Ansichtssache Warten auf Umgehung – Armutszeugnis für Behörden

Meinung | Hückeswagen · Das ist kein Witz: Die Stadt muss länger auf die Ortsumgehung warten, weil die Gutachten veraltet sind. Ein Armutszeugnis für die Behörden. Und die Bürger sind die Leidtragenden.

  JOACHIM RÜTTGEN

JOACHIM RÜTTGEN

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Bürokratie-Wahnsinn oder Behördenversagen – was ist es denn nun? Wahrscheinlich eine unheilvolle Kombination aus beidem. Da wartet die Stadt Hückeswagen seit Jahren auf die dringend notwendige Ortsumgehung – und alles, was dem Land jetzt dazu einfällt, ist, dass die Gutachten veraltet sind und erneuert werden müssen. Was ist denn bitteschön die vergangenen Jahre in Düsseldorf passiert? Der Bürger muss doch glauben, dass sämtliche Papiere in Schubladen ihr Dasein gefristet haben, ohne dass sich überhaupt irgendjemand mit den Problemen der Schloss-Stadt beschäftigt hat. Das ist peinlich und ein Affront gegen alle Hückeswagener Bürger, die von der Umgehung profitieren würden. Lebensqualität wird in Düsseldorf wohl als nicht so wichtig erachtet. Was hilft da das Verständnis des Ministers, wenn die Mühlen der Bürokratie so langsam mahlen...? Aus dem resignierten und ungläubigen Kopfschütteln der Politiker im Stadtrat muss ein Sturm der Entrüstung werden – aber das scheint dann in Düsseldorf wahrscheinlich auch wieder niemanden zu interessieren...

Ein Sturm der Entrüstung bleibt bislang bei betroffenen Eltern der Dritt- und Viertklässler aus, die künftig nicht mehr die Verlässliche Grundschule nutzen können. Die Raumkapazitäten sind begrenzt und lassen sich auch auf die Schnelle nicht beliebig erweitern. Deshalb gibt es für 43 Kinder keinen Platz mehr. Die Eltern müssen sich für die Betreuung – in den meisten Fällen handelt es sich aber nur um eine Stunde – eine Alternative überlegen. Schlimm wäre es allerdings, wenn die betroffenen Mädchen und Jungen zu Schlüsselkindern werden. Aber vielleicht lässt sich dies auch verhindern.

Erstaunlich ist die Schulentwicklung an der Realschule: Dort haben sich für das neue Schuljahr 2019/2020 nur 29 Hückeswagener Kinder angemeldet. Das würde gerade einmal für eine Eingangsklasse reichen, ist aber auch gar nicht erlaubt, so dass die Realschule schließen müsste. Muss sie aber glücklicherweise nicht, denn die Zahl der Einpendler aus Wermelskirchen (19) und Radevormwald (8) ist groß genug, um wahrscheinlich zwei oder sogar drei fünfte Klassen bilden zu können. Hauptgrund für die sehr geringe Zahl an Hückeswagener Schülern ist sicher die hohe Zahl an Gymnasial-Empfehlungen an den Grundschulen. Wer will es den Eltern verdenken? Wer erfährt, dass sein Kind fürs Gymnasium geeignet ist, wird es wohl kaum zunächst an der Realschule anmelden.

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