Hückeswagen Hückeswagener (21) ertrinkt in der Bever

Hückeswagen · Dienstagabend, 21.30 Uhr: Drei junge Hückeswagener zwischen 19 und 21 Jahren waren 50 Meter vom Ufer des Campingplatzes II mit einem Boot gekentert. Da es ihnen nicht gelang, das Kajak aufzurichten, schwammen sie ans Ufer. Zwei schafften es, einen 21-Jährigen hingegen verließ die Kraft. Er trug im Gegensatz zu seinen Freunden eine lange Hose, Pullover und Sweatshirt-Jacke, was ihn unter Wasser zog.

 Mit diesem Boot kenterten die drei junge Männer. Das Kajak hatten sie herrenlos am Beverufer entdeckt und dann spontan zu Wasser gelassen.

Mit diesem Boot kenterten die drei junge Männer. Das Kajak hatten sie herrenlos am Beverufer entdeckt und dann spontan zu Wasser gelassen.

Foto: Polizei

Mittwochmorgen, 8.30 Uhr: Träge flattern Fahnen neben den Wohnwagen im Wind. Irgendwo maunzt eine Katze, ansonsten ist nur das Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Wassers, das aufs Beverufer trifft, zu hören. Nichts erinnert in dieser Idylle daran, dass sich hier elf Stunden zuvor eine Tragödie abgespielt hat.

 Die DLRG brachte die Rettungstaucher in Booten zur Unglücksstelle in der Bucht am Campingplatz II, wo sie nach dem Vermissten suchten.

Die DLRG brachte die Rettungstaucher in Booten zur Unglücksstelle in der Bucht am Campingplatz II, wo sie nach dem Vermissten suchten.

Foto: Nico Hertgen

"Mein Mann und ich haben Fernsehen geguckt, da haben wir die jungen Leute gehört, die auf der Bever herumkrakeelt haben", berichtet Barbara Hasewinkel am Morgen nach dem Unglück. Dass Badegäste Krach machen, sei nichts Außergewöhnliches, erzählt die Leichlingerin, die von ihrem Campingwagen aus direkt auf die Talsperre bis in die gegenüberliegende Bucht sehen kann. Doch dann hörte sie Hilfe-Schreie und sah aufs Wasser, wo der 21-Jährige um sein Leben kämpfte. Umgehend rief sie den Platzwart an, der wiederum die Polizei alarmierte. "Es dauerte aber mindestens 15 Minuten, bis sie kam", erzählt Barbara Hasewinkel. Die Rettungskräfte mussten die Unglücksstelle offenbar erst suchen, lautete die Alarmierung doch "Reinshagensbever, DLRG, Person im Wasser (...)." Reinshagensbever ist allerdings der Bereich des Beverdamms.

Gegen 22 Uhr war die Bever-Talsperre zwischen Beverdamm und Campingplatz II vom Blaulicht der vielen Einsatzfahrzeuge sowie den Strahlern des Technischen Hilfswerks taghell erleuchtet. "Wir erhielten den Notruf, dass drei Personen auf dem Bever-Stausee vermisst werden", sagte der stellvertretende Zugführer des Feuerwehr-Löschzugs Stadt, Mathias Pohl, am Dienstagabend. Daher seien sofort Taucher der Rader Feuerwehr angefordert worden. "Drei weitere Rettungstaucher wurden innerhalb von knapp 20 Minuten per Hubschrauber aus Köln eingeflogen."

Derweil kreuzten die Rettungsboote der DLRG auf dem Wasser, deren Besatzungen mit Hilfe von Scheinwerfern nach dem Vermissten Ausschau hielten. "Die beiden anderen jungen Männer wurden 30 Minuten nach Beginn des Rettungseinsatzes in die Obhut des leitenden Notarztes für den Oberbergischen Kreis übergeben", teilte der stellvertretende Wehrführer Thomas Schmitz mit. Sie wurden mit Unterkühlung und einem Schock ins Wipperfürther Krankenhaus eingeliefert.

Warum die drei jungen Männer die Bootstour unternommen haben, ist unklar. Möglicherweise war das eine spontane Aktion. "Die haben sich ein Boot genommen, das hier schon seit Tagen herumliegt. Ich glaube, das gehört niemandem", sagt Barbara Hasewinkel. "Mit diesem Kajak paddelten sie mit Hilfe eines Stocks und ihren Händen zu einer im See liegenden Insel", berichtet Polizei-Sprecher Jürgen Dzuballe. Auf der Rücktour sei das instabile Boot gekentert.

Erst um 23.20 Uhr fanden Taucher den Vermissten in der Nähe des gesunkenen Bootes und holten ihn an die Oberfläche. Der 21-Jährige war stark unterkühlt, konnte aber zunächst reanimiert werden. In den frühen Morgenstunden starb er jedoch in einem Remscheider Krankenhaus.

"Aufgrund der Ermittlungen der Kriminalpolizei des Oberbergischen Kreises ist davon auszugehen, dass es sich um einen Unglücksfall handelte", teilt Polizeisprecher Dzuballe mit. Eine Obduktion der Leiche sei daher nicht angeordnet worden. "Hinweise, dass Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen waren, gibt es nicht", versichert der Polizei-Sprecher.

(RP)
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