Feuerwehr Hückeswagen Immer mehr Frauen bei der Brandbekämpfung

Hückeswagen · In der Feuerwehr gibt es einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Frauen. Sie sind nicht nur Vorreiter beim Einstieg in diese Männerdomäne, sondern sind auch im Dienst aktiv und übernehmen Führungsaufgaben.

Silke Lemmen von der Löschgruppe Holte ist mit großer Begeisterung in der Feuerwehr aktiv.

Silke Lemmen von der Löschgruppe Holte ist mit großer Begeisterung in der Feuerwehr aktiv.

Foto: Moll/Moll, Jürgen (jumo)

Der Frauenanteil in den Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland beträgt etwa 8,5 Prozent. Das hört sich zunächst nicht viel an, doch die Frauen sind hier ebenso auf dem Vormarsch wie bei der Bundeswehr oder im Polizeidienst.

Zu den Vorreiterinnen in der Schloss-Stadt zählt Astrid Gerhardus, geborene Felbeck. Mit 24 Jahren trat sie 1982 in die Freiwillige Feuerwehr ein und war damit nicht nur die erste Feuerwehrfrau in Hückeswagen, sondern auch in Oberberg. Für die heute 59-Jährige war dieser Schritt vorhersehbar. „Ich komme aus einer Feuerwehrfamilie und bin schon als Kind mit in den Keller gerannt, wenn die Sirene ging, um die Stiefel zu holen“, berichtet die Sekretärin der Realschule. Damals wurde die Einsatzkleidung der Aktiven noch zu Hause gelagert.

Bei der Ausbildung gab es für sie keinen Sonderstatus. „Es galten die gleichen Ausbildungsbedingungen, wie bei den Männern – auch beim Atemschutzgeräteträger-Lehrgang“, berichtet die Unterbrandmeisterin. In der Feuerwehr lernte sie ihren späteren Mann Peter Gerhardus kennen. Auch Sohn Morton hat das Gen intus und ist aktives Mitglied. Heute wird Astrid Gerhardus als „Mutter der Kompanie“ betitelt, da sie oft für den Löschzug kocht oder sich bei Festen im Organisationsteam engagiert.

Ob sich eine Frau in der Löschgruppe wohlfühlt, hängt viel von der Akzeptanz seitens der Männer ab. In der Löschgruppe Holte gibt es damit keine Probleme, denn seit elf Jahren ist Silke Lemmen die erste Gruppenführerin in der mehr als 100-jährigen Geschichte. Es herrscht Gleichberechtigung: Alle absolvieren die gleiche Ausbildung, führen die selben Arbeiten aus und tragen die gleiche Uniform. „Nur kräftemäßig haben Frauen einen Nachteil“, sagt Silke Lemmen. Wenn etwa die 180 Kilogramm schwere Tragkraftspritze vom Fahrzeug gehievt werden muss, würden das meistens die Männer übernehmen.

Wer beim Einsatz welche Aufgabe zugeteilt bekommt, hängt für die Hauptbrandmeisterin eher vom Typ ab. „Ich mache das personen- und nicht geschlechtsabhängig“, betont sie. Ihrer Führungsaufgabe ist sie sich bewusst: „Früher bin ich unbedarfter an die Sache gegangen, heute trage ich als Einsatzleitung mehr Verantwortung. Wenn ein Balken von der Decke fällt, dann lieber auf mein Bein, als auf das eines anderen.“

Auch Silke Lemmen stammt aus einer Feuerwehrfamilie. Schon ihr Opa wurde in der Chronik zum 25-jährigen Bestehen der Holter Feuerwehr aufgeführt, und auch ihr Vater war in der Löschgruppe engagiert. Eingetreten ist die 43-Jährige mit 13 Jahren. „Meine Freundinnen hatten mich belabert, und irgendwann geht man dann halt mit“, berichtet sie und lacht.

Der Zeitaufwand für dieses ehrenamtliche Engagement ist extrem, zumal Silke Lemmen, wie auch ihr Bruder Thomas, sich in der Jugendabteilung stark engagiert. Durch die Arbeit in der Jugendfeuerwehr erlangte sie die Qualifikation zur Gruppenführerin. Das Gefühl, nicht richtig akzeptiert zu werden, habe sie nie gehabt, versichert sie. In ihrer 30-jährigen Zeit bei der Feuerwehr erinnert sich Silke Lemmen an viele schöne, aber auch brenzlige Situationen. In Erinnerung geblieben ist ein Einsatz, der während des Polterabends eines Kameraden eintraf. „Wir waren nicht wirklich einsatzbereit, aber zum Glück war es auch nicht so dramatisch“, gesteht die Modellbauerin.

 Silke Lemmen leitet die Löschgruppe Holte - sie ist die erste Frau an der Spitze einer Hückeswagener Feuerwehreinheit.

Silke Lemmen leitet die Löschgruppe Holte - sie ist die erste Frau an der Spitze einer Hückeswagener Feuerwehreinheit.

Foto: Moll/Moll, Jürgen (jumo)

Als gutes Zeichen für die Zukunft wertet Silke Lemmen, dass auch in der Jugendfeuerwehr viele Mädchen engagiert sind. Einen Unterschied zwischen ihnen und den Jungen fällt der Gruppenführerin dann doch ein: „Beim Absolvieren der Leistungsspange erhalten Mädchen beim Kugelstoßen die Drei- und Jungen die Vier-Kilo-Kugel. Das ist es dann aber auch schon.“

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