Industrie und Landwirtschaft in Hückeswagen Landwirte wehren sich gegen noch mehr Gewerbeflächen

Hückeswagen · Der neue Regionalplan stößt bei den Landwirten auf Kritik. Der Vorsitzende der Ortsbauernschaft, Christian Felbeck, fordert, dass in Zukunft alles dafür getan werden muss, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten.

 Christian Felbeck ist Vorsitzender der Ortsbauernschaft Hückeswagen.

Christian Felbeck ist Vorsitzender der Ortsbauernschaft Hückeswagen.

Foto: Joachim Rüttgen

Der neue Regionalplan, der demnächst als Entwurf ins formale Verfahren geht, stößt bei den Hückeswagener Landwirten auf Kritik. Der Vorsitzende der Ortsbauernschaft, Christian Felbeck, fordert, dass in Zukunft alles dafür getan werden muss, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten – für regionale Produkte, aber auch für Insekten und als Lebensraum für andere Lebewesen. „Auf möglichst vielen Flächen müssen künftig auch unsere Milchkühe stehen“, sagt er.

Gekämpft wird auf kommunaler Ebene vor allem dafür, dass der Kreis in der Landesplanung ausreichend potenzielle Industrie- und Gewerbeflächen zugebilligt bekommt. Das Oberbergische wird vor allem auch als Naherholungsraum angrenzend an Ballungsgebiete gesehen.

Wenn Felbeck am neuen Gewerbegebiet West 3 vorbeifährt, packt ihn die Wut. „Da sieht man, was der Mensch als größtes Raubtier der Welt an Lebensraum zerstören kann“, sagt er. Den Vorwurf an die Landwirte, die Bauern müssten zum Beispiel mehr für Insekten tun, könne er nur bedingt akzeptieren. Denn Industriegebiete und Steingärten würden auch Lebensraum zerstören. Die Landwirte würden zunehmend deprimierter, wenn Land immer knapper werde. „Wie sollen wir da noch überleben und unsere Existenz für die Zukunft sichern?“, fragt Felbeck. Der Milchpreis dümpele bei 33 Cent pro Liter, die Bauern sollen die Menschen billigst ernähren. „Natürlich alles ökologisch, und am liebsten noch mit dem Karren aufs Feld fahren“, sagt er sarkastisch. Felbeck sieht einen deutlichen Interessenskonflikt zwischen den Landwirten und der Industrie. Sein Appell: in Zukunft wieder mehr Fläche der Landwirtschaft überlassen oder als Fläche für am Boden brütende Vögel und für Insekten. Jeder versiegelte Hektar fehle als Lebensraum. Und ein Hektar Land könne auch nur einmal bebaut werden. Da frage er sich schon, was die Landwirte mit immer weniger Flächen noch erreichen sollen. Und wenn er dann im Regionalplan lese, dass das Bergische auch noch Naherholung für Tagestouristen bieten soll, frage er sich, ob diese Touristen tatsächlich durch Gewerbegebiete radeln wollen statt durch eine gepflegte Kulturlandschaft.

Natürlich hat Felbeck auch Verständnis für die Interessen der Kommunen und Kreise, aber der zunehmende Landverlust sei nicht mehr hinnehmbar. Felbeck versteht nicht, warum jede Firma im Industriegebiet eigene Parkplätze braucht. Warum gebe es da nicht ein großes Parkhaus? Flächen müssten künftig viel effektiver ausgenutzt werden. Der Landwirt schlägt vor, viel häufiger in die Höhe zu bauen und das kostbare Land so besser zu nutzen. „Denn Fläche ist endlich“, sagt Felbeck.

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