellvertretenden Berufskollegs-Leiter – und damaligen RöGy-Lehrer – Heinz Dörpinghaus kennengelernt. „Der Chinesisch-Unterricht ist schon aufwändig für die Schüler, da die Sprache kein Alphabet kennt. Es sind Bilder, aber die Schriftzeichen alleine sagen noch nicht, wie man sie aussprechen muss. Es gibt vier verschiedene Töne, die man für jedes Schriftzeichen kennen muss, da sie alle eine andere Bedeutung haben“, sagt Yanqing Tabacchi.

Allerdings sei Chinesisch auch eine Kontextsprache. „Daher kommt es auch eher selten zu tatsächlichen Missverständnissen. Denn durch den Kontext kann man gut verstehen, worum es geht“, sagt die 55-Jährige. Da erscheint es dann nicht mehr ganz so überwältigend, wenn man bedenkt, dass es insgesamt über 200.000 Schriftzeichen gibt. „Die Zahl ist sowieso nicht relevant, das größte Wörterbuch hat um die 80.000 – und im Alltag braucht man zwischen 1000 und 1500 Schriftzeichen“, sagt die Chinesisch-Lehrerin. Viele der anderen Zeichen seien entweder veraltet oder zu speziell, so dass sie im Alltag keine Rolle spielten.

Der Unterricht bestehe zu Beginn des Schuljahres vor allem aus verschiedenen Übungen. „Ich erkläre zunächst die Unterschiede zwischen den europäischen und der chinesischen Sprache. Man muss Geduld haben und die Schüler immer und immer wieder ermutigen und motivieren. Ich versuche, im Unterricht eine lebendige Atmosphäre zu schaffen“, sagt Tabacchi. Man müsse im Austausch und aktiv dabeibleiben. „Es gibt ja jetzt noch kein Richtig und Falsch. Wenn ich merke, dass sich ein Schüler sehr passiv verhält, vielleicht auch aus Angst vor der unbekannten Sprache, dann versuche ich, ihn ein wenig zu fördern“, sagt die Chinesisch-Lehrerin.

Insgesamt komme das neue Angebot aber gut bei den Schülern an. So etwa bei Cedric Schmidt, der vor dem Berufskolleg beinahe schon einmal Unterricht bei Yangqing Tabacchi gehabt hätte. „Ich war am Röntgen-Gymnasium und habe dort mein Abitur gemacht“, sagt der 19-Jährige. Er habe zwischen Chinesisch und Spanisch wählen können und habe sich für Spanisch entschieden. „Der Fokus im Unterricht liegt bei der Begrüßung, wir bekommen auch Einblicke in die Kultur“, sagt der angehende Industriemechaniker. Es sei ein recht lockerer Unterricht, der ihm gut gefalle. „Ich bin mit keiner bestimmten Vorstellung herangegangen, ich wollte mich einfach einmal näher damit beschäftigen“, sagt der 19-Jährige.

Sabrina Kutschewski ist angehende Zerspanungsmechanikerin. Die junge Frau sagt, dass eine zweite Fremdsprache auf keinen Fall schaden könne. „Ich selber habe an der Schule nur Englisch als Fremdsprache gehabt. Mir ist es daher wichtig, noch eine zweite Fremdsprache dazuzulernen“, sagt die 19-Jährige. Im Moment würden sie im Unterricht die Basics lernen, es würde noch mehr gesprochen als geschrieben. „Unsere Lehrerin schreibt es auf und wir sprechen es nach“, sagt Sabrina Kutschewski. Der Unterricht sei sehr abwechslungsreich, auch weil die Aussprache oft ganz unterschiedlich sei – und für europäische Ohren sowieso sehr ungewohnt. „Das klingt dann manchmal schon fast witzig“, sagt die 19-Jährige.

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