Hückeswagener kehren nach Überschwemmung in ihre Häuser zurück Zwei Tage bangen nach der Evakuierung

Hartkopsbever · Am Freitagvormittag durften die Anwohner von Hartkopsbever und der Bevertalstraße zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Viele Anrainer kamen nach dem Starkregen mit dem Schrecken und ohne materiellen Schaden davon.

 Die Anwohner der unteren Jung-Stilling-Straße können bei ihrer Rückkehr wieder lachen. Ihr Mehrfamilienhaus blieb von der Überschwemmung knapp verschont (v. l.): Käthe und Samuele Cascato, Belinda Schäfer, Marion Buchholz, Dieter Butz und Heidi Skaliks.

Die Anwohner der unteren Jung-Stilling-Straße können bei ihrer Rückkehr wieder lachen. Ihr Mehrfamilienhaus blieb von der Überschwemmung knapp verschont (v. l.): Käthe und Samuele Cascato, Belinda Schäfer, Marion Buchholz, Dieter Butz und Heidi Skaliks.

Foto: Heike Karsten

In der Nacht zu Donnerstag mussten die Anwohner in Hartkopsbever und entlang der Bevertalstraße ihre Häuser verlassen, da der Damm des Beverteichs zu brechen drohte. Nach zwei bangen Tagen in der Notunterkunft im Brunsbachtal oder bei Verwandten durften die Anwohner am Freitagmorgen wieder in ihre Häuser zurückkehren. Die Stadt gab Entwarnung: „Der Damm des Beverteiches vor der Ortslage Hartkopsbever ist standsicher. Der Überlauf aus der Bever-Talsperre konnte deutlich reduziert werden. Der Wasserpegel sinkt daher weiterhin konstant, so dass kein Bruch des Dammes mehr zu befürchten ist.“ Die Experten des Wupperverbands und der Unteren Wasserbehörde des Oberbergischen Kreises würden weiterhin den Zustand des Dammes überprüfen.

„Wir haben so großes Glück gehabt. Ein Schock, den man nicht so schnell vergisst“, schrieb eine Hückeswagenerin auf Facebook.

Die Aufregung begann für Joachim Kutzner bereits am Mittwochabend bei der Anfahrt zu seiner Wohnung in Hartskopsbever. Wegen der überfluteten Straße musste er mit dem Auto über Umwege nach Hause fahren und am Restaurant „Haus Kleineichen“ parken. „Die Einfahrt nach Hartkopsbever war unmöglich“, erzählt er. Mit hochgekrempelten Hosenbeinen bahnte er sich einen Weg durch das Wasser.

Gegen 4 Uhr nachts wurde er per Telefon geweckt und über die Evakuierung informiert. „Ich hatte offenbar das Klingeln nicht gehört“, vermutet er. Ein Lkw der DLRG brachte die Anwohner durch das Wasser bis zur Bundesstraße. Per Reisebus ging es dann zur Mehrzweckhalle, die als Notunterkunft diente.

Die nächsten zwei Tage kam Joachim Kutzner bei Bekannten unter, musste sich von dort aber selbst über den Stand der Dinge informieren, um zu erfahren, wann die Bedrohung vorbei ist. „Ich schätze aber, dass etwa 70 Prozent der Einwohner von Hartkopsbever schon vorher wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückgekehrt sind“, sagt Kutzner.

Erst nach der Aufhebung der Evakuierung kehrten Sven und Belinda Schäfer in ihre Wohnung zurück, die in einem Mehrfamilienhaus in unmittelbarer Nähe des Bever-Ablaufs liegt. Sie hatten sich am Mittwochabend wegen des steigenden Wasserspiegels bei den Nachbarn im Obergeschoss in Sicherheit gebracht. „Wir haben wie empfohlen alle Elektrogeräte abgestellt, aber das Geschirr stand noch auf dem Tisch“, berichtet Sven Schäfer von der überstürzten Flucht.

Gegen 3 Uhr in der Nacht habe dann die DLRG mit Booten die Bewohner des Hauses samt Hunden und Katzen evakuiert. „Das hat super geklappt“, lobt er den professionellen Einsatz der Retter. Auch seine Nachbarin Marion Buchholz, die eine elfjährige Tochter mit Behinderung hat, war dankbar: „Die Rettungskräfte waren sehr einfühlsam, obwohl es eine große Herausforderung war“, berichtet sie.

Nach der Rückkehr in die Häuser rissen die Probleme aber nicht ab. Da an der Bevertalstraße der Keller eines Einfamilienhauses ausgepumpt werden musste, wurde vorsorglich der Strom in dem Bereich abgestellt. Zur gleichen Zeit arbeitete die Familie Schoppmann/Semmler an der Wiedereröffnung ihres Restaurants, die für den Freitagabend angekündigt war. „Ohne Strom können wir aber nicht kochen. Das ist ein großes Abenteuer“, sagt Tanja Schoppmann-Semmler. Am Mittag musste die Straße erneut von der Polizei gesperrt werden, damit das THW die Absperrungen und Sandsäcke abtransportieren konnte.

Anwohner Sven Schäfer ist sehr froh, dass in Hückeswagen kein Mensch ernsthaft zu Schaden kam. „Wir hatten noch Glück“, sagt er. Und auch seine Wohnung fand er unbeschädigt vor. „Zwei Zentimeter mehr, und das Wasser wäre in die Wohnung gelaufen“, fügt er hinzu. Das Ereignis wird der Hückeswagener so schnell nicht vergessen: „Daran sieht man, was für eine Gewalt die Natur und welche Kraft Wasser hat.“

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