Hückeswagen in der Corona-Krise Hückeswagener Sommer ohne Feste

Hückeswagen · Die Entscheidung traf viele Veranstalter ins Mark: Da bis zum 31. August wegen der Corona-Krise sämtliche Großveranstaltungen verboten sind, wird es in Hückeswagen wohl einen weitgehend partyfreien Sommer geben.

 Nichts dreht sich voraussichtlich in diesem Sommer. Auch nicht der „Breakdance“ auf der Kirmes zum Schützenfest. Abgesagt ist zwar noch keine Veranstaltung, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist groß.

Nichts dreht sich voraussichtlich in diesem Sommer. Auch nicht der „Breakdance“ auf der Kirmes zum Schützenfest. Abgesagt ist zwar noch keine Veranstaltung, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist groß.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Kein Schützenfest, kein Weinfest, kein „Hückeswagen live“, und selbst der älteste Triathlonwettbewerb Europas wird in diesem Jahr womöglich nicht veranstaltet – auf die Hückeswagener und auswärtigen Gäste kommen traurige Zeiten zu. Und das ausgerechnet in den hellen und warmen Jahreszeiten, in den das Leben üblicherweise draußen pulsiert.

Für die Stadt ist klar, dass Volksfeste und größere Sportwettkämpfe unter den aktuellen Bedingungen nur schwer veranstaltet werden können. Zwar liegen ihr und den Veranstaltern noch keine genaueren Angaben dazu vor, was etwa unter einer Großveranstaltung zu verstehen ist. „Klar ist aber auch, dass sich das Infektionsgeschehen bis zum Sommer noch nicht wesentlich verlangsamt haben wird“, teilt Bürgermeister Dietmar Persian mit. Er steht in engem Austausch mit vielen Organisatoren und Vereinen, die für den Sommer Veranstaltungen geplant haben. „Mein Ziel ist es, zu gemeinsamen Lösungen zu kommen“, sagt er. Viele Veranstaltungen hätten lange Vorbereitungszeiten, weswegen nicht erst zwei Wochen vor dem Termin entschieden werden könne, ob und wie etwas stattfindet oder nicht.

Persian will die Lage mit den Vereinsvorsitzenden und Veranstaltern besprechen und kündigt im Gespräch mit unserer Redaktion für kommende Woche eine gemeinsame Stellungnahme an, wie es mit den Hückeswagener Festen im Sommer weitergehen wird. Das betrift etwa die Open-Air-Konzertreihe „Hückeswagen live“ und den historischen Jahrmarkt anlässlich der Fusion von Hückeswagen und Neuhückeswagen vor 100 Jahren.

An den verkaufslangen Samstag der Werbegemeinschaft mit der Auto-Verlosung Mitte August, was in den historischen Jahrmarkt eingebettet werden soll, glauben deren Sprecher Ute Seemann und Uwe Heinhaus momentan nicht. Allerdings bestand bislang auch noch keine Zeit, das im Arbeitskreis der Werbegemeinschaft durchzusprechen. Auch eine Verschiebung scheint für Ute Seemann nicht wirklich realistisch zu sein.

 Schützenchef Stefan Lorse ist gerade in der Bredouille, sind doch bereits die meisten Verträge für das Schützenfest mit Zeltwirt, Bands und Schaustellern unterschrieben und müssten jetzt die Genehmigungen beim Kreis eingeholt werden. „Das haben wir zurückgestellt“, sagt er. Denn momentan ist überhaupt nicht klar, ob das Schützenfest stattfinden kann. Überhaupt bereitet ihm die Situation große Sorge: „Es ist nicht abzusehen, wen wir im nächsten Jahr noch als Schausteller haben werden.“

Für Lothar Vandenherz ist das Ganze, was am Mittwoch in der Bund-Länderkonferenz beschlossen worden war, noch sehr schwammig. Der Mitveranstalter des 15. Weinfestes geht dennoch zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass es am ersten Juni-Wochenende keine weinseelige Stimmung vor dem Schloss geben wird: „Ich gehe von einer Absage aus“, sagt er. Er will nun versuchen, die Weinliebhaber mit den Winzern, die auf dem Weinfest üblicherweise ihre Produkte und auch neue Kreationen vorstellen, zueinanderzubringen.

Wohl keine Chance auf eine Austragung hat das Drachenboot-Festival der IG Zeltplätze, das an Fronleichnam zum 20. Mal auf der Bever-Talsperre stattfinden sollte. Geschäftsführer Axel Konsen will sich zwar eine endgültige Entscheidung bis Ende April offenhalten und diese auch mit den Partnern DLRG und Drag-Attack Beyenburg besprechen. „Ich kann mir momentan aber nicht vorstellen, dass wir die Rennen ausführen werden“, sagt er. Denn in den Booten säßen jeweils 22 Menschen, dazu kämen die Zuschauer, die in den Vorjahren dicht gedrängt standen, und bei schönem Wetter viele Badegäste auf der Liegewiese an der „Zornigen Ameise“.

Die Bever ist auch Teil des ATV-Triathlons, der im August zum 38. Mal ausgetragen werden soll und an dem bis zu 900 Sportler teilnehmen können. Doch ATV-Vorsitzender Jörg von Polheim glaubt nicht daran. „Wir können’s drehen und wenden, wie wir wollen, aber bis Ende August ist keine Austragung möglich“, meint er. Von Polheim glaubt auch nicht, dass der Wettkampf auf einen anderen Termin in diesem Jahr verschoben werden kann, „dafür ist er teilweise in Meisterschaften eingebettet“. Und so könnte der ATV-Triathlon 2020 erstmalig in seiner Geschichte ausfallen.

Erstmals vorgesehen war ein Anti-Rasismus-Festival in der Wupperaue, zu dem die Initiative „Wir sind mehr im Bergischen“, das Jugendzentrum, der SC Heide und die DLRG für den ersten Juli-Samstag einladen wollte. „Ich denke, das fällt definitiv aus, da es auch nicht abzuschätzen ist, welche Leute und wie viele da kommen würden“, sagt Stadtjugendpflegerin Andrea Poranzke. Auch Kevin Zrock, Vorsitzender des SC Heide, geht von einer Absage aus. „Sollte das Festival nicht stattfinden, könnten wir es verschieben – vielleicht in den September oder ins nächste Jahr.“

Wird auch das zweiwöchige Kinderdorf in den Sommerferien dem Verbot von Großveranstaltungen zum Opfer fallen? „Ich weiß, dass viele Eltern diese Betreuungsmöglichkeit zu schätzen wissen“, sagt der Bürgermeister. Klar sei aber auch, dass eine Durchführung in der bisher gewohnten Form nicht realistisch sei. „Wir suchen daher derzeit nach Lösungen, ob und wie ein Kinderdorf in der derzeitigen Situation durchgeführt werden kann.“ Eine Alternative bringt Stadtjugendpflegerin Andrea Poranzke ins Spiel: „Sollte es nun im Sommer nichts werden, ist der Plan B, das Kinderdorf in den Herbstferien durchzuführen.“

Auch wenn der Termin des Altstadtfests nach der Verbotsfrist der Bundesregierung liegt, wird auch darüber in der Verwaltung bereits diskutiert. „Auch hier sind zahlreiche Vorbereitungen zu treffen, die eine frühzeitige Entscheidung notwendig machen“, stellt Persian klar.

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