Hückeswagener Familie in der Corona-Krise Wenn die ganz normalen Dinge fehlen

Hückweswagen · Die vierköpfige Hückeswagener Familie Wiegand tut ihr Bestes, um mit den Einschränkungen durch das Coronavirus zurechtzukommen. Dennoch sehnen Eltern und Kinder das Ende der Pandemie herbei – für etwas mehr Normalität.

 Maria Wiegand ist selbständige Immobilienkauffrau und Mutter von zwei Kindern. Mit ihrem Mann versucht sie, die Corona-Krise so gut es geht zu meistern. Aber wie den meisten fällt das im zweiten Lockdown immer schwerer.

Maria Wiegand ist selbständige Immobilienkauffrau und Mutter von zwei Kindern. Mit ihrem Mann versucht sie, die Corona-Krise so gut es geht zu meistern. Aber wie den meisten fällt das im zweiten Lockdown immer schwerer.

Foto: Jürgen Moll

Corona fordert den Menschen auf ganz unterschiedliche Art und Weise viel ab. Sei es der Einzelhandel, die Gastronomie oder die Wirtschaft – aber auch hier ist immer wieder der Blick auf die kleinste Einheit, die Familie, interessant. Wie kommen berufstätigte Eltern mit ihren kleinen Kindern im Lockdown zurecht? Wie gestaltet man das Leben im Zuhause, wenn keine Schule und kein Kindergarten geöffnet hat oder nur Notbetreuung anbietet? Wie verhindert man, dass einem das Dach auf den Kopf fällt und man nicht den Lagerkoller bekommt?

Maria und Martin Wiegand leben mit Lina (6) und Melissa (3) in einer Hückeswagener Außenortschaft – und haben gezwungenermaßen eine Menge Erfahrung damit, wie man genau das vermeidet. Dennoch ist die Situation auch für die junge Familie nicht leicht. „Das Problem ist: Wir brauchen unseren Alltag“, sagt die 36-jährige Mutter. Die ältere Tochter sei in diesem Schuljahr in der ersten Klasse der Grundschule Wiehagen. „Auch wenn sie jetzt seit den Weihnachtsferien nicht mehr dort war, die Zusammenarbeit mit der Schule funktioniert super“, sagt Maria Wiegand. Sie und ihr Mann würden ihrer Tochter auch bei den Aufgaben der ersten Klasse noch problemlos helfen können. „Aber ich bin eben keine Lehrerin. Außerdem fehlen den Kindern die sozialen Kontakte. Und Melissa fragt mich immer wieder, ob denn heute wieder ein Kindergartentag ist“, sagt Maria Wiegand.

Zum Glück lebt die Familie recht ländlich. So können sich die Kinder im Freien austoben, wenn es ihnen in der Wohnung zu eng wird. „Wir können uns dahingehend wirklich nicht beschweren. Wir können viel nach draußen auf die Wiesen und in den Wald gehen“, berichtet Maria Wiegand. Die Ausflüge ins Freie müssen sich jedoch in den regulären Arbeitsalltag der Eltern einfügen, denn beide sind berufstätig. „Mein Mann arbeitet als Pfleger und tätowiert nebenher noch – das Letztere im Moment natürlich nicht. Und ich bin gelernte Immobilienkauffrau und habe mich im Januar 2020 als Immobilienmaklerin selbstständig gemacht. Mein Schwerpunkt sind bergische Fachwerkhäuser – ich liebe diese Bauweise“, sagt die 36-Jährige.

Durch ihre Selbstständigkeit könne sie zwar von zu Hause aus arbeiten. Aber natürlich müssten die Kinder dann auch verstehen, dass ihre Mutter während der Arbeitszeit nicht immer sofort für sie da sein kann – wenn sie etwa am Telefon in einem Kundengespräch ist. „Vieles läuft nebenher, aber zum Glück verstehen die meisten Kunden die ungewöhnliche Situation“, versichert die Hückeswagenerin.

In ihrer noch sehr jungen Selbstständigkeit müsse sie nun bereits den zweiten Lockdown erleben. Sie bemerke mittlerweile eine andere Stimmung. „Ich glaube, im Frühjahr hat man es alles noch ein wenig besser aufgenommen und verarbeitet. Es war alles ein bisschen weniger angespannt als im Moment“, sagt sie. Nicht nur die Kinder müssten indes mit den heruntergefahrenen Sozialkontakten leben, auch für die Erwachsenen ist das nicht leicht. „Die Planbarkeit ist verschwunden, die Zukunft ist unsicher“, sagt Maria Wiegand nachdenklich.

So hat die Familie etwa keinen Urlaub für diesen Sommer geplant. „Diese Nichtplanbarkeit und dass das soziale Leben fehlt, all das leichte und ganz normale Leben. Das hat man früher gar nicht so wirklich zu schätzen gewusst“, sagt sie. So etwa das Altstadtfest oder Grillpartys mit Freunden. „Ich bin eigentlich auch im Geschichtsverein aktiv, aber Corona macht dem natürlich auch einen Strich durch die Rechnung“, bedauert Maria Wiegand.

Manchmal würden sie die Kinder fragen, wann Corona denn vorbei sei. „Ich sage dann, dass ich das nicht weiß. Man merkt schon, dass es sie traurig macht.“ Aber natürlich wird die Corona-Pandemie irgendwann einmal auch wieder vorbei sein. Und für die Zeit danach hat die junge Familie auch schon den einen oder anderen Plan ins Auge gefasst. „Wenn wir wieder dürfen, werden wir ganz viele Ausflüge machen. Auf jeden Fall zusammen mit anderen Familien und Kindern“, sagt die zweifache Mutter. „Darauf freuen sich die Mädchen auch schon sehr. Und dann werden wir das ganz normale Leben endlich wieder genießen können.“

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