Hückeswagener Kleiderkammer öffnet ab Mai wieder Die „Kammerzofen“ kehren zurück

Hückeswagen · Nach der mehr als zweijährigen pandemie-bedingten Zwangspause wird die Kleiderkammer der katholischen Kirchengemeinde am 7. Mai wieder regulär öffnen. Zuvor, Anfang April, gibt es außerdem eine Aktion für geflüchtete Ukrainer.

 Gaby Vollbrecht (l.) und Christel Buß (hier im Jahr 2010) werden auch bei der Wiedereröffnung der Kleiderkammer tatkräfig dabei sein.

Gaby Vollbrecht (l.) und Christel Buß (hier im Jahr 2010) werden auch bei der Wiedereröffnung der Kleiderkammer tatkräfig dabei sein.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Diese Vorgabe wird wahrscheinlich auch im Mai noch nicht erreicht sein: Ende Oktober hatte „Kammerzofe“ Gaby Vollbrecht im Gespräch mit unserer Redaktion die Wiedereröffnung der Kleiderkammer für den 13. Januar avisiert – allerdings unter der Bedingung, dass die Sieben-Tage-Inzidenz im Oberbergischen Kreis dann unter 100 betragen würde. Daraus wurde nichts, lag sie doch an diesem Tag bei 381,2. Tendenz seither: steigend – am Mittwoch lag sie bei 1438,7. Dass dieser Wert in knapp sechs Wochen drastisch sinken wird, ist eher unwahrscheinlich Dennoch haben sich Gaby Vollbrecht und ihre sechs Mitstreiterinnen dazu entschieden, ab dem 7. Mai zu den bis März 2020 üblichen Öffnungszeiten wieder für ihre Kundschaft da zu sein (s. Info-Kasten).

„Wir kommen einfach nicht mehr drumherum“, stellt sie klar. Und da die Intensivstationen nicht stark belegt und sie alle geboostert seien, soll es bald im Pfarrsaal hinter der katholischen Kirche wieder ein Stückchen Normalität geben. „Wir müssen jetzt in die Pötte kommen, sonst brauchen wir gar nicht mehr aufzumachen“, bringt es die ehrenamtliche Helferin auf den Punkt. Denn zwei Jahre seien eine lange Zeit, da könne die Kleiderkammer dann doch mal in Vergessenheit geraten.

Sieben „Kammerzofen“ werden sich demnächst also wieder um die Kundschaft und die Kleiderspenden kümmern. Die meisten sind im Rentenalter, seit dem Herbst hat Gaby Vollbrecht aber eine Mittvierzigerin aus Hückeswagen für die Arbeit in der Kleiderkammer begeistern können. „Wir haben auch noch weitere Interessierte, etwa Frauen, die jetzt in Rente gehen und eine Aufgabe suchen“, sagt die „Kammerzofe“. „Aber das wären dann doch zu viel und wir würden uns auf den Füßen stehen.“

Aufgrund der Notsituation in der Ukraine hat sich das Team um Gaby Vollbrecht nun vorgenommen, schon einen Monat früher eine Sonderöffnung für in Hückeswagen untergekommene Ukrainerinnen und ihre Kinder anzubieten. Anfang April können die Hückeswagener zunächst Kinderkleidung und Spielsachen abgeben, die zwei Tage später an die Geflüchteten abgegeben werden. Während Damenbekleidung noch in ausreichender Menge im Lager der Kleiderkammer zu finden ist, sind nur noch wenige Kindersachen vorrätig. Denn die ehrenamtlichen Helferinnen hatten die vergangenen Monate der Zwangspause genutzt, um den Bestand einmal durchzuschauen und einiges auszusortieren. Zudem ist Gaby Vollbrecht seit dem Sommer fünf Mal ins Ahrtal gefahren und hat dort Kleiderspenden für die von der verheerenden Flut im Juli Betroffenen abgeliefert.

Apropos: Hatte sie im Oktober noch gesagt, dass die Bilder von der Hochwasser-Katastrophe so schlimm waren, weswegen sie auch helfen wollte, sind die Bilder von den Zerstörungen, der Vertreibung und dem Elend der Menschen in der Ukraine noch um einiges schockierender. „Im Ahrtal können die Menschen jetzt wenigstens wieder alles aufbauen, und es herrscht Frieden“, sagt Gaby Vollbrecht. Diese Perspektive haben die Ukrainer – ob im Heimatland oder in der Fremde – derzeit dagegen nicht.

Mit dafür Sorge getragen, dass die Kleiderkammer vor ihrer Wiedereröffnung den ukrainischen Flüchtlingen in der Schloss-Stadt helfen wird, hat Diakon Burkhard Wittwer. So hat die Stadt laut Bürgermeister Dietmar Persian vor zwei Wochen erstmals eine Art Runden Tisch mit Vertretern der Kirchengemeinden, der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Caritas, der Islandtafel und der Ehrenamtsinitiative „Weitblick“ eingerichtet, der sich Anfang der Woche das zweite Mal traf. Darin soll geklärt werden, welche Institution den Menschen aus dem osteuropäischen Land in Hückeswagen wie helfen kann, erläutert Wittwer. „Jeder bringt seine Möglichkeiten darin ein.“ Für die katholische Gemeinde hieß das, auf die Ressourcen der Kleiderkammer zurückzugreifen.

Wenn diese Anfang Mai wieder öffnet, werden sich die Kunden jedoch an einige Veränderungen gewöhnen müssen. So wird der Einlass zu den engen Räumlichkeiten gesteuert, und das Frühstück ist generell ersatzlos gestrichen. Auch gibt es dann weder Bücher noch Spielzeug im Angebot. Hatten die Kunden doch vor der Zwangspause beim Stöbern darin häufig die Sachen einfach liegen gelassen. „Und uns ist einfach die Gefahr von Stolperfallen zu groß“, stellt Gaby Vollbrecht klar.

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