Hückeswagener Ehepaar feiert Eiserne Hochzeit Fest verbunden auch nach 65 Ehejahren

Hückeswagen · Die Eheleute Brigitte und Günter Wojewoda können am Mittwoch das seltene Fest der Eisernen Hochzeit feiern. Die Wünsche für die Zukunft sind bescheiden, aber von großer Bedeutung.

 Günter und Brigitte Wojewoda feiern ihre Eiserne Hochzeit. Viele schöne Reisen hat das Paar in den vergangenen Jahrzehnten unternommen. Fotos und Filme zeugen von den Erlebnissen und Eindrücken.

Günter und Brigitte Wojewoda feiern ihre Eiserne Hochzeit. Viele schöne Reisen hat das Paar in den vergangenen Jahrzehnten unternommen. Fotos und Filme zeugen von den Erlebnissen und Eindrücken.

Foto: Jürgen Moll

Die Eiserne Hochzeit nach 65 Ehejahren ist ein herausragendes, jedoch immer seltener werdendes Ereignis. Denn heute wird oft nicht mehr so jung geheiratet wie in früheren Jahren, und auch Trennungen werden schneller vollzogen. Brigitte und Günter Wojewoda haben das große Glück und können am Mittwoch ihre Eiserne Hochzeit feiern. „Das Band, das uns verbindet, ist zu einem Drahtseil geworden. Das kann keiner mehr durchtrennen“, stellt der 87-jährige Jubilar die Verbundenheit zu seiner Frau bildlich dar.

Vor fünf Jahren konnten die Hückeswagener noch ihre Diamanthochzeit mit allen Verwandten im Hotel Kniep feiern – genau an dem Ort, an dem sie am 19. Januar 1957 geheiratet hatten. Eine große Feier zur Eisernen Hochzeit vereitelt jetzt jedoch die Corona-Pandemie. Trotzdem ist das Ehepaar glücklich. Alle Wünsche, die sie zur Diamantenen Hochzeit noch hatten, hat es sich erfüllt. Statt einer Kreuzfahrt auf dem Meer gab es eine Flussfahrt von Köln Richtung Holland und Belgien. Außerdem konnte Brigitte Wojewoda noch einmal ihre Heimat Tilsit (seit 1946 Sowetsk) im heutigen Russland besuchen. „Wir haben viel gesehen, und die Menschen dort waren sehr nett“, schwärmt die 86-Jährige von der Busreise. Sie hatte dabei sogar ihr Elternhaus wiedergefunden und erhielt von den Bewohnern die Gelegenheit, noch mal die Innenräume zu betreten. Ein sehr emotionales Erlebnis. Dennoch: „Meine Heimat ist Hückeswagen, wo unsere Kinder geboren sind“, betont die Jubilarin.

Der Alltag der Jubilare ist ruhig, ausgeglichen und gut geplant. „Am wichtigsten für uns ist das gemeinsame Frühstück“, sagt das Paar, das sich dafür viel Zeit nimmt und zu dem auch die Kinder und Enkel gerne hinzukommen. „Mittwochs ist Putztag“, sagt Brigitte Wojewoda, die den Haushalt noch komplett alleine schmeißt. „Mein Mann ist dann für das Staubsaugen zuständig“, verrät die 86-Jährige und schmunzelt.

Die fünf Jahre zwischen dem 60. und 65. Hochzeitstag waren sehr turbulent. Zu den vier Kindern und zwölf Enkelkindern sind fünf Urenkel hinzugekommen. „Ich habe aber auch in weniger als einem Jahr fünf Geschwister verloren“, erzählt Brigitte Wojewoda traurig. Sie ist mit 13 Geschwistern in Ostpreußen aufgewachsen und später aus Tilsit Richtung Pommern und Mecklenburg geflüchtet.

1950 lernte Brigitte Laugallies, wie sie damals noch hieß, ihren heutigen Ehemann Günter bei einer FDJ-Veranstaltung kennen. „Ich mochte ihn gar nicht leiden, weil er mir immer an den Zöpfen gezogen hat“, sagt sie und lacht. Günter Wojewoda, der aus Güstrow stammt, lernte damals das Maurer-Handwerk und arbeitete bei der Bauunion in Rostock. Durch Familienangehörige führte der Weg der Familie später ins Rheinland. Die Laugallies wurden in Hückeswagen sesshaft – erst auf der Kaiserhöhe, später dann in den Holthausschen Häusern hinter dem ehemaligen Schlosshotel an der Bachstraße.

1961 baute Günter Wojewoda mit seinem Schwiegervater das Haus an der Robert-Schumann-Straße, in dem das Paar heute noch wohnt. Er arbeitete bei der Baufirma Frielingsdorf und danach bis zur Rente beim städtischen Bauhof. Brigitte Wojewoda war viele Jahre Erzieherin im Kindergarten Am Kamp. Außerdem engagierte sie sich im katholischen Pfarrgemeinderat und bei der Caritas. „Ich sehe immer das Gute in den Menschen“, sagt sie.

Viele schöne Reisen nach Israel, Ägypten, Indien, Jordanien, Marokko und Tunesien hat das Paar unternommen, und zahlreiche Fotos und Filme zeugen von den Erlebnissen und Eindrücken. Doch ihre Kinder standen immer an erster Stelle. „In den 70er-Jahren hatte ich für eine neue Küche gespart, aber unsere beiden jüngsten Kinder wollten unbedingt einmal in den Urlaub fliegen. Also habe ich auf die Küche verzichtet, und wir sind nach Tunesien geflogen“, erzählt die 86-Jährige. Auch heute noch stehen den Kindern und Enkeln alle Türen offen – selbst die Kühlschranktür.

Günter Wojewoda, der von einem Bauernhof stammt, kümmert sich liebevoll um seine Hühner und den Familienhund des Sohnes, der mit im Haus wohnt. Auch das Lottoglück schlug zu: „Ich hatte einmal fünf Richtige im Lotto. Davon haben wir direkt den Öltank vollgemacht“, berichtet Brigitte Wojewoda.

Wenn der 87-Jährige im Sommer auf sein E-Bike steigt, geht seine Frau in der Stadt einen Kaffee trinken. „Jeder geht seinen eigenen Weg, und einen Weg gehen wir gemeinsam“, erklärt sie den Freiraum, den jeder in der Ehe erhält und mit dem das Paar die vergangenen 65 Jahre gut gefahren ist. Langeweile kennen die Jubilare nicht – und gerade das hält sie jung.

Die Wünsche für die Zukunft sind bescheiden, aber von großer Bedeutung: „Wir möchten gesund und vor allem klar im Kopf bleiben“, ist sich das Paar einig. Und dann macht Günter Wojewoda seiner Frau noch ein ganz besonderes Kompliment: „Wo sie nicht ist, kann ich nicht leben“, sagt er. Schöner lässt sich das damalige Eheversprechen nach 65 gemeinsamen Ehejahren kaum in Worte fassen.

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