Hückeswagener auf Bildungsfahrt Jugend beeindruckt von KZ-Gedenkstätte

Hückeswagen · Schüler der Erich-Kästner-Schule und der Realschule kehren von ihrer Fahrt nach Krakau und Auschwitz zurück. Mitgebracht haben sie viele Eindrücke.

 Die Jugendlichen aus Hückeswagen erlebten am letzten Abend in Krakau noch ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant, dazu wurde Klezmermusik gespielt.

Die Jugendlichen aus Hückeswagen erlebten am letzten Abend in Krakau noch ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant, dazu wurde Klezmermusik gespielt.

Foto: Realschule

Der Bus rollt langsam auf den großen Parkplatz im Brunsbachtal. Die Türen öffnen sich, müde wirkende Jugendliche kommen mit drei Erwachsenen heraus. „Wir sind Donnerstagabend in Krakau losgefahren, es hat noch ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant gegeben, dazu wurde Klezmermusik gespielt – das war ein sehr schöner Abschluss“, sagt Thorsten Schmalt, stellvertretender Schulleiter der Realschule, der mit seinem Kollegen Thomas Wientzek sowie Katherina Wasserfuhr von der Erich-Kästner-Schule von einer einwöchigen Fahrt in die polnische Stadt und zur KZ-Gedenkstätte Auschwitz zurückkehrt.

Die 21 Schüler sind müde, da der Bus die ganze Nacht die 1200 Kilometer zurück ins Bergische gefahren ist. Gleichzeitig sind die Jugendlichen voller Eindrücke und Erlebnisse aus der vergangenen Woche.

Wie bei Kilian Hallek, Realschüler der zehnten Klasse. „Ich fand es sehr erschreckend, wie das im Vernichtungslager in Auschwitz abgelaufen sein muss. Dass man sich damals kaum dagegen wehren konnte“, sagt der Schüler. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm die Erschießungswand. „Wenn man sich vorstellt, dass die Häftlinge, die gleich erschossen werden sollten, sich da hinstellen mussten und den Aufsehern, die sie gleich ermorden würden, in die Augen sehen…“

Ebenfalls sehr eindrucksvoll sei das Gespräch mit der Zeitzeugin und Auschwitz-Überlebenden in Krakau gewesen. „Es waren nicht nur Fakten wie im Geschichtsbuch. Es war aus der Perspektive von jemandem erzählt, der damals dabei war“, sagt Kilian Hallek. Sein Mitschüler Robert Stefer berichtet, dass ihn gerade bei diesem Gespräch die schon sehr verblasste Tätowierung am Unterarm der alten Frau nachdenklich gemacht habe. „Die Menschen in Auschwitz wurden mit ihrer Häftlingsnummer tätowiert“, sagt er.

Auch die Baracken, in denen die Häftlinge hausen mussten, die kargen Bedingungen, die Zustände, die sie hätten ertragen müssen, seien ihm nachdrücklich im Gedächtnis geblieben. „Auch wenn die Geschichten schrecklich waren – ich finde, dass sich die Reise gelohnt hat, weil wir sehr viel über die NS-Zeit erfahren haben“, sagt Robert Stefer. Für Schmalt, der schon zum achten Mal in der KZ-Gedenkstätte war, ist eines klar: „Ich finde, dass ein Besuch in Auschwitz für jede Schulklasse zum Pflichtprogramm gehören sollte.“ Er habe von seinen Schülern, die er teilweise schon von anderen Klassenfahrten kenne, auf der Polen-Fahrt ganz andere und neue Facetten kennenlernen können. „Auch eine sehr emotionale Seite war da zu erleben. Gerade die ersten drei Tage waren sehr hart, mit mehrstündigen Führungen durch die KZ-Gedenkstätte – wenn man sich klarmachte, dass die Häftlinge die eiskalten Temperaturen und den Regen, den wir mit unserer modernen Funktionskleidung schon unangenehm empfanden, in ihrer papierdünnen Häftlingskleidung ausgesetzt waren – das hat die Jugendlichen berührt“, sagt Schmalt.

Auch Linus Hürzat, Schüler der Erich-Kästner-Schule, hat das so erlebt. „Die Führung ging über vier Stunden, ich musste irgendwann auch eine Pause machen, weil es mir zu viel wurde“, sagt der 16-Jährige. Am ergreifendsten sei für ihn der Raum gewesen, in dem die abgeschnittenen Haare der getöteten Häftlinge gesammelt worden seien. „Wir haben auch eine Synagoge besucht, in der dann deutlich wurde, dass die jüdischen Menschen vor der Nazi-Zeit ganz normal in Polen gelebt hatten. Das war ein sehr krasser Gegensatz“, sagt er.

Der Realschülerin Alina Sophie Krause sind die Gaskammern besonders in Erinnerung geblieben. „Es hat mich furchtbar traurig gemacht, dort durchzugehen“, sagt die Zehntklässlerin. Auch die Bahngleise – eigentlich ja nichts Schlimmes -, die in das Vernichtungslager geführt haben, habe sie als bedrückend empfunden. „Das hat mich sehr beeindruckt, weil hier die Menschen selektiert wurden, die nach Auschwitz kamen“, sagt sie.

Der 16-jährige Jemy Günther von der Erich-Kästner-Schule berichtet von einer Ausstellung mit Zeichnungen eines KZ-Überlebenden. „Er hat Bilder gemalt, um seine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen zu verarbeiten. So hat er die Wärter nicht als Menschen, sondern als Monster gezeichnet“, sagt der Schüler.

 Gedenktafel im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die Schüler aus dem Bergischen waren tief beeindruckt.

Gedenktafel im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die Schüler aus dem Bergischen waren tief beeindruckt.

Foto: Realschule

Beeindruckend sei die Atmosphäre bei der dritten Kooperationsfahrt der beiden Schulen gewesen, sagt Katherina Wasserfuhr. „Es ist kein einfaches Thema, aber die Schüler haben sehr gut zusammengearbeitet“, sagt die Lehrerin.

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