Hückeswagen und die Corona-Pandemie Kinderarzt ist gegen Fieberambulanz

Hückeswagen · Externe Einrichtungen für Patienten mit Grippesymptomen sind für die lokalen Arztpraxen keine Entlastung. Kinderarzt Dr. Björn Hoffmann und Internist Dr. Ronald Grobe nehmen Stellung zu den Plänen von Gesundheitsminister Jens Spahn.

 Kinderarzt Dr. Björn Hoffmann hält nichts von Fieberambulanzen in Hückeswagen.

Kinderarzt Dr. Björn Hoffmann hält nichts von Fieberambulanzen in Hückeswagen.

Foto: Dr. Björn Hoffmann

Die steigenden Infektionszahlen sind der Grund, warum Gesundheitsminister Jens Spahn die sogenannten Fieberambulanzen ins Gespräch gebracht hat. Gemeint sind Anlaufstellen außerhalb der Arztpraxen, die Patienten mit typischen Symptomen eines Ateminfekts aufsuchen können.

Dr. Björn Hoffmann, Obmann des Berufsverbands Kinder- und Jugendärzte in Oberberg, hält diese Idee zumindest für seine kleinen Patienten für nicht praktikabel. „Zwischen Kleinkindern und Arzt besteht ein Vertrauensverhältnis. Dadurch ist die Untersuchung eines kranken Kindes leichter als in einer komplett fremden Umgebung“, sagt der Kinderarzt. In seiner Praxis am Bahnhofsplatz gibt es jeweils am Ende der Vor- und Nachmittagssprechstunde gesonderte Sprechzeiten für Patienten mit Infekten. „Fieber allein ist bei Kindern aber noch kein Indikator für eine Corona-Erkrankung“, sagt der Facharzt. Wie auch bei Erwachsenen könne der Arzt aufgrund der Krankengeschichte seines Patienten viel besser einschätzen, ob ein Covid-19-Test nötig sei, als in einer externen Fieberambulanz.

Eine weitere Schwierigkeit sieht Hoffmann in den fehlenden Kapazitäten. „Wer soll die Fieberambulanzen besetzen?“, fragt er rhetorisch. Schon jetzt herrsche im Kreis ein Mangel an Kinderärzten. „Zwei Praxen wurden geschlossen, weil sich kein Nachfolger gefunden hat. „Auch in Remscheid werden zwei Kinderärzte aufhören“, berichtet Hoffmann. Ärzte aus dem Ruhestand dafür zu reaktivieren, sei keine geeignete Lösung, da die Ärzte aus Altersgründen selbst zur Risikogruppe zählen. Mittlerweile mache sich Unmut bei den Ärzten breit, da von der Regierung immer neue Pläne angekündigt werden, die in der Praxis so nicht machbar sind.

Was die Kinderärzte zusätzlich belastet, sind die Praxisbesuche der Kinder mit Schnupfen und Husten, die nicht die Schule oder den Kindergarten besuchen dürfen und Betreuung benötigen. „Es wäre uns schon geholfen, wenn wir die Krankschreibungen, die berufstätige Eltern ihrem Arbeitgeber vorlegen müssen, künftig telefonisch abwickeln könnten, ohne dass die Eltern mit ihren Kindern in die Praxis kommen müssen“, sagt Hoffmann. Natürlich werde auch bei Kindern im Bedarfsfall ein Abstrich genommen. „Es wird aber immer Atemwegsinfekte geben, die nichts mit Corona zu tun haben“, sagt Hoffmann. Die Tests sollten mehr dem Ermessen der Eltern und Kinderärzte überlassen werden.

Diese Meinung vertritt auch Dr. Ronald Grobe: „Ich halte die Einrichtung einer Fieberambulanz in Hückeswagen nicht für sinnvoll, da sie wieder mit Ärzten aus dem Ort besetzt werden müsste und diese in der Praxis nicht zur Verfügung stehen“, sagt der Hausarzt und Internist mit Praxis an der Bahnhofstraße. Zudem würden die Nachteile überwiegen, da zunächst Räume angemietet und ausgerüstet werden müssten, die Fieberambulanz die Vorgeschichte und Anamnese der Patienten nicht kennt und die Patienten im Zweifel doch wieder zunächst zu ihrem Hausarzt gehen würden. „Die Praxen würde das kaum entlasten“, meint er. Patienten mit Verdacht auf eine Infektion, die den Wunsch eines Corona-Abstrichs äußern, erhalten in seiner Praxis telefonisch einen Termin gegen Ende der Sprechstunde. So werden andere Patienten vor einer Ansteckung geschützt.

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