Hückeswagens Partnerstadt Etaples im Oktober Die Jakobsmuschel-Ernte hat begonnen

Etaples · Beim traditionellen Ruderwettbewerb in der Partnerstadt auf der Canche gab es die ersten fangfrischen Delikatessen. Das Fischen wird dank der hohen Dieselpreise aber immer unrentabler.

Fischerfrauen bereiten die fangfrischen Jakobsmuscheln für den Verkauf vor.

Fischerfrauen bereiten die fangfrischen Jakobsmuscheln für den Verkauf vor.

Foto: Bornkessel

Heutzutage ist für die Fortbewegung auf dem Wasser neben dem Segeln die Muskelkraft die wohl preiswerteste Art des Antriebs. Allerdings ist sie in Zeiten der Motorisierung veraltet. Den Gedanken an die Fischerboote, die neuerdings allzu teuren Diesel tanken müssen, mag mancher gehabt haben angesichts der jungen Männer, die sich im Hafen von Etaples-sur-Mer einen Nachmittag lang in die Riemen legten. Die akute Spritknappheit und die Staus an den Tankstellen nerven die französischen Nachbarn – weniger wegen der Preise, sondern deshalb, weil die Benzin- und Diesellieferanten in Frankreich hartnäckig bestreikt wurden und es infolgedessen keinen Brennstoff gab.

Am zweiten Sonntag im Oktober fand das traditionelle Wettrudern auf der Canche statt, eine Tradition, die in der Partnerstadt Etaples nun schon seit eineinhalb Jahrhunderten von der Jugend gepflegt wird. Die Wettkämpfer wurden angefeuert von einer Menge, die sich bei Sonnenschein auf der schönen neuen Promenade entlang der Salzwiesen drängte. Die Equipes lieferten sich den üblichen chaotischen Start, jeder kämpfte um die beste Position, als die Boote ins Wasser gelassen wurden. An die 100 davon trieben dann in der leicht bewegten Flut, besetzt mit Mannschaften aus Freunden, Vereinsmitgliedern oder Betriebsangehörigen. Mit Training war es bei den meisten nicht weit her, hatten sie doch im September erst damit begonnen, sich mit den Tücken von Boot, Ruderschlag und Wellengang zu befassen.

„Hauptsache Spaß“ schien das Motto des Treffens zu sein. Denn beim feuchtfröhlichen Jux der Chti‘s bedeutet Dabeisein mehr als ein Sieg. Da Hückeswagen mit dem Seezeichen an der Ladestraße jetzt eine gewisse maritime Aura beschert wurde, ist es bedauerlich, dass gerade im Jubiläumsjahr der Partnerschaft die eingespielte Rudertruppe der Feuerwehr auf der Canche fehlte. Die siegreiche Mannschaft erhielt als Trophäe eine überdimensionale Saint-Jacques-Muschel, aus Holz geschnitzt und garniert mit vier stilisierten Ruderriemen. Bekanntlich bilden die drei Jakobsmuscheln das Wappenzeichen von Etaples, und ihre Schale ist ein Wegzeichen für die Pilger, die quer durch Europa ins spanische Santiago de Compostela ziehen.

Die echten Muscheln hatten derweil den Sommer über Zeit zu wachsen, weil sie zwischen Mai und September nicht vom Meeresgrund geholt werden dürfen. Anfang Oktober hat jedoch die Verkaufssaison begonnen, die handtellergroßen Exemplare wurden an den Ständen am Kai der Canche angeboten. Für den Verzehr trennen die Verkäuferinnen den Rogen und die Nuss – wie der nahezu zwei bis drei Zentimeter dicken Muskel heißt – aus den Schalen. Sein festes, süßlich schmeckendes Fleisch kann man roh genießen. Es kann aber auch in Butter gebraten und mit unterschiedlichsten Zutaten kombiniert werden. Oder in Scheiben geschnitten werden, gedünstet mit Pilzen, oder wird überbacken mit Muscheln und Krabben serviert. Hierzulande sind Jakobsmuscheln nur schwer frisch zu bekommen, die Nüsse sind allenfalls als Tiefkühlware erhältlich.

Anfang Oktober waren die Coquilles Saint Jaques in Boulogne-sur-Mer für fünf Euro das Kilo zu bekommen, die Ausbeute sind sieben bis acht Nüsse. Danach erhöhte sich allerdings der Preis wegen der hohen Nachfrage auf 7,50 Euro, denn viele Käufer frieren die Delikatesse schon für die Festtage ein. Die Ernte der Muscheln hatte vor Boulogne begonnen, Mitte November werden die Boote zu südlichen Fanggründen bis zur Mündung der Seine fahren – immer in der Hoffnung, dass sich wegen der steigenden Ausgaben für Diesel die Reise noch lohnt. Dahin zu rudern würde etwas länger dauern.

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