Reiselustige Hückeswagener feiern ihre Goldhochzeit 50 Jahre gemeinsam durch die Welt

Scheideweg · Am 7. Februar feiern Vilja Stefanie und Rudolf Heinisch ihre Goldhochzeit. Gemeinsam haben sie viel von der Welt gesehen, aber sesshaft geworden ist das Paar in Scheideweg.

 Rudolf (76) und Steffi Heinisch (70) blicken am kommenden Montag auf 50 gemeinsame Ehejahre zurück.

Rudolf (76) und Steffi Heinisch (70) blicken am kommenden Montag auf 50 gemeinsame Ehejahre zurück.

Foto: Jürgen Moll

Die Reiselust hat Steffi und Rolf Heinisch auch nach 50 Ehejahren nicht verlassen. Fünf Mal waren sie bereits im paradiesischen Costa Rica, jetzt genießen sie Kreuzfahrten auf kleineren Schiffen durch die Südsee, den Indischen Ozean oder nach Südamerika. Dabei war das gemeinsame Leben schon von vielen Auslandsaufenthalten geprägt. „Wir hatten ein richtig tolles Leben“, sagt Steffi Heinisch rückblickend. Zahlreiche Fotobücher zeugen von 50 aufregenden und abwechslungsreichen Ehejahren, am Montag feiern die Hückeswagener ihre goldene Hochzeit.

Dabei war das Kennenlernen einem glücklichen Zufall geschuldet. „Unsere Familien haben in der gleichen Pension in Südtirol Urlaub gemacht“, erinnert sich Steffi Heinisch. „Ich war gerade erst 14 Jahre alt und fing an, mich für die Jungenwelt zu interessieren. Dann stand da ein großer, junger Mann mit blonden Haaren. Für mich war er der Prinz auf dem weißen Pferd“, erzählt sie. Sie verliebte sich in Rolf Heinisch, damals schon 20 Jahre alt, aktiver Leichtathlet und frisch getrennt.

 Im Juni 1972 heirateten Rolf und Steffi Heinisch kirchlich auf Schloss Burg – das war ein Kindheitstraum der Braut.

Im Juni 1972 heirateten Rolf und Steffi Heinisch kirchlich auf Schloss Burg – das war ein Kindheitstraum der Braut.

Foto: Familie Heinisch

Ihre Heimatorte lagen nicht weit voneinander entfernt. Rolf Heinisch war mit seiner Mutter nach Kriegsende von Baden bei Wien nach Marienheide evakuiert worden. Nachdem sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft kam, zog die Familie 1953 nach Leverkusen. Steffi Neuhaus, wie sie damals noch hieß, war in Wermelskirchen-Hünger aufgewachsen und Anfang der 1960er-Jahre nach Hückeswagen gekommen, wo ihr Vater Leiter der Polizeidienststelle war. „Mein Vater war von unserer Liebe erst gar nicht begeistert, immerhin hatte er in Hückeswagen einen Ruf zu verlieren“, berichtet die heute 70-Jährige lachend. Dennoch: Ihr Freund kam oft mit dem Fahrrad aus Leverkusen nach Scheideweg und schmiedete mit seiner großen Liebe Zukunftspläne.

Rolf Heinisch ging zunächst zur Bundeswehr, absolvierte eine Ausbildung zum Betonbauer, holte die Mittlere Reife nach und besuchte im Anschluss die Ingenieurschule in Wuppertal. „Als ich 18 war, haben wir uns verlobt“, sagt Steffi Heinisch. Sie hatte das Staatsexamen als Medizinisch-technische Assistentin abgelegt und bekam einen Studienplatz für Medizin angeboten. Doch der Plan der beiden ging in eine andere Richtung. „Wir wollten früh heiraten, Kinder kriegen und ins Ausland gehen“, war sich das Paar einig. So wurde am 7. Februar 1972 im Hückeswagener Schloss standesamtlich, im Juni auf Schloss Burg kirchlich geheiratet. „Auf Schloss Burg zu heiraten war ein Kindheitstraum von mir“, sagt Steffi Heinisch.

