Hückeswagen Hückeswagen wird zum Storchen-Rastplatz

Hückeswagen · In Hückeswagen wurden am Wochenanfang 20 Störche auf einer Wiese bei Westhoferhöhe bei einer Rast beobachtet. Ein Vogelexperte sagt, dass ein solcher Besuch im Bergischen die absolute Ausnahme ist.

 Rastplatz Westhoferhöhe: 20 Störche versammelten sich dort zu Wochenbeginn zu einer längeren Rast. Danach ging die Reise ins südliche Winterquartier weiter, die bis zu 5000 Kilometer betragen kann.

Rastplatz Westhoferhöhe: 20 Störche versammelten sich dort zu Wochenbeginn zu einer längeren Rast. Danach ging die Reise ins südliche Winterquartier weiter, die bis zu 5000 Kilometer betragen kann.

Foto: renate Voß / Collage: heka

Ob die Zahl der Neugeborenen in Hückeswagen jetzt auf einen Schlag um 20 steigt? Immerhin landeten jetzt so viele "Baby-Boten" an der K 5 oberhalb des Windrads Röttgen. So mancher Autofahrer hielt an und beobachtete - wie einige Wanderer auch - das ungewöhnliche Naturschauspiel. Denn Störche sind im Bergischen, und erst recht in einer so großen Zahl, eigentlich nicht zu sehen. "Es ist schon außergewöhnlich, dass sie hier Rast gemacht haben. Das ist ein schönes Ereignis", sagt Diplom-Biologe Stefan Heitmann, Mitglied beim Naturschutzbund (Nabu), auf Anfrage unserer Redaktion.

Die Störche seien auf der Reise ins Winterquartier, berichtet er. "Es gibt eine Ost- und eine Westroute." Die Ostroute führt Meister Adebar rund 10.000 Kilometer über den Balkan und die Türkei bis nach Südafrika. Die Hückeswagener Störche hingegen haben sich offenbar auf der Westroute befunden, die sie maximal 5000 Kilometer bis Spanien, Nord- oder Westafrika führt.

Heitmann ist die Begeisterung über die Beobachtung anzuhören. "Es ist schön, dass sich in NRW wieder viele Störche angesiedelt haben", sagt er. In Duisburg-Walsum gebe es Brutpaare, ebenso am Niederrhein, aber auch in den Niederlanden. Dabei waren die Vögel beinahe von der Bildfläche verschwunden, nachdem viele Feuchtgebiete, wie Moore, aus wirtschaftlichen Gründen entwässert worden waren.

"In den vergangenen Jahrzehnten aber hat sich sehr viel in Sachen Storchenschutz getan", berichtet der Experte. Verantwortlich seien dafür der Naturschutz, aber auch der Staat. Denn inzwischen seien wieder viele Feuchtgebiete angelegt worden. "Das ist das Wichtigste, denn so finden die Störche genügend Nahrung vor", betont Heitmann. So finden sie etwa in Auen Amphibien wie Frösche und Kröten, aber auch Mäuse stehen auf ihrem Speisenplan.

An vielen Stellen in Deutschland hilft ihnen der Mensch auch beim Nestbau, indem er alte Wagenräder auf Dächern von Bauernhöfen oder nicht mehr genutzten Kaminen anbringt, damit sie dort ihre Nester einrichten können. Heitmann: "Das hat jetzt dazu geführt, dass sich viele Störche aus dem osteuropäischen Raum ihre alten Reviere zurückerobert haben." Rühstädt an der Elbe gilt sogar als "Europäisches Storchendorf". Der Diplom-Biologe ist zufrieden: "Die Entwicklung bei den Störchen ist ein Zeichen für einen positiven Naturschutz."

Die Störche in Westhoferhöhe nutzten ihre Rast offenbar, um sich zu stärken. Dann flog der Schwarm weiter zunächst Richtung Wermelskirchen und dann ab in den Süden.

(RP)
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