Jugendarbeit in Hückeswagen Streetwork-Stelle ist weiterhin vakant

Hückeswagen · Nachdem Asiye Razlaf, besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Göksen, wegen ihrer Schwangerschaft im August ihre Arbeit als Streetworkerin beenden musste, ist die Stelle unbesetzt. Nun soll eine neue Bewerbungsphase starten.

 Asiye Göksen heißt nach ihrer Hochzeit Razlaf und ist Ende 2019  Mutter geworden.

Asiye Göksen heißt nach ihrer Hochzeit Razlaf und ist Ende 2019  Mutter geworden.

Foto: peter meuter

Der Grund, warum die Streetworkerin im Sommer ihre wichtige und verantwortungsvolle Arbeit erst einmal auf Eis legen musste, war für sie ein schöner: Asiye Razlaf Foto: Peter Meuten (Archiv) war schwanger; Ende Dezember brachte sie ihr erstes Kind zur Welt. Jetzt befindet sie sich in einer zweijährigen Elternzeit, die bis mindestens Ende 2021 dauern wird. So lange wird sie für Jugendlichen in Hückeswagen und Marienheide – verantwortlich ist die 31-jährige Gummersbacherin für beide oberbergische Kommunen – nicht mehr Ansprechpartnerin sein. Für die meisten von ihnen dagegen ist es ein schwerer Schlag, dass die Streetworkerin nicht mehr da ist. Ab Mai 2016 hatte sie in beiden Kommunen Jugendlichen mit Problemen betreut und einen sehr guten Draht zu ihnen aufgebaut. Außerdem gilt Asiye Razlaf als authentisch, was für die Jugendlichen von großer Bedeutung ist.

Dass an der Streetwork in Hückeswagen kein Weg daran vorbei führt, darin sind sich alle Beteiligten einig: sowohl Bürgermeister Dietmar Persian und Stadtjugendpflegerin Andrea Poranzke als auch Eckhard Kreimendahl, beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unter anderem zuständig für Personalverwaltung und Streetwork. Im Gespräch mit unserer Redaktion versichern alle, dass die Schloss-Stadt einen speziellen Ansprechpartner für die Jugendlichen benötigt. Entsprechend hat das DRK als Arbeitgeber der Streetworker die Stelle bereits im Spätsommer ausgeschrieben. Die Resonanz darauf war ernüchternd: „Wir haben keine einzige Bewerbung bekommen“, bedauert Kreimendahl. Zugleich nennt er auch einen möglichen Grund dafür: „Es ist schwierig, jemanden für diese Stelle auf dem Land zu finden, die auch noch befristet ist.“ Unterstützt in dieser Einschätzung wird er von Andrea Poranzke: „Das ist womöglich nur etwas für jemanden, der frisch aus dem Studium kommt und auf eine andere Stelle wartet.“

Trotz der monatelangen Vakanz liegt die Streetwork in der Schloss-Stadt nicht am Boden. Denn seit dem Spätsommer kümmert sich David Visse, stellvertretender Leiter des Jugendzentrums, im Rahmen seiner Möglichkeiten um die betroffenen Hückeswagener Jugendlichen. „Das JuZe kann aber nur einen Bruchteil abdecken“, stellt die Stadtjugendpflegerin klar. Immerhin halten sich jetzt in der Corona-Krise kaum noch Jugendliche draußen und in Gruppen auf, was andererseits aber auch schwierig für die Kontaktpflege sein kann.

Da gerade jetzt in Zeiten des Kontaktverbots und des weitestgehenden Unterrichtsausfall vielen Jugendlichen „die Decke auf den Kopf fällt“ und in den Familien mitunter „dicke Luft“ herrscht, hat das Team des Jugendzentrums seit Ende März ein neues Angebot für Kinder, Jugendliche und deren Eltern parat: Unter dem Motto „Dicke Luft“ können sie sich unter ☏ 0157 34860350 melden. Über das Diensthandy des Jugendzentrums versucht vor allem David Visse, den Ratsuchenden telefonisch zur Seite zu stehen. Doch Andrea Poranzke ist auch klar: „Wir brauchen einen Streetworker!“ Der sei in der Stadt und in den Familien unterwegs. „Das können wir auf keinen Fall leisten.“

Eckhard Kreimendahl startet nun einen zweiten Versuch, jemanden für die befristetete Streetworker-Stelle in Hückeswagen und Marienheide zu finden. Der DRK-Mitarbeiter kann sich, ebenso wie Andrea Poranzke, gut vorstellen, dass Asiye Razlaf nach dem Ende ihrer Elternzeit Anfang 2022 wieder die Arbeit in Hückeswagen und Marienheide aufnimmt. „Die Frage ist allerdings, ob sie dann noch unbedingt zu den ungewöhnlichen Zeiten, vor allem abends, arbeiten möchte.“ Auf jeden Fall werde er im Vorfeld das Gespräch mit ihr suchen.

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