 1965 lernten sich der Leverkusener und die Wermelskirchenerin in einem Urlaub in Südtirol kennen.

1965 lernten sich der Leverkusener und die Wermelskirchenerin in einem Urlaub in Südtirol kennen.

Foto: Familie Heinisch

Die berufliche Karriere begann für Rolf Heinisch 1971 beim internationalen Bauunternehmen Züblin in Duisburg, wo er zunächst als Bauleiter verschiedene Baustellen in Deutschland betreute. Der erste Auslandeinsatz folgte 1975. „Wir hatten schon eine riesige Seekiste für Indonesien gepackt, da kam es zu einem Baustopp“, berichtet der Diplom-Ingenieur im Ruhestand. Stattdessen ging es für die junge Familie für ein Jahr nach Wuhan in China, wo eine Stranggießanlage gebaut wurde. In der Zwischenzeit, 1973, war Tochter Britta zur Welt gekommen.

Das Paar erinnert sich noch genau an die vielen Erlebnisse und neuen Gerüche im Reich der Mitte. „Wir standen aber auch rund um die Uhr unter Bewachung“, berichten die Jubilare von den strengen Auflagen im Land. Zurück in Deutschland, in Moers am Niederrhein, wurde 1977 Tochter Sonja geboren. Rolf Heinisch war da schon in Katar beim Bau einer Meerwasser-Entsalzungsanlage tätig. Als die zweite Tochter sechs Wochen alt war, zog die Familie nach.

Von der arabischen Halbinsel ging es nach Jordanien zum Bau einer Düngemittelfabrik. „Wir haben da gelebt, wo andere Urlaub machen“, schwärmt der 76-Jährige noch heute von den Einsatzorten direkt am Meer. Eine Ausnahme bildete der Einsatz im Irak, wo aufgrund der unsicheren Kriegslage die Familie in Deutschland blieb. In dieser Zeit überwachte Steffi Heinisch den Bau des eigenen Hauses in Scheideweg auf dem Grundstück der Eltern. „Wir hatten das Haus in fünf Monaten bis zur letzten Fliese durchgeplant“, erinnert sich Rolf Heinisch.

Trotz Haus und Familie folgte 1984 ein viereinhalbjähriger Einsatz im afrikanischen Mali, wo ein Staudamm gebaut wurde. Zwei Jahre wohnte die gesamte Familie dort in einem Camp mit deutscher Schule, Supermarkt, Fußball- und Tennisplatz. „Wir haben Ausflüge mit dem Jeep gemacht und Affen, Flusspferde, Meerkatzen und viele Schlangen gesehen“, erzählt Steffi Heinisch. Nach 1988 betreute der Ingenieur weitere Projekte dann jedoch überwiegend von Deutschland aus. Nach einem Herzinfarkt ging es nur noch für Kurzeinsätze ins Ausland. Steffi Heinisch hingegen fiel zu Hause bald die Decke auf den Kopf – trotz Haushalt, Kinder, Frauenturnen und Glasmalkursus. Sie ging zurück in ihren Beruf als MTA und arbeitete 22 Jahre lang im Labor des Radevormwalder Krankenhauses. „Das war die beste Zeit meines Berufslebens“, sagt sie rückblickend. Heute genießt das Paar seinen Ruhestand und erfreut sich an der zehnjährigen Enkeltochter. „Sie ist unser Ein und Alles“, sind sich die stolzen Großeltern einig.

Ihre Entscheidung, früh zu heiraten, haben sie nie bereut. Steffi Heinisch liebt ihr Mann für seine Ehrlichkeit und die kleinen Überraschungen, die er ihr heute noch macht. Rolf Heinisch schätzt an seiner Frau