Hückeswagener Selbstständige in der Pandemie Volle Auftragsbücher – lange Lieferzeiten

Hückeswagen/Wipperfürth · Seit der Corona-Pandemie sind Handwerker nur schwer zu kriegen. Die Arbeit der Zimmerei Lamsfuß wird zusätzlich durch die gestiegenen Holzpreise und Lieferschwierigkeiten durch den Krieg in Europa beeinflusst.

 Andreas Lamsfuß muss vorausschauend planen, um genug Material für seine Aufträge beschaffen zu können.

Andreas Lamsfuß muss vorausschauend planen, um genug Material für seine Aufträge beschaffen zu können.

Foto: Heike Karsten

Wer Arbeit an einen Handwerker vergeben will, braucht derzeit Geduld. Jede Menge Geduld. Die Corona-Pandemie und auch die verschiedenen Wetterkatastrophen wie Stürme und Hochwasser haben die Auftragsbücher der Handwerker gefüllt. Die Zimmerei Lamsfuß bildet da keine Ausnahme. „Wir sind bis Mitte nächsten Jahres voll. Der Vorlauf beträgt derzeit nicht Wochen, sondern Monate“, berichtet Firmenchef Andreas Lamsfuß. Der Hückeswagener bezeichnet die vergangenen zwei Corona-Jahre als schwierig, aber erfolgreich. „Die Leute sind zu Hause geblieben und haben ihre Wohnungen und Häuser schön gemacht“, berichtet er von seinen Erfahrungen. Terrassenüberdachungen, Carports, Böden, Fenster, Türen und Dachstühle sowie Fachwerksanierungen zählen zu den Leistungen des gelernten Holzbautechnikers.

Am 6. Juni 2006 hatte sich der Hückeswagener selbstständig gemacht und dafür auf die Sicherheit einer Festanstellung verzichtet. „Ich habe gute Jobangebote bekommen, wollte aber auf das Quäntchen Freiheit nicht verzichten“, sagt der 55-Jährige rückblickend. Durch die flexible Zeiteinteilung bleibt Zeit für sein Hobby, das Motorradfahren. Der Biker nennt eine Suzuki-Maschine von 1995 sein Eigen. Außerdem unterstützt er seinen Sohn bei dessen Motocross-Rennen.

„Im Handwerk gibt es nur zwei Extreme: entweder zu wenig oder zu viel Arbeit“, sagt Lamsfuß. Dann kam Corona – und das Telefon stand still. „Aber nur zwei Wochen lang“, fügt er hinzu. Zwei große Aufträge für Terrassenüberdachungen in der Gastronomie seien aufgrund der Pandemie weggebrochen. Doch je länger die Leute zu Hause waren, desto mehr Aufträge seien letztlich reingekommen.

Mittlerweile gibt es aber noch ganz andere Probleme, die die Arbeit der Zimmerei betreffen. So zum Beispiel die enorm gestiegenen Holzpreise. In den Angeboten weist der Selbstständige seine Kunden daher immer auf mögliche Preisänderungen hin. Die vielen, vom Borkenkäfer befallenen und gefällten Fichten schaffen da keine Abhilfe. „Krankes Holz darf im Bau nicht verwendet werden“, erläutert Lamsfuß. Das Holz der Sibirischen Lärche gebe es gar nicht mehr. „Das war vor dem Krieg schon schwierig und ist jetzt unmöglich“, bedauert der Handwerker. Das Trendholz wird gerne für Fassaden und Terrassen verwendet. Die heimische Lärche sei jedoch keine Alternative, das sie nicht so widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Insekten sei.

„Wir kriegen Material, man muss nur langfristiger planen“, sagt der Holzbautechniker. Das Material für ein großes Zeltdach liegt schon im Lager bereit. Zuschneiden will er es ganz traditionell per Hand. „Ich will gucken, ob ich es noch kann“, sagt Lamsfuß.

Der Fachkräftemangel im Handwerk hat dazu geführt, dass Lamsfuß mit der Zimmerei Boris Gründling in Leverkusen kooperiert. „Das funktioniert seit fünf Jahren wunderbar.“ Für die Arbeit fährt der Hückeswagener daher auch bis Leverkusen, Düsseldorf, Bergisch Gladbach und an die holländische Grenze. Dass immer weniger junge Menschen einen handwerklichen Beruf erlernen, erklärt sich der Hückeswagener damit, dass der Beruf nicht mehr so geachtet ist, wie noch vor 20 Jahren. So hat sich auch der eigene Sohn gegen das Handwerk und für die Industrie entschieden. „Man muss es mögen – ich kann es verstehen“, zeigt Lamsfuß Verständnis

Über die gute Auslastung will sich der Handwerker, dessen Werkstatt in Wipperfürth liegt, nicht beschweren. Es sei ein Klagen auf hohem Niveau. Die vielen Aufträge sprechen ja auch für die Qualität der Arbeit und zufriedene Kunden. „Einen Handwerker, der nichts zu tun hat, sollte man meiden“, fügt Andreas Lamsfuß mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.

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