Klimawandel in Hückeswagen Bäche haben Probleme nach Sommer

Hückeswagen · Ernst Oskar Lambeck ist erschrocken über den niedrigen Pegelstand des Kotthausener Teichs. Der wird aus Bächen gespeist. Die haben in diesem Sommer aber nur wenig Wasser geführt. Der Klimawandel hat Hückeswagen erreicht.

 Ernst Oskar Lambeck klagt über Niedrigwasser am Kotthausener Teich. Für den 79-Jährigen ist der Klimawandel längst auch in Hückeswagen angekommen.

Ernst Oskar Lambeck klagt über Niedrigwasser am Kotthausener Teich. Für den 79-Jährigen ist der Klimawandel längst auch in Hückeswagen angekommen.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Gottes Gießkanne scheint nicht mehr so gut gefüllt zu sein. Auch wenn der Herbst derzeit regnerisches Schmuddelwetter bietet. Ganz anders war das im Sommer. Der war nicht nur gefühlt extrem heiß, sondern auch messbar zu trocken. Das sagt Susanne Fischer, Pressesprecherin des Wupperverbandes. „Die Monate Dezember 2018, Januar und März 2019 waren zwar deutlich nasser als im Durchschnitt, der Mai und September waren annähernd im Soll, aber die übrigen Monate waren zum Teil deutlich trockener als im Durchschnitt.“ So wurden im Juli mit 33 Litern an der Messstelle an der Bever-Talsperre wesentlich weniger Niederschläge gemessen als im Durchschnitt. Üblich sind dort 116 Liter. Auch im August wurden nur 47 der sonst üblichen 108 Liter gemessen.

Das hat auch Ernst Oskar Lambeck aus Straßweg gemerkt. In diesem Sommer hat der 79-Jährige etwas festgestellt, was er in seinem langen Leben noch nicht so erlebt hat. „Der Kotthausener Teich war immer bis oben hin voll, und ich lebe seit 1945 hier. Das war früher wirklich die Gießkanne Gottes hier. Aber in diesem Jahr ist der Pegelstand bestimmt einen Meter niedriger als üblich“, sagt er. Gespeist wird der Kotthausener Teich von Bächen und Quellen. „Eigentlich müsste das auch jetzt so sein, aber für mich sind das ganz klar die sichtbaren Folgen des Klimawandels“, sagt Lambeck.

Susanne Fischer vom Wupperverband sagt: „In den Sommermonaten haben viele kleine Bäche in unserer Region nur wenig Wasser geführt oder sind trocken gefallen.“ Schuld daran seien die ausgeprägten Trockenphasen des Frühjahrs und Sommers, die auch zum Teil von hohen Lufttemperaturen begleitet wurden. Lambeck erfüllt das mit Sorge. „Es waren viele Generationen von Kindern hier, die in diesem Teich das Schwimmen gelernt haben. Dort unten haben wir als Kinder unsere Sommer verbracht, hier haben wir gespielt und geangelt“, sagt der 79-Jährige. Früher habe es hier riesige Forellen gegeben, die den Bachlauf hochgeschwommen seien und dort gelaicht hätten. „Heute gibt es keine Forellen mehr“, sagt Lambeck und steigt über die Böschung einen Meter zum Teichufer hinunter. Er hält seine Hand etwa über seine Hüfte und sagt: „Normalerweise würde ich bis hier im Wasser stehen.“ Für Lambeck sind das nicht die einzigen Zeichen des Klimawandels. „Ich habe 50 Hektar Wald. Dem geht es derzeit auch nicht gut, und es ist traurig, sehen zu müssen, wie der Wald stirbt.“ Lambeck merkt, dass sich der Waldboden negativ verändert und das Wasser nicht mehr so gut speichern kann. „Daraus ergibt sich die Frage: Was pflanzt man denn heute noch an? Leider habe ich bis heute keine Antwort“, sagt Lambeck.

Der Blick auf die Bever-Talsperre zeigt trotz des teils ergiebigen Regens der vergangenen Tage einen relativ niedrigen Füllstand. Laut Susanne Fischer ist sie derzeit zu 60 Prozent gefüllt. „Das sind etwa 14 Millionen Kubikmeter“, sagt sie – 17 Prozent weniger als nach dem Jahrhundertsommer 2018. „In diesem Jahr wurde die Bever-Talsperre allerdings früher zur Unterstützung der Wupper-Talsperre für die Niedrigwasseraufhöhung genutzt als im Vorjahr“, sagt sie. Die Bever-Talsperre war ab Mitte März mit 23,5 Millionen Kubikmetern nahezu komplett befüllt, das war bis Ende Juni mit 23,1 Millionen Kubikmetern der Fall. „In der langen Trockenphase seit April haben die Talsperren ihre Aufgabe erfüllt – und kontinuierlich Wasser an die Wupper abgegeben. Allen voran war das die Wupper-Talsperre, die aber ab Juni von der Bever-Talsperre unterstützt wurde“, sagt Susanne Fischer. Zudem weist sie auf 2003, in dem der Speicherinhalt der Bever-Talsperre im Oktober bei 10,8 Millionen Kubikmetern lag, während es 1994 nur 7,7 Millionen Kubikmeter waren. Lambeck hofft, dass sich nun die Gießkanne Gottes wieder kräftig über dem Kotthausener Teich ergießt.

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