Miniatur-Wunderwelten locken Geocacher nach Hückeswagen und ins Bergische Geocacher erstellt beeindruckende Miniaturwelten

Hückeswagen · Mit seinen Miniatur-Szenen in Briefkästen, die für moderne „Schatzsucher“ zugänglich sind, schafft der Hückeswagener Helmut Solibida mit viel Liebe und Einfallsreichtum einen erlebbaren Mehrwert für die Stadt.

Helmut Solibida stellt Miniaturen, wie Bibliotheken, Musikgeschäfte oder sogar Plumpsklos, etwa in Briefkästen für Geocaches her. Hier zeigt der Hückeswagener die Miniatur einer Apotheke.

Helmut Solibida stellt Miniaturen, wie Bibliotheken, Musikgeschäfte oder sogar Plumpsklos, etwa in Briefkästen für Geocaches her. Hier zeigt der Hückeswagener die Miniatur einer Apotheke.

Foto: Jürgen Moll

Zu Zeiten der Forscher und Entdecker Marco Polo, Alexander von Humboldt und Charles Darwin waren Expeditionen ins Unbekannte gefährlich und mit großem Aufwand verbunden. Heute gibt es kaum noch weiße Flecken auf der Erde, trotzdem ermöglicht eine moderne Art der Schatzsuche den Menschen, die Freude an der Entdeckung zu befriedigen: das Geocaching. Mittels geografischer Koordinaten – häufig verbunden mit mysteriösen Rätseln – machen sich die modernen Entdecker auf die Suche nach den heutigen Schätzen, den „Caches“.

Große Freude an diesem Hobby hat auch Helmut Solibida gefunden. „Als mich mein Nachbar vor 15 Jahren auf zwei Nacht-Caches mitnahm, hatte mich das Cache-Fieber gepackt“, erinnert sich der 65-Jährige an die Anfänge. Doch bei der Suche allein blieb es nicht. Der Bilanzbuchhalter im Ruhestand versteckt auch selbst „Caches“ in Hückeswagen und Umgebung. An die 50 Stück hat er schon „gelegt“, wobei heute noch etwa die Hälfte existiert. Manche wurden zerstört oder gestohlen, andere Verstecke gibt es nicht mehr, da zum Beispiel der Wald abgeholzt wurde oder sich die Gegebenheiten anderweitig verändert haben.

Besonders schöne „Schätze“ gibt es im Bergischen Land zu finden. Und daran hat Helmut Solibida einen großen Anteil, denn der Hückeswagener macht unter seinem Geocaching-Namen „Solipygel“ aus den Caches wahre Kunstwerke. In ausrangierten Briefkästen stellt er Szenen und Geschichten im Miniaturformat dar. Einen dieser Briefkasten-Caches hat er in unmittelbarer Nähe zur Stadtbibliothek an der Friedrichstraße installiert. Wer ihn findet und den benötigten Zahlencode zum Öffnen kennt, entdeckt eine liebevoll und kreativ gestaltete Mini-Bibliothek. Darin zu sehen sind eine winzige Bücherwand mit Leiter, ein Schreibtisch, Leselampe, Topfpflanzen und jede Menge Bücher. Im Schließdeckel kleben Bücher-Cover mit angepassten Titeln, wie der Bestseller von Hape Kerkeling „Ich bin dann mal cachen“ statt „Ich bin dann mal weg“.

Macht man sich in Hückeswagen und Umgebung auf die Suche nach diesen Geocaches, so wird man eine Vielzahl dieser kreativen Miniatur-Wunderwelten finden. Neben der Bibliothek hat Solibida auch schon einen Kiosk, eine Apotheke, einen Musikstore und sogar eine kleine Kapelle gestaltet. In der Nähe zur Justizvollzugsanstalt Lüttringhausen kann man einen Briefkasten-Cache mit Gefängnis finden, am Hückeswagen Schloss ein Mini-Hotel. Auch die bemannte Mondlandung hat der 65-Jährige in einer seiner Geocaching-„Dosen“ nachgestellt. Die nächste „Story“ ist bereits im „Kasten“ und wartet nur noch darauf, aufgestellt zu werden. Dafür muss Solibida aber noch die passende „Location“ finden.

Für seine Miniwelten benutzt er gerne Dinge des täglichen Lebens, so wird zum Beispiel aus dem Deckel eines Weichspülers eine schicke Designer-Lampe oder der Deckel eines Parfümzerstäubers zum Mülleimer umfunktioniert. „Ich versuche, für die Szenen viele Sachen wiederzuverwerten“, sagt der Geocacher. Sein Markenzeichen: In jeder Szene liegt ein gelbes Miniatur-GPS-Gerät „Garmin etrex“ auf dem Tisch.

Mit seinen Caches zaubert er den Findern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. „Ihre Caches sind wie Wimmelbilder – es gibt so viel zu entdecken!“ oder „Wenn Geocaching und Kunst zusammentreffen, ist es eben Solipygel“, schreiben die begeisterten Geocacher in die Logbücher und Internet-Kommentare zu seinen Miniatur-Szenen. „Ich würde mich nicht als Künstler bezeichnen, aber es macht mir Spaß, anderen eine Freude zu machen“, versichert Solibida. Damit bereichert er nicht nur die Geocaching-Welt, sondern schafft auch einen touristischen Mehrwehrt für die Schloss-Stadt. „Im Prinzip ist es eine Win-Win-Situation für alle“, ist er überzeugt.

Da er seine Fantasie-Szenen immer gerne thematisch mit der Realität verknüpft, freut sich der Hückeswagener besonders über die Zustimmung der Bibliotheksleitung, den Cache in unmittelbarer Nähe des Gebäudes aufstellen zu dürfen. Inspirationen holt er sich unter anderem während Geocache-Touren und auf Urlaubsreisen. „Das Hotel habe ich in den USA gesehen und die Kirche in Tschechien“, erzählt er. An einer Autobahnraststätte der A3 gibt es ebenfalls einen Cache von ihm. Dem Finder eröffnet sich darin eine witzige Plumpsklo-Szene.

Vor etwa einem Jahr hat er angefangen, Briefkästen für diese Art der Deko-Caches zu gestalten. Die Kästen ersteigert er häufig gebraucht im Internet, um sie umzugestalten. Zusammen mit dem elektronischen Zahlenschloss hat der 65-Jährige dann pro Kasten 50 bis 80 Euro ausgegeben, von der Arbeitszeit ganz zu schweigen. „Für mich ist es ein Ausgleich und etwas Kreatives, mit dem ich mich ausdrücken kann“, betont er. Früher hat er sich Multi-Caches speziell für Kinder ausgedacht, die auf dem Weg zum Final-Cache mehrere Aufgaben lösen müssen.

Die Briefkästen-Szenen, die nur für Geocaching-Mitglieder zugänglich sind, müssen natürlich auch gewartet und gepflegt werden. So werden volle Logbücher ausgetauscht oder lose Teile des Innenlebens neu angeklebt. „Man sieht also, das Abenteuer beginnt gleich um die Ecke und hat einen tollen Unterhaltungswert“, sagt Solibida und macht Werbung für sein Hobby.

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