Hückeswagenerin entdeckt Schauspielerei für sich Erste Hauptrolle für Emelie Pütz

Hückeswagen · Bei der Spielfilm-Premiere im Gummersbacher Kino „Seven“ rollten etliche Tränen – unter anderem auch bei der Oma von Emelie Pütz, die ihre Enkelin erstmals auf der großen Leinwand gesehen hatte.

Die Hauptdarsteller des Films „Wann immer ich die Sonne sehe“ bei der Premiere im Gummersbacher Kino „Seven“ (v. l.): Anna Saphira Ronsdorf, Emelie Pütz und Leonard Dumm auf dem roten Teppich.

Foto: Pütz

Die 20-jährige Hückeswagenerin spielt in dem Film eine Hauptrolle, und das offensichtlich sehr überzeugend, obwohl sie vorher so gut wie keine Schauspielerfahrung sammeln konnte. „Das war Emelie, wie sie leibt und lebt. Die Rolle war wie auf sie zugeschnitten“, sagt auch ihre Mutter Andrea Schuldner. Seit dem 9. November ist der Film „Wann immer ich die Sonne sehe“ des Regisseurs Lukas Kotthaus in Gummersbach und Lüdenscheid im Kino zu sehen (s. Info-Kasten).

Zu der Hauptrolle ist Emelie Pütz durch Zufall gekommen. „Ich habe zunächst von einer Freundin erfahren, dass Lukas mich ‚entdeckt‘ hat und ich in das Rollenbild des Regisseurs passen würde“, berichtet sie. Der Wipperfürther nahm Kontakt zu der Hückeswagenerin auf und schickte ihr 2021 das Drehbuch; Anfang 2022 sagte sie zu. Emelie Pütz spielt im Film die Rolle der jungen Sophie, die sich in ihre rebellische Mitschülerin Frieda verliebt und mit ihr versucht, dem konservativen Elternhaus und der Kleinstadt zu entfliehen. Es ist ein Film über Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe und den Mut, für seine eigene Identität einzustehen.

Emelie Pütz, die zuvor nur Erfahrungen aus den Theater-AGs der Schule vorweisen konnte, hatte sich körperlich wie auch emotional in die Rolle eingefunden. So stellte beispielsweise eine Szene eine Demonstration dar, bei der Frieda weggezerrt und auch zu Boden geworfen wird. „Ich war danach nicht nur grün und blau, sondern habe nach der Szene auch geweint, weil es sich so echt angefühlt hat“, erzählt die Hauptdarstellerin.

Eine Herausforderung für die 20-Jährige waren aber auch die Küsse mit Schauspielerin Anna Saphira Ronsdorf. Geholfen habe ihr die langjährige Freundschaft zu ihrer Filmkollegin. „Wir kennen uns, seit wir drei Jahre alt sind. Es war für uns beide eine Überwindung, aber hinterher fühlte es sich an wie Händeschütteln“, berichtet Emelie Pütz und fügt lachend hinzu: „Meinem Zwillingsbruder Paul, der als Komparse am Set dabei war, war der Kuss schon sehr unangenehm.“

Gedreht wurde an den Wochenenden hauptsächlich in Wipperfürth. Die Demo entstand auf dem Hausmannsplatz, die Innenaufnahmen in der alten Schule in Thier. „Die Berliner Szenen haben wir in Aachen gedreht“, verrät Emelie Pütz, die betont, dass Lukas Kotthaus dabei als Regisseur sehr professionell gearbeitet habe. Mit der Rolle als Sophie konnte sich die Hückeswagenerin sehr gut identifizieren. „Ich war froh, ihren Charakter verkörpern zu dürfen, da ich selber auch introvertiert bin. So konnte ich viel von mir in die Rolle stecken“, sagt die 20-Jährige.

Den beschrittenen Weg möchte Emelie Pütz auch in Zukunft weiter verfolgen – dann auch gerne in anderen Rollen. „Was Böses und Lautes wäre gut, um zu sehen, was ich aus mir rausholen kann“, sagt sie. Die Erfahrungen vor der Kamera waren so einschneidend, dass die angehende Erzieherin nach ihrer Ausbildung bei den staatlichen Schauspielschulen vorsprechen will. Darauf bereitet sie sich unter anderem in der Remscheider Theater-Werkstatt vor.

Neun lange Drehtage – über drei Monate verteilt – und eineinhalb Jahre Arbeit stecken in dem Low-Budget-Film. „Wann immer ich die Sonne sehe“ wurde bislang mit drei Preisen als bester Spielfilm auf internationalen Indie-Filmfestivals ausgezeichnet.

Bei der Premiere im Mittelpunkt zu stehen und über den roten Teppich zu schreiten, war für Emelie Pütz mehr als ungewohnt. „Ich kann das noch gar nicht richtig realisieren. Für mich hat sich ein Kindheitstraum erfüllt, und ich bin Lukas total dankbar“, sagt sie.

Eine Schauspielausbildung ist nun das nächste Ziel der jungen Frau. „Dafür spart sie vehement“, sagt ihre Mutter. Auch wenn das bedeutet, dass die 20-Jährige für die Ausbildung aus ihrer Heimat wegziehen muss. „Die ganze Familie steht hinter ihr“, versichert Andrea Schuldner. Und Emelie fügt hinzu: „Ich möchte nicht am Ende sagen, ich hab’s nicht probiert.“

Die Geschichte geht übrigens weiter: Das Film-Team rund um Lukas Kotthaus ist jetzt auch in Hückeswagen im Einsatz, da Andrea Schuldner ihre Wohnung derzeit für Dreharbeiten zum nächsten Film des Regisseurs zur Verfügung gestellt hat.