Hückeswagens Partnerstadt Etaples im Monat Juni Von Etaples in die Nationalversammlung
Etaples · Die Partnerstadt braucht einen neuen Bürgermeister: Der bisherige Amtsinhaber Philippe Fait sicherte sich im zweiten Wahlgang die Mehrheit im Stimmbezirk Nord/Pas-de-Calais die Mehrheit und ist nun Mitglied der Nationalversammlung.
Am vergangenen Montag bezog Philippe Fait, bis dato Bürgermeister von Hückeswagens Partnerstadt Etaples-sur-Mer, sein neues Büro in Paris. Er ist nun fünf Jahre lang Abgeordneter der französischen Nationalversammlung und vertritt einen Wahlkreis im Departement Nord/Pas-de-Calais. Auch in einem zweiten Wahldurchgang ging er, der Kandidat der Macron-Partei „Ensemble!“, als Sieger hervor. Für den 53-Jährigen, seit 2008 Ratsmitglied und ab 2014 Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt am Ärmelkanal, ist das ein beachtlicher Karrieresprung.
Der vierte Wahlkreis im nördlichen Frankreich, bislang unter Führung der konservativen Republikaner, wurde nun von der Präsidentenpartei übernommen, und sein Eroberer ist Philippe Fait. Bei der Stichwahl am 19. Juni vereinte er 56,4 Prozent der Stimmen auf sich, über 5000 Stimmen mehr als seine Konkurrentin Françoise Vanpeene der rechten Partei Rassemblement National, die es auf 43,6 Prozent brachte. Regional gesehen ist das ein schöner Erfolg für Fait und die Macronisten. Und erleichternd ist diese Nachricht wegen einer moderaten Einhegung des Rassemblement National von Marine le Pen.
Ein bitteres Ergebnis aber stellt die Wahl zur Nationalversammlung in Sachen Demokratie dar: Von zwei Wahlberechtigten hat in Frankreichs Norden nur einer seine Stimme abgegeben. Das gilt auch für den neuen Abgeordneten Philippe Fait: Nur etwas über die Hälfte der Wahlgänger in seiner Region ging zur Urne. Schlimmer noch – fast einer Mehrheit der Menschen an der Küste ist das völlig gleich. Seit langem wird diese Abstinenz landesweit als Alarmzeichen betrachtet, denn die Anzahl der Nichtwähler ist nach dem Schock von 2017, als sich diese Entwicklung massiv bemerkbar machte, jetzt noch gestiegen.
Schon im ersten Durchgang am 12. Juni hatte Philippe Fait die Mehrheit der Stimmen auf seine Person vereinen können. Die engagierten Wähler im Pas-de-Calais kürten ihn, der sich erst vor kurzem als Parteigänger Macrons dem Präsidenten-Bündnis „Ensemble!“ angeschlossen hatte, mit 29,8 Prozent. Während Konservative und die linke Liste in beiden Wahlgängen unter der 20-Prozent-Marke blieben, erwuchs dem Polit-Profi Fait schon beim ersten Wahlgang mit 23,42 Prozent eine bis dato völlig unbekannte Konkurrentin: Françoise Vanpeene, im Tourismus tätig als Reiseführerin, die, wie sie sagt, sich bislang noch nicht allzu viel mit Politik beschäftigt hat.
Der alerte, auf dem ersten Blick sympathische Wahlsieger gab sich Mitte Juni zufrieden, hatte er vor allem im mondänen Seebad Le Touquet-Paris-Plage, dem Wohnort von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, viel Unterstützung gefunden. Fait zeigte sich aber auch etwas irritiert, dass eine Françoise Vanpeene ohne allzu viele Unterstützer und Wahlkampf es auf eine so hohe Zustimmung gebracht hatte. Das war vor allem im landwirtschaftlich geprägten Hinterland der Fall, wo man sie ganz vorbehaltlos als jemand aus den eigenen Kreisen unterstützt hatte. Vanpeene hatte sich für Naturschutz, etwa gegen die Einrichtung von Windparks, und weniger für ein schärferes Vorgehen gegen Migranten erklärt, was den Rechten in der Region üblicherweise viel Beifall einbringt.
Fait hat nun seinen Sitz im schönen Rathaus von Etaples-sur-Mer gegen ein schlichtes Abgeordnetenbüro in Paris getauscht. Zur Stunde ist unklar, wer Ende August an der Spitze einer Delegation zu den Jubiläumsfeierlichkeiten nach Hückeswagen reisen wird. Der Rat der Partnerstadt muss nun beschließen, wer künftig Chef jener Mannschaft sein wird, mit der ihr Bürgermeister in den vergangenen sieben Jahren die Stadt an der Canche vorangebracht hat.