Hückeswagener Realschule erhält Treppenlifte Realschule wirbt nun mit Barrierefreiheit

Hückeswagen · Drei neue Treppenlifte sorgen dafür, dass das Hauptgebäude der städtischen Realschule an der Kölner Straße jetzt zu 100 Prozent barrierefrei ist. Lediglich zwei Klassenräume im externen Pavillon sind für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich.

 Thorsten Schmalt, kommissarischer Schulleiter der Realschule, präsentiert einen der drei neuen Treppenlifte. Der große Lift im Altbau, gleich neben dem Sekretariat, überwindet zwei Etagen.

Thorsten Schmalt, kommissarischer Schulleiter der Realschule, präsentiert einen der drei neuen Treppenlifte. Der große Lift im Altbau, gleich neben dem Sekretariat, überwindet zwei Etagen.

Foto: Heike Karsten

Am 29. November 1954 zogen 360 Schüler und zehn Lehrer in den damaligen Neubau der Realschule an der oberen Kölner Straße. Von Barrierefreiheit und Inklusion war zu dieser Zeit noch keine Rede. Jetzt, knapp 66 Jahre später, ist das Realschulgebäude erstmals barrierefrei. Möglich wurde das durch den Einbau dreier Treppenliften, mit denen nun auch Rollstuhlfahrer in die oberen und unteren Etagen gelangen können.

Thorsten Schmalt ist begeistert von der schnellen Umsetzung seitens der Stadt und des ausführenden Unternehmens: „Wir sind sehr glücklich, dass die Stadt das möglich gemacht hat“, sagt der kommissarische Schulleiter. Das gesamte Hauptgebäude sei nun zu 100 Prozent behindertengerecht. Lediglich die zwei Klassenräume im externen Pavillon, die ebenfalls genutzt werden, sind mit dem Rollstuhl nicht zugänglich. Eine Behindertentoilette sei im Anbau schon seit Jahren vorhanden. „Inklusion ist bei uns jetzt problemlos möglich, damit werden wir zukünftig auch werben“, kündigt Schmalt an.

Die Lippe Lift GmbH aus Lemgo hatte die drei Treppenlifte während der Osterferien montiert. Ein kleinerer Lift führt zum Keller des Altbaus, zwei Lifte führen im Alt- und Neubau teilweise über zwei Etagen bis ins Obergeschoss. Die Kosten von zirka 62.000 Euro wurden zum größten Teil aus der Inklusionspauschale begleichen, berichtet Marco Raabe vom Regionalen Gebäudemanagement (RGM) der Stadt.

Schmalt freut sich besonders über die schnelle Umsetzung. Den Anstoß gab ein aktueller Fall: Eine Fünftklässlerin wird nach einer bevorstehenden Operation voraussichtlich ab dem Sommer auf den Rollstuhl angewiesen sein. „Die Mutter des Kindes hatte sich Ende vorigen Jahres bei uns gemeldet“, erinnert sich Schmalt. Mit dem Anliegen wandte sich die Schulleitung an die Stadtverwaltung, die sich umgehend um eine Lösung bemühte. „Ein Aufzug ist zwar das bessere Mittel, in einem Altbau aber nicht immer möglich“, erläutert Raabe, der für die Technische Leitung des RGM verantwortlich ist. Mit den drei individuellen Treppenliften hätte man auf schnellem Wege und mit wenigen Mitteln die größtmögliche Barrierefreiheit erreichen können.

Die Lippe Lift GmbH bietet alle Arbeiten aus einer Hand, von der Vermessung über die Herstellung der Lifte bis zur Montage und Wartung. „Es ist eine renommierte Firma, die mindestens europaweit tätig ist“, sagt Schmalt. Auch unerwartete Schwierigkeiten, wie störende Bodenfliesen oder Stahlträger an der Decke, die die Montage der Stützbalken behinderten, wurden gemeistert.

Der kommissarische Schulleiter Thorsten Schmalt ließ es sich nicht nehmen, den Treppenlift selbst zu testen: Auf einem Stuhl sitzend und mit lautem Warnton ließ er sich die Treppe herunterfahren. Etwa vier Minuten Zeit braucht es, bis zwei Etagen überwunden sind. Das braucht zwar ein wenig Geduld, ist aber eine große Zeitersparnis gegenüber der Treppensteighilfe, die vor einigen Jahren für eine andere Realschülerin mit Rollstuhl aus der Inklusionspauschale des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) angeschafft worden war. „Mit der Treppensteighilfe brauchte man 20 Minuten für eine Treppe“, erinnert sich der kommissarische Schulleiter. Aus der Not heraus habe sich schließlich ein durchgehender „Transportdienst“ aus Mitschülern gebildet, der tatkräftig selbst Hand anlegte, um der Schülerin den Unterricht auch in den oberen Etagen zu ermöglichen. „Das hat sechs Jahre lang prima funktioniert, ist auf Dauer aber natürlich keine Lösung“, fügt Thorsten Schmalt hinzu.

Um so schöner sei es, dass Inklusion in der Realschule nun problemlos möglich sei.

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