Ingo Oschmann Humorvolle Suche nach der Wahrheit

Hückeswagen · Ingo Oschmann präsentiert am Freitag, 18. Dezember, 20 Uhr, sein aktuelles Programm "Hand drauf" in Wermelskirchen.

 Ingo Oschmann wurde bekannt durch die TV-Casting-Show "Star Search", deren erste Staffel er im Jahr 2003 gewann.

Ingo Oschmann wurde bekannt durch die TV-Casting-Show "Star Search", deren erste Staffel er im Jahr 2003 gewann.

Foto: Katt

Herr Oschmann, Sie treten am Freitag in Wermelskirchen auf. Ihr Programm heißt: "Hand drauf". Wem wollen Sie die Hand auflegen?

Oschmann (lacht) Es heißt "Hand drauf" und nicht "Hand auf". Gemeint ist die Floskel, wenn man eine Vereinbarung oder einen Vertrag abschließt.

Und wie zieht sich diese Floskel durch Ihr Programm?

Oschmann Inhaltlich geht es dabei ums Lügen. Ich greife gerne "kleine Themen" auf, die dann viel wichtiger werden, als man denkt.

Die große Politik kommt also nicht vor?

Oschmann Ich habe keine Lust, über die große Politik zu reden. Weil: Ich kann's eh nicht ändern.

Was glauben Sie, kann man denn ändern?

Oschmann Seine eigene Einstellung. Zum Beispiel ist mir aufgefallen, dass unheimlich viel gelogen wird. Und man macht sich keinen Kopf darum, welche Auswirkungen das hat. Man selbst glaubt ja, es betreffe einen nicht. Bekommt man's dann aber mit, dann trifft einen das unheimlich.

Ich glaube, dass jeder Mensch lügt. Und Sie doch auch, oder?

Oschmann Wir lügen alle im Schnitt 250 Mal am Tag. Ich rede in meinem Programm über mich. Und im zweiten Teil darüber, dass man sich selbst belügen kann. Damit kann sich niemand angesprochen fühlen. Vor allen Dingen, weil es sehr, sehr lustig ist. Und das Publikum denkt: "Woher kennt der Oschmann meine Geschichte?" Ich mache es also anders als beim politischen Kabarett oder der gesellschaftskritischen Satire, wo man immer sofort angegriffen wird. So wird's dann extrem lustig. Es wird viel improvisiert. Zum Beispiel bei einem Lügentest, bei dem das Publikum selber herausfindet, wer auf der Bühne lügt und wer die Wahrheit sagt. Dabei kommt dann heraus, dass es unglaublich irre ist, wie einfach ein Lügner zu entlarven ist.

Sie arbeiten also mit dem Publikum?

Oschmann Ja.

Muss man dann Angst bei Ihnen haben, in der ersten Reihe zu sitzen?

Oschmann Überhaupt nicht. Ich bin ja ein Netter. Mir ist Respekt sehr wichtig. Daran halten sich nicht alle Kabarettisten. Ich finde es unmöglich, Leute aus dem Publikum herauszuziehen und dann fertigzumachen. Ich finde es zum Beispiel auch respektlos, auf die Bühne zu gehen und zu sagen, die Politiker seien doof und sie machten alles falsch.

Aber Sie suchen sich Leute aus dem Publikum aus?

Oschmann Ja, vier Leute. Die kommen auf die Bühne und lügen oder sagen die Wahrheit.

Und wenn jemand nicht will?

Oschmann Dann kommt er eben nicht. Niemand braucht Angst zu haben. Es ist meine Aufgabe, die Leute locker zu machen. Ein schönes Beispiel: Eine arbeitslose, einsame Dame - nicht gerade mit einer Topmodel-Figur - stand mit mir auf der Bühne. Ein halbes Jahr später sagte sie mir, dass diese Erfahrung, nicht ausgelacht zu werden wegen ihrer Unzulänglichkeiten und miteinander Spaß zu haben, sie motiviert habe. Jetzt hat sie einen Mann, ein Kind und einen Job.

In Ihnen scheint ein Therapeut zu stecken.

Oschmann Wenn Sie darunter auch einen freundlichen, respektvollen, bewussten und humorvollen Umgang miteinander verstehen, werden Sie recht haben. Obwohl es eigentlich selbstverständlich sein sollte. Aber nur so kann ich es erreichen, dass dieser Abend in der Kattwinkelschen Fabrik zu etwas Besonderem wird. Dass es sich für die Leute gelohnt hat, dorthin zu kommen. Und das klappt nur, wenn alle gemeinsam an diesem Abend mitwirken. Und man keine Angst haben muss.

Ist es ein Programm für die ganze Familie?

Oschmann Absolut. Etwa ab acht Jahre.

Wie bezeichnen Sie sich selber?

Oschmann Als Unterhalter. Da ist alles drin: Komik, launiger Vortrag, Zauberei, Improvisation. Ich schreibe ja auch Bücher, und dieser Begriff beinhaltet all diese Sachen.

Wie sind Sie auf Ihre Art des Humors gekommen?

Oschmann Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich Defizite kompensieren kann, wenn ich Menschen für mich gewinnen kann. Und zwar mit meinem Humor. Und das ist viel schöner, als sich zu ärgern. Außerdem kommt man so auch weiter. Lachen entspannt. Das Publikum wird es auch in Wermelskirchen merken: Zweieinhalb Stunden lang alle Sorgen, Ängste und schlechten Nachrichten vergessen.

BERND GEISLER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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