Hückeswagen Hückeswagener Trio besucht Weißrussland

Hückeswagen · Vor der Reise in den Osten Europas decken sich Raymund Waschlewski, sein Sohn Jan und Viktor Hubert mit Kugelschreibern ein. Denn sicher ist sicher – könnte es doch sein, dass die drei Mitglieder des Freundeskreises der Tschernobylkinder Probleme bei der Einreise nach Weißrussland haben.

Vor der Reise in den Osten Europas decken sich Raymund Waschlewski, sein Sohn Jan und Viktor Hubert mit Kugelschreibern ein. Denn sicher ist sicher — könnte es doch sein, dass die drei Mitglieder des Freundeskreises der Tschernobylkinder Probleme bei der Einreise nach Weißrussland haben.

Und da könnte vielleicht der eine oder andere Kugelschreiber helfen, dass die Zöllner ihre Abfertigung ein wenig beschleunigen. Das jedenfalls sagt Jörg von Polheim, der Vorsitzende des Freundeskreises. Morgen, Samstag, macht sich das Trio in einem Wohnmobil auf die 1650 Kilometer lange Reise von Hückeswagen in die Gegend von Leltschizy. Diese Region, zu der auch die beiden vom Freundeskreis betreuten Dörfer Grebeni und Toniez gehören, ist eines der am schwersten verstrahlten Gebieten durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1984. Von Polheim wäre gerne auch mitgefahren.

Doch weil der Bundestag wieder Sitzungswoche hat, muss der FDP-Bundestagsabgeordnete nächste Woche in Berlin bleiben. Über die Route Berlin-Warschau geht's für die drei Hückeswagener bis nach Brest an der polnisch-weißrussischen Grenze, "dann immer weiter ostwärts bis nach Leltschizy", berichtet von Polheim. Raymund und Jan Waschlewski sowie Viktor Hubert, der Russisch spricht und als Dolmetscher fungiert, werden zunächst Grebeni besuchen.

Das Dorf, aus dem über viele Jahre hinweg immer wieder Kinder auf Erholungsurlaub in die Schloss-Stadt kamen, ist jedoch im Aussterben begriffen: "Es gibt eine extreme Landflucht. Die Schule wird wahrscheinlich im Sommer aufgeben", erzählt der Vorsitzende des Freundeskreises. Und gebe es keine Schule mehr, würden bis auf ein paar Alte wohl keine Menschen mehr in Grebeni bleiben. Da die Familien größtenteils weggezogen sind, wird der Freundeskreis auch keine Kinder mehr aus Grebeni ins Bergische holen.

Dafür sollen ab Anfang Juni wieder Jungen und Mädchen aus dem Dorf Toniez für vier Wochen Erholungsurlaub in Hückeswagen machen; 2012 hatte sich der Freundeskreis erstmals um dieses Dorf gekümmert. Das Trio wird daher bei seinem Besuch in Weißrussland auch nach Toniez fahren und sich ein Bild von der Lage dort machen. Im Gepäck hat es gespendetes Material, das an die Schule im Ort übergeben werden soll. Von Polheim hofft, dass seine Vereinskollegen damit keine Probleme am Zoll haben werden. Aber zur Not haben sie noch einige Kugelschreiber im Gepäck. Übrigens: In Toniez spielte sich im Zweiten Weltkrieg ein dunkles Kapitel deutsch-russischer Geschichte ab. Deutsche Truppen hatten dort Menschen in der Kirche eingeschlossen und diese dann angezündet, berichtet von Polheim. "Wir wollen zwar in erster Linie an die Zukunft denken, dürfen aber die Vergangenheit nicht außer Acht lassen", stellt der Politiker klar.

(RP/rl)
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