FDP-Kandidat für Hückeswagen und Radevormwald Aus Backstube wieder in Bundestag

Hückeswagen · Der Hückeswagener FDP-Chef Jörg von Polheim will es nach 2012/2013 noch einmal wissen: Der Bäckermeister möchte für die Liberalen in den Bundestag, denn die Politik liegt ihm im Blut. Er hofft auf eine Ampel-Koalition.

 Jörg von Polheim ist aktiv im Handwerk und in der Politik: Der Hückeswagener Bäckermeister ist Landesinnungsmeister des Bäckereihandwerks und will jetzt wieder für die Liberalen in den Bundestag nach Berlin.

Jörg von Polheim ist aktiv im Handwerk und in der Politik: Der Hückeswagener Bäckermeister ist Landesinnungsmeister des Bäckereihandwerks und will jetzt wieder für die Liberalen in den Bundestag nach Berlin.

Foto: Jürgen Moll

Im Grunde genommen wäre es einmal interessant, unter den Hückeswagenern eine Umfrage zu machen – ob ihnen Jörg von Polheim eher als Bäckermeister oder als FDP-Politiker bekannt ist. Vermutlich dürfte beides zutreffen, auch wenn er die beiden Professionen nie vermischt. „In meinem Geschäft am Etapler Platz wird nie ein FDP-Wahlplakat zu finden sein“, versichert er.

Tatsächlich sind sowohl das Bäckerhandwerk als auch die Politik tief in der Familiengeschichte verwurzelt, wie der 62-Jährige anmerkt. „Mein Urgroßvater war schon im 19. Jahrhundert im damaligen Kreistag – natürlich gab es damals keine der heutigen Parteien“, sagt von Polheim. Eine Generation früher, im Jahr 1839, hatte Ur-Urgroßvater Peter von Polheim die Bäckerei gegründet, damals noch an der Peterstraße. „1842 kaufte er dann unser heutiges Haus an der Kölner Straße, die Backstube war damals im Keller untergebracht“, berichtet der Landesinnungsmeister der nordrhein-westfälischen Bäcker.

Der liberale Geist, auch wenn er damals vielleicht noch ganz anders bezeichnet wurde, habe schon beim Urgroßvater geherrscht. „Er hat den Arbeiterbildungsverein, den Vorläufer der SPD, in seinem Haus tagen lassen. Er war nicht deren Meinung, wollte sie aber akzeptieren“, sagt von Polheim in Anlehnung an das Voltaire-Zitat: „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“ Das soll der französische Schriftsteller und Philosoph im 18. Jahrhundert gesagt haben. „Auch mein Großvater war bis 1932 im Hückeswagener Stadtrat, nach dem Krieg hat er in unserem Wohnhaus die FDP in der Schloss-Stadt gegründet. 1946, zusammen mit Erich Mende, dem späteren FDP-Bundesvorsitzenden“, berichtet von Polheim.

Der 62-Jährige ist mit Leib und Seele Bäcker und Politiker. Und er hat bereits Bundestagserfahrung, schließlich vertrat er dort die Liberalen von Januar 2012 bis Oktober 2013 in Berlin – ein zeit- und kraftaufreibender Wechsel zwischen den beiden Städten. „Ich habe vor meiner ersten Zeit im Bundestag gesagt, dass ich das machen will – aber danach noch verheiratet sein möchte“, sagt er und lächelt. Mit seiner Frau Sabine habe er daher auch jetzt wieder im Vorfeld seiner Kandidatur darüber gesprochen. „Es ist eine Herzenssache, aber sie trägt sie mit. Allerdings mit der Bedingung, dass der Betrieb weiterläuft“, sagt von Polheim.

Backen und Politik – das mag in der Kommunalpolitik gehen, aber sicher nicht auf Bundesebene. Warum er sich diesen Stress dann doch kurz vor der Rente noch antut? „Weil ich versuchen möchte, meine Umgebung ein bisschen positiver zu gestalten. Es ist doch im Grunde auch nichts anderes, als wenn man sich in einem Verein engagiert“, sagt der Vorsitzender des ATV. Dafür wird im Fall seiner Wahl allerdings auch etwas weniger Zeit übrigbleiben – eine Woche würde von Polheim in Berlin sein, die andere in Hückeswagen.

Genauso wenig Zeit bliebe dann für die übrigen Hobbys des Hückeswageners. „Ich beschäftige mich sehr gerne mit Geschichte im Allgemeinen und der Familiengeschichte im Besonderen. Zumindest dann, wenn es die Zeit zulässt“, fügt er hinzu. Noch wichtiger sei allerdings die Familie. „Meine Frau und ich haben das große Glück, dass drei unserer vier Kinder in Hückeswagen leben, eine Tochter studiert derzeit in Hannover.“ Mit den Kindern – und mittlerweile auch Enkelkindern – würden sich die Eltern regelmäßig am Wochenende zum Kaffeetrinken treffen. „Das ist wirklich schön, und das haben wir auch konsequent so gemacht“, sagt er.

Natürlich habe er bemerkt, dass der Ton im Bundestag seit dem Einzug der AfD ein anderer geworden sei. Von Polheim hat aber für sich entschieden, die Rechtspopulisten nicht zu ignorieren, sondern sie argumentativ zu stellen. „Ich will aufzeigen, was sie für einen gefährlichen Unfug erzählen. Ich will mit denen aber ganz gewiss abends kein Bier trinken, das sind politische Gegner. Alle anderen Parteien bezeichne ich übrigens als politische Mitbewerber.“

Wenn er an den 26. September, den Wahltag für die Bundestagswahl denke, hoffe er auf eine Ampel-Koalition von CDU, SPD und FDP. „An Schwarz-Gelb glaube ich nicht, dazu ist die CDU im Moment viel zu sehr von der Rolle“, blickt von Polheim auf den Ausgang der Wahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort