Hückeswagens Partnerstadt Etaples im September Widerstand gegen Windkraft

Etaples · Auch die Fischer aus Hückeswagens Partnerstadt Etaples lehnen Offshore-Parks in ihren Fanggewässern ab – und damit die Initiative ihres Präsidenten.

Solche Offshore-Windradparks, wie in der Ostsee, sollen künftig vermehrt an Frankreichs Küsten entstehen. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Solche Offshore-Windradparks, wie in der Ostsee, sollen künftig vermehrt an Frankreichs Küsten entstehen. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Erneuerbare Energie, gewonnen durch Windkraft und als Alternative zum Verbrauch fossiler Ressourcen oder mittels Kernkraft erzeugtem Strom, findet immer mehr Zustimmung. Wenn allerdings die Rotoren in der Nachbarschaft von Haus und Garten rauschen oder das landschaftliche Panorama stören, stoßen sie auf wenig Gegenliebe. Diese Art Hassliebe, die in Deutschland schon seit vielen Jahren bekannt ist, ist in Frankreich relativ neu: Während hierzulande die Stromerzeugung durch Windkraft recht fortgeschritten ist und allgemeinhin akzeptiert wird, empfinden viele Franzosen diese „Ungetüme“ als Ärgernis. Radikale Politiker wie Marine le Pen sind sogar bereit, den Unmut der Wähler zu nutzen und ihnen die Abschaffung der éoliens zu versprechen.

Präsident Emmanuel Macron lässt die Windräder nun dort installieren, wo sie nur wenig Kritik erregen. So soll künftig auf dem Meer ein Teil des nationalen Strombedarfs mit Windkraft erzeugt werden. Am 22. September besichtigte er einen Offshore-Park auf der Banc de Guérande vor dem bretonischen Hafen Saint-Nazaire. Eine zweite Anlage soll Ende dieses Jahres vor der Küste des Calvados in Betrieb gehen. Die Einweihung dieses ersten Windparks mit 80 fest verankerten Masten für Rotorblätter war für den Präsidenten Anlass, in puncto erneuerbare Energien ein höheres Tempo zu verkünden.

In Frankreich dauert die Spanne von der Planung bis zur Inbetriebnahme eines Windparks zehn Jahre, in Deutschland erfordert diese Prozedur nur die Hälfte der Zeit. Der Präsident legte daher noch im Vormonat dem Parlament ein Gesetz zu Beschleunigung des Ausbaus von Techniken zur Gewinnung erneuerbarer Energien vor. Das Nachbarland verfügt mit seiner über 7000 Kilometer langen Küstenlinie über viele günstige Standorte für den Bau solcher Parks. Unter den sieben geplanten sind welche vor Saint-Brieuc in der Bretagne, vor dem normannischen Courseulles-sur-Mer und vor Fécamp vorgesehen. Im Mittelmeer denkt man an die Anlage zweier anders konzipierter Windparks. Diese würden auf schwimmenden Inseln Strom erzeugen, deren Anlagen lägen entfernter vom Land, und die Windkraft würde noch besser genutzt.

Ein längerer Konflikt wegen der ungeliebten Rotormasten auf dem Festland schien mit den Windparks auf See fürs Erste vermieden worden zu sein, aber an der Küste regt sich neuer Ärger. Mit den Fischern in der Bretagne gab es bereits Diskussionen wegen der Ansammlung von Windrädern vor Saint-Brieuc. Nun machten auch ihre Kollegen in Boulogne und Hückeswagens Partnerstadt Etaples-sur-Mer mobil, sollen doch auch südlich der Côte d’Opale Offshore-Parks verankert werden. Vorgesehen ist ein solcher im Mündungsgebiet der Seine auf der Höhe zwischen Dieppe und Le Tréport. Der Grund für die Besorgnisse ist, dass die vermeintlich so weite und freie See für die Belange des Fischfangs kleiner wird. Am Eingang des Ärmelkanals, wo besonders seit dem Brexit die englischen Fangreviere geschützt werden, ist der Aktionsradius für die französischen Kutter insbesondere eingeschränkt.

Im Mai 2021 alarmierten Vertreter der Fischer, unterstützt von Etaples ehemaligen Bürgermeister Philippe Fait und seinem Amtskollegen Daniel Fasquelle aus Le Touquet, die Öffentlichkeit. In seiner Kritik der Offshore-Parks verstieg sich letzterer zu der Bemerkung, dass kein Tourist am Strand Lust auf ein Panorama von Sonnenuntergang mit Windrädern hätte. Die Einwände der Fischer klangen da schon sachlicher: Sie wiesen auf die Gefahren für den Netzfang innerhalb der Gewässer des Parks hin und beklagten, dass ihr Rat beim Planungsverfahren bislang nicht gehört worden sei. Es ist fraglich, ob diese Bedenken angesichts Macrons Eile bei der Beschaffung erneuerbarer Energien noch willkommen ist.

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