Polizei mit Präventionsaktion in Hückeswagen So können sich Kunden vor Taschendieben schützen
Hückeswagen · „Augen auf, Tasche zu“ – unter diesem Motto steht eine landesweite Aktionswoche der Polizei gegen Taschendiebstahl. Davon profitierten auch die Kunden des Aldi-Marktes am Bahnhofsplatz.

Eine gestellte Szene: Ingrid Faenger wird von Carolin Callies abgelenkt, Sabrina Maar öffnet unbemerkt die Tasche und entwendet die Geldbörse. Die Kundin hat sich aber vorbildlich verhalten: Ihre Tasche war verschlossen und vorne am Körper. Taschendiebe hätten hier keine Chance gehabt.
Foto: Jürgen MollEs ist so schnell passiert. Eine Sekunde nicht aufgepasst, und schon ist die Geldbörse verschwunden. Aus der offenen Tasche im Einkaufswagen gestohlen. Der Klassiker. Zusammen mit der Bundespolizei und zwölf weiteren Bundesländern beteiligt sich auch die Polizei Nordrhein-Westfalen an einer Schwerpunktwoche zur Prävention von Taschendiebstahl. Einsatzkräfte aller 47 Kreispolizeibehörden aus NRW sprechen vor Ort gezielt Bürger an und zeigen verstärkt Präsenz. Wie am späten Dienstagvormittag am Aldi-Markt am Bahnhofsplatz.
Die Aktion fiel auf, weil Kriminaloberkommissarin Sabrina Maar von der Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei Oberberg zusammen mit Kriminalrätin Carolin Callies, Leiterin der Direktion Kriminalität, mit einer Schablone und Sprühkreide Warnungen mit dem Schriftzug „Taschendiebe“ vor den Eingang zum Discounter sprühte. Schnell kamen dadurch auch die beiden Bezirksdienstbeamten Andreas Roth und Stefan Nahrgang ins Gespräch mit Kunden. Die ließen sich bereitwillig aufklären und waren froh über so manchen Tipp, wie sie ihre Taschen am besten halten und wie eben auch nicht. „Uns geht es hier heute um die Prävention, um Aufklärung. Wir wollen mit den Menschen reden, sie aufklären und sensibilisieren“, sagte Polizeipressesprecherin Kathrin Popanda.
Und das nicht nur vor dem Laden. Auch vor der Kühltheke oder an der Kasse wurden die Kunden angesprochen, beraten. Und wer seine Wertsachen gut und sicher verstaut hatte, wurde auch gelobt. „Eine tolle Aktion“, sagte eine Kundin, die ihre Tasche aber lediglich locker über die Schulter trug. Andreas Roth war das sofort aufgefallen „Für Taschendiebe kein Problem, von hinten in die Tasche zu greifen oder mit einem kleinen Messer die Tasche unten einzuritzen“, sagte er. Großes Entsetzen bei der Kundin, die tatsächlich schon einmal einen Taschendiebstahl im Aldi-Markt mitbekommen hatte. „Das ist echt schlimm, oft trifft es ja die Älteren“, sagte sie. Deshalb der Tipp der Polizei, Handtaschen niemals offen im Einkaufswagen zu transportieren, sondern am besten immer nah am Körper tragen, als Bauchtasche oder ausschließlich in Innentaschen; Rucksäcke am besten immer nach vorne tragen. „Und wir raten gerade älteren Menschen auch dazu, nicht so viel Bargeld mitzunehmen oder das Geld auf Innentaschen zu verteilen“, rät Kathrin Popanda.
Kriminaloberkommissarin Sabrina Maar weiß, dass es bei Taschendiebstählen eine hohe Dunkelziffer gibt und die Aufklärung oft schwierig ist. „Wenn ich sehe, dass jemand Opfer geworden ist, dem empfehle ich einen Kontakt zur Organisation ‚Weißer Ring’“, sagt sie. Denn nicht selten würden Menschen durch einen Taschendiebstahl ihre kleine Rente verlieren, da sei die Scham groß. Da sei kurzfristig die Existenz in Frage gestellt.
Für Kriminalrätin Carolin Callies ist auch der Schock ein wichtiger Aspekt bei einem Taschendiebstahl. „Das Gefühl, reingefallen zu sein, schockiert Menschen. Wenn es einem selbst passiert, fühlt sich das noch mal ganz anders an, man fühlt sich ertappt“, meint sie. Die Fachleute wissen, dass die Täter oft ein Gedränge, eine Stresssituation oder einen Moment der Unachtsamkeit eiskalt für ihre Tat nutzen. „Täter wissen meist auch, wo Überwachungskameras installiert sind“, sagt Kathrin Popanda.
Gerade „stolpert“ wieder ein Aldi-Kunde über das aufgesprühte Piktogramm. „Gute Idee“, urteilt der Mann und eilt mit leerer Einkaufstasche in den Laden. „Das Sicherste ist, erst gar nicht beklaut zu werden“, sagt Kathrin Popanda, die aufmerksam die Gänge entlanggeht – auf der Suche nach Kunden, die es vielleicht nicht ganz so ernst nehmen mit der Sicherheit. „Die Täter arbeiten oft ja auch zu zweit, der eine lenkt ab, der andere schlägt zu“, sagt Popanda. Frauen seien tendenziell eher von Taschendiebstählen betroffen als Männer.
Eine Kundin kommt mit Korb um den Arm und Geldbörse in der Hand zum Supermarkt. „Damit fahre ich sehr gut“, sagt sie. Andreas Roth verrät sie noch, dass sie das Geld im Laden in einem Brustbeutel verstaut. Vorbildlich.
Die Reaktionen der Kunden auf die außergewöhnliche Aufklärungsaktion sind durchweg positiv. „Gerade Ältere sind sehr offen für unsere Ansprache und bedanken sich auch“, sagt Roth. Für ältere Menschen werde es zunehmend schwieriger, alles um sich herum wahrzunehmen. „Diese Leute sind nicht verwirrt, aber vielleicht abgelenkt“, sagt er. Sabrina Maar gibt deshalb auch, wenn sie privat unterwegs ist, wertvolle Tipps weiter. „Die Leute werden gerne angesprochen“, meint sie.