Corona Alaaf in Hückeswagen Wohnzimmer wird zum „Gürzenich“

Hückeswagen · Das Coronavirus ist ein Spielverderber für die Jecken, denn die Karnevalssession fällt aus. Was machen die Narren jetzt in der „fünften Jahreszeit“? Das beleuchtet unsere Redaktion in einer Serie. Bianca Buck und Sabine Koppe etwa feiern trotzdem – zu Hause.

 Sabine Koppe (l.) und Bianca Buck feierten jetzt zu Hause die „1. Prunksitzung der KG Bergstraße von 2021 e.V." in den Kölner Karnevalsfarben Rut und Wieß.

Sabine Koppe (l.) und Bianca Buck feierten jetzt zu Hause die „1. Prunksitzung der KG Bergstraße von 2021 e.V." in den Kölner Karnevalsfarben Rut und Wieß.

Foto: Bianca Buck

Wenn schon kein echter Karneval, dann wenigstens virtuell – denn gar nicht feiern ist auch keine Lösung. So denkt die Kolpingsfamilie, die für Karnevalssonntag, 14. Februar, alle Heukeshowwer Jecken zur ersten und vielleicht auch einzigen virtuellen Gala-Sitzung einlädt (die BM berichtete). Die Hückeswagenerin Bianca Buck (46) hat mit Online-Sitzungen bereits ihre Erfahrungen gemacht. Zusammen mit Freundin Sabine Koppe (51) feierte sie Karneval per Live-Stream in den eigenen vier Wänden.

Auf der Internetseite www.jeckstream.de stellten sich die Freundinnen ihre ganz persönliche Sitzung zusammen und wählten dabei aus mehreren bekannten Bands, Rednern und Moderatoren aus. Knapp drei Stunden dauerte die Sitzung, für die jeder Teilnehmer 12,99 Euro zahlte. „Tanzgruppen standen nicht zur Auswahl, da die Tänzer ja nicht zusammen trainieren dürfen. Dafür waren die Lieder und Reden alle aktuell und auch auf die Corona-Situation bezogen“, berichtet Bianca Buck.

 Die obligatorischen 50 Cent für die Toilettennutzung durften natürlich nicht fehlen.

Die obligatorischen 50 Cent für die Toilettennutzung durften natürlich nicht fehlen.

Foto: Bianca Buck

Für echte Jecken und die richtige Stimmung musste natürlich auch das Umfeld entsprechend hergerichtet werden. „Wir haben die Bude geschmückt wie ein Festzelt, dazu gab es die obligatorischen Mettbrötchen und Knabberteller“, beschreibt die 46-Jährige lachend ihren heimischen „Gürzenich“. Und damit so richtige Festzeltstimmung aufkommt, stand vor dem Bad ein Teller samt 50-Cent-Schild für die Toilettennutzung. „Nicht billig, aber dafür sauber“, lautete das Motto.

Bianca Buck und Sabine Koppe besuchen in jeder Karnevalssession zwei bis drei Sitzungen in Köln sowie die Damensitzung in Kürten. Alle drei bis vier Jahre werden ihnen mit etwas Glück Karten für die Sitzung des 1. FC Köln zugelost. Den Kölner Rosenmontagszug verfolgen die beiden jecken Wiever regelmäßig an der Severinstraße – all das muss in diesem Jahr wegen eines unsichtbaren, aber gemein-gefährlichen Virus ausfallen. „Der Rosenmontag ist bei uns ein ganz normaler Arbeitstag“, bedauert die Finanzamt-Mitarbeiterin. An Weiberfastnacht wird es dort voraussichtlich nur Karnevalsmusik aus Lautsprechern anstatt Tänze und Sketche der Kollegen geben.

 Auf www.jeckstream.de kann man sich seine eigene Karnevalssitzung zusammenstellen.

Auf www.jeckstream.de kann man sich seine eigene Karnevalssitzung zusammenstellen.

Foto: Jeckstream.de/Heike Karsten (Screenshot)

Verkleiden will sich die Hückeswagenerin an diesem Tag trotzdem. „Ich komme aber nicht im vollen Ornat ins Amt, das fände ich unpassend“, fügt sie hinzu. Auswahl genug hätte sie jedoch, lagern doch im heimischen Keller etliche Kostüme, die sich über die Jahre angesammelt haben.

Dass jetzt auch die Kolpingsfamilie trotz der Corona-Situation aktiv wird und eine virtuelle Gala-Sitzung anbietet, findet Bianca Buck aller Ehren wert. „Hückeswagen ist ja an sich nicht so jeck. Daher bewundere ich es sehr, was hier auf die Beine gestellt wird“, betont sie.

Mit ihrer Teilnahme an der virtuellen Karnevalssitzung per Internet unterstützten Bianca Buck und Sabine Koppe auch die Künstler, die ansonsten keine Auftrittsmöglichkeiten haben. „Die Musiker und Redner, die man gewählt hat, bekommen anteilsmäßig Geld“, erläutert Bianca Buck. Die Online-Sitzung ist für die Karnevalsfans eine ganz neue Erfahrung, die jedoch nicht unbedingt einer Wiederholung bedarf. „Sie ersetzt keine echte Sitzung, aber es ist eine schöne Abwechslung“, zieht Bianca ein positives Fazit. „Von mir aus darf es bei dem einen Mal bleiben“, fügt sie mit Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie noch hinzu.

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