Realschule und Erich-Kästner-Schule in Hückeswagen Jugendliche „erleben“ Nationalsozialismus

Hückeswagen · Schüler der Realschule und der Erich-Kästner-Schule sind auf Studienfahrt in Polen im Ort Oswiecim, dem ehemaligen Auschwitz, und beschäftigen sich mit den Themen Holocaust und Nationalsozialismus. Es sind bewegende Tage.

 Ein Ort des unvorstellbaren Grauens: Vom Eingangstor aus kann man noch die Schienen, auf denen die Züge früher mit den Häftlingen einfuhren, noch gut erkennen.

Ein Ort des unvorstellbaren Grauens: Vom Eingangstor aus kann man noch die Schienen, auf denen die Züge früher mit den Häftlingen einfuhren, noch gut erkennen.

Foto: Michelle Keller

Nachhaltig, beeindruckend, tief bewegt – es gibt Ausflüge und Klassenfahrten, die sind viel mehr als nur das reine gemeinsame Wegfahren. So ergeht es derzeit ganz offensichtlich auch einer Gruppe von Jugendlichen der Realschule Hückeswagen und der Erich-Kästner-Schule, die sich auf einer Studienfahrt in Polen im Ort Oswiecim, dem ehemaligen Auschwitz, mit dem Themenschwerpunkt Holocaust und Nationalsozialismus beschäftigten. Der Konrektor der Realschule, Thorsten Schmalt, übermittelte jetzt einen Zwischenbericht von Reporterin Michelle Keller, der eindrucksvoll die bewegenden Momente schildert.

„Die vergangenen zwei Tage haben wir uns das Stammlager Auschwitz I und Auschwitz II Birkenau angesehen. Es waren sehr emotionale Tage, in denen wir viele neue Eindrücke bekamen und vieles verarbeiten mussten“, heißt es zu Beginn des Berichtes.

Am ersten Tag besuchten die Hückeswagener Schüler das Stammlager, in dem sie an einer vierstündigen Führung teilnahmen. „Während der Besichtigung des Lagers haben wir mehrere Ausstellungen besucht, in denen man Unmengen von abgeschnittenen Haaren, Schuhen, Koffern und anderen Gegenständen, der im Lager ermordeten Menschen besichtigen konnte. Die Namen der Häftlinge konnten wir in dem Buch der Namen ansehen. All diese Eindrücke haben in uns viele unterschiedliche Emotionen ausgelöst“, schreibt Michelle Keller in ihrem Bericht. Ein für alle sehr bewegender und zugleich erschreckender Moment habe es in der Baracke 27 gegeben, in der Reden von Hitler abgespielt wurden, Bilder von Opfern an die Wände projiziert und Aussagen von Zeitzeugen gezeigt wurden.

Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt der Bildungsreise auf Auschwitz-Birkenau, dem größten nationalsozialistischen Konzentrations– und Vernichtungslager. Auf dem riesigen Gelände sind größtenteils nur noch Überreste von Baracken und Fundamenten zu sehen. „Auch die Gaskammern und Krematorien sind nur noch als Ruinen zu betrachten“, sagt Michelle Keller. Vom Einganstor aus könne man noch die Schienen, auf denen die Züge früher mit den Häftlingen einfuhren, noch gut erkennen, so dass man sich heute noch gut vorstellen könne, wie dort die Selektionen auf der sogenannten „Judenrampe“ stattgefunden habe.

„In unmittelbarer Nähe der Schienen sahen wir schon die ersten Überreste einer Gaskammer. Viele von uns legten dort auch eine weiße Rose vor den Eingang. Die weiteren Überreste von Gaskammern lagen am Rande des Lagers. Im Laufe der Tour haben wir auch Hunderte von Ruinen der Baracken gesehen“, schildert die Reporterin im Auftrag aller Teilnehmer.

Die bei allen am stärksten im Gedächtnis gebliebene Baracke war eine für Kinder. In dieser haben Mithäftlinge Bilder gemalt, damit für die Kinder dort eine andere Welt entsteht. In der sogenannten „Zentralsauna“ wurden die gerade angekommenen neuen Häftlinge geduscht, tätowiert und ihrer Haare beraubt. „Des weiteren haben wir in dem Gebäude die Desinfektionsöfen für die Kleidung sehen können“, schreibt Michelle Keller.

Die vergangenen beiden Tage hätten die Hückeswagener Jugendlichen sehr berührt – „und wir finden es unvorstellbar, dass der Holocaust in diesem Ausmaß geschehen konnte. Bei unseren abendlichen Treffen besprechen wir unsere Gefühle und reden über das Erlebte“, schildert sie die Eindrücke der ersten Hälfte der Fahrt.

Weiter ging es Mitte der Woche in Richtung Krakau. Am Freitag kehrt die Gruppe zurück ins Bergische.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort