Mein erster Schultag Herausgeputzt für den großen Tag

Hückeswagen · In den Sommerferien stellen wir erwachsene Hückeswagener vor, die sich an ihren ersten Schultag erinnern.

 Zum ersten Schultag ging es mit geflochtenen Zöpfen, weißer Bluse, grauem Flanellrock mit Trägern, Kniestrümpfen und Lederschuhen.

Zum ersten Schultag ging es mit geflochtenen Zöpfen, weißer Bluse, grauem Flanellrock mit Trägern, Kniestrümpfen und Lederschuhen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Der Ledergeruch beim Aufklappen der Butterbrot-Tasche aus Kindergartentagen und des Tornisters aus der Grundschulzeit ist Angelika Vandenherz bis heute präsent. Dabei liegt diese Zeit schon mehr als 50 Jahre zurück. 1962 wurde die heute 63-jährige Hückeswagenerin in die evangelische Stadtschule (heute: Löwen-Grundschule) an der Kölner Straße eingeschult. Damit gehörte sie zu den letzten Jahrgängen, die nach den Osterfeiertagen in die Schule kamen.

Der erste Schultag war etwas ganz Besonderes für die damals Sechsjährige. „Ich war eher stolz als aufgeregt“, erinnert sich Angelika Vandenherz. Als zweites von vier Kindern konnte sie nun endlich ihrer älteren Schwester Anne nacheifern. Für diesen großen Tag wurde sie von der Mutter herausgeputzt mit geflochtenen Zöpfen, weißer Bluse, grauem Flanellrock mit Trägern, Kniestrümpfen und Lederschuhen. „Das waren ganz allein meine Sachen“, erinnert sich Angelika Vandenherz an das tolle Gefühl, an diesem Tag keine Geschwisterkleidung auftragen zu müssen, wie das früher üblich gewesen war. Die Mutter machte auch das Erinnerungsfoto von dem i-Dotz samt Schultüte im Arm vor der Haustür an der Rader Straße. „Wahrscheinlich haben wir die Einschulung auch später noch mit den Omas und Paten bei Kaffee und Kuchen gefeiert“, vermutet die 63-Jährige.

 Angelika Vandenherz ist heute 63, kann sich aber noch sehr gut an ihre Einschulung vor 57 Jahren erinnern.

Angelika Vandenherz ist heute 63, kann sich aber noch sehr gut an ihre Einschulung vor 57 Jahren erinnern.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

An die Grundschulzeit hat die langjährige Leiterin des Arche-Kindergartens, die Ende Juni nach 45 Berufsjahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, nur gute Erinnerungen. Mit der Schwester ging es von der Rader Straße aus zu Fuß zur Schule. Am Kreisverkehr zur Bahnhofstraße – der später zu einer Kreuzung mit Ampelanlage umgebaut wurde und heute wieder ein Kreisverkehr ist – hat das Geschwisterpaar noch einen Jungen abgeholt, der mit zur Schule gegangen ist. Im Tornister befand sich die Schiefertafel samt gehäkeltem Lappen sowie eine grüne Griffeldose mit Max-und-Moritz-Motiv.

„Die Griffeldose habe ich heute noch“, berichtet die Hückeswagenerin, die sich selbst als eine gute und relativ angepasste Schülerin beschreibt. „Das Lesen war am Anfang allerdings nicht so meins“, fügt sie lachend hinzu. Stattdessen lernte sie das Gehörte auswendig. „Das ging so lange gut, bis man mir auf die Schliche kam. Meine Mutter hat dann mit mir Lesen geübt. Heute lese ich sehr gerne“, versichert Angelika Vandenherz. Mit den Zahlen hatte die Schülerin hingegen keine Probleme. Die Lehrerin legte ihr sogar nah, später einmal bei der Sparkasse zu arbeiten. „Das habe ich aber besser gelassen“, sagt die Erzieherin und lacht. Ihre damalige Klassenlehrerin hieß Marianne Spitz. „Ich habe sie geliebt, sie war eine ganz tolle Lehrerin“, fügt sie hinzu. Als Frau Spitz die Schule ein paar Jahre später verließ, um nach Köln zu ziehen, sei das für die Viertklässler ein herber Einschnitt gewesen. Auf dem Schulhof verbrachten die Kinder ihre Pausen mit Seilspringen, Gummitwist und Kästchenhüpfen. Ein beliebtes Spiel der Jungs war es, die Mädchen auf die Jungentoilette zu zerren oder ihnen die Röcke hochzuheben. „Deckel hoch, der Kaffee kocht“, hätten sie dabei gerufen. Doch die Mädchen waren gewitzt. „Wir haben einfach unsere Turnhosen unter die Röcke gezogen“, verrät Angelika Vandenherz. Die Hückeswagenerin erinnert sich auch noch an den ovalen Trinkbrunnen mit Reiher-Figur, die auf dem Schulhof gestanden hatte. Der Brunnen steht heute nur wenige Meter weiter im Stadtpark am Ententeich, wo er nur noch wenig Beachtung findet. Am Schulgebäude hätte sich in all den Jahren nicht viel verändert, bis auf den Anbau. „Als ich eingeschulte wurde, war die Schule noch ziemlich neu. Nur die Toiletten waren damals schon schrecklich“, fügt sie hinzu.

Heute ist sie froh, den Weg über die Grundschule, Hauptschule und Mittlere Reife bis zur Fachschule für Sozialpädagogik eingeschlagen zu haben. „Ich habe auf diesem Weg viele tolle Kontakte gewonnen. Es war genau richtig so“, sagt sie zufrieden.

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