Hückeswagens Partnerstadt Etaples im Januar Das neue Jahr wurde eiskalt begrüßt
Etaples · Im Nachbarort von Hückeswagens Partnerstadt Etaples stürzten sich viele Mutige am ersten Tag des Jahres in die kalte Nordsee. Noch mehr betrachteten das bunte Treiben gut verpackt vom Strand aus.
Die Lufttemperatur betrug zwölf Grad, ungewöhnlich mild für dieses Jahreszeit, und die des Wasser lag nur wenig darunter. Vielleicht hat das am Neujahrstag Dutzende fröhlicher Menschen ermuntert, sich bei kräftigem Wind in die Fluten zu stürzen: Der Schauplatz war der Strand von Le Touquet-Paris Plage, dem Badeort an der Küste vor Hückeswagens Partnerstadt Etaples-sur-Mer. Als wolle man das neue Jahr mit Mut, Entschlossenheit und vor allem mit Fröhlichkeit beginnen, den ersten Schock einer nasskalten Welle am Leib inklusive, so beseelt und jauchzend sprangen die „nordistes“, wie sie hier heißen, ins bewegte Meer und tummelten sich. Das Ganze hatte auch etwas Karnevaleskes, denn die Schwimmanzüge waren bunt gemustert und von allen möglichen Motiven inspiriert. Und wer auf dem Kopf fror, der trug noch sein Nikolausmützchen.
Weitaus größer als die Schar im Wasser war die Menge der Schaulustigen, die am Seglerzentrum die Kleidung der Badenden sowie wärmende Laken bereithielten. Dennoch war hier nicht selten ein „Die spinnen, die Cht’is“ zu hören, wobei das verständnislose Kopfschütteln längst nicht mehr zeitgemäß ist. Diese einmal äußerlich angewandte feucht-fröhliche Tradition des Neujahrsschwimmens gewinnt mehr und mehr Anhänger – und das nicht nur hier an der Küste, wo das Wasser zu jeder Jahreszeit zu einem Rendezvous einlädt.
Zu diesem Treffen finden sich am Strand von Dünkirchen seit dem Jahr 2000 im Pas-de-Calais Menschen zusammen, die regelmäßig bei jedem Wind und Wetter ins Meer gehen. Le bain des Givrés, das eiskalte Bad, wie sie den Klubzweck benennen, macht seine Mitglieder geradezu süchtig, für einige wenige Minuten Meeresluft und Wasserkälte zu genießen. Wie ein Kick, so schwärmen sie, kommt einem dieser Kontakt vor, der durch alle Glieder fährt und den Körper belebt. Und der kalte Wind sei mit einem derart rasch aufgeheizten Leib längst nicht so heftig zu spüren. Sicherlich eint die Liebhaber des Kaltbadens auch ein mentales Erlebnis, bei dem viel Adrenalin im Spiel ist sowie die Befriedigung, etwas für die Gesundheit getan zu haben, nachdem erst einmal der innere Schweinehund besiegt worden ist.
Weitaus mehr Überwindung dürfte es Romain Vandendorpe aus Wattrelos unweit von Lille gekostet haben, mehr als zweieinhalb Stunden in einem mit Eis gefüllten Plexiglascontainer auszuharren. Das war im Dezember 2020, als er den Weltmeistertitel in dieser Disziplin errang. Seine Aktion war gedacht, um für die Behandlung eines krebserkrankten Mädchens Geld zu sammeln. Dabei war der Franzose angetreten, den Rekord von Wim Hof zu brechen. Der „Eismann“ hatte 2011 in einem Behälter voller Eiswürfel knapp zwei Stunden gestanden. Sonst von sich reden gemacht hatte der Holländer, weil er, nur mit Sandalen und kurzer Hose bekleidet, durch Hitze- und Kälteregionen, die Wüste Namib oder die Gletscher am Kilimandscharo lief.
Für den weniger extremen Alltag empfiehlt Fitnesstrainer Vandendorpe regelmäßiges kaltes Duschen. Dieses Verfahren reduziere das Risiko von Entzündungen, überhaupt sei es ein Training gegen Alltagsstress. Es fördere Herz- und Atemfrequenz, und der muskuläre Tonus würde gestärkt. Beim Kontakt mit kaltem Wasser ist es wichtig, betont der Eisspezialist, dies sofort und mit dem ganzen Körper zu tun, danach erst kommt der Kopf.
Ob Eisschwimmen oder Dusche, die Prozedur macht fröhlich und bringt gute Laune. Das reicht zwar nicht für das ganze Jahr, für den kommenden Tag genügt das aber allemal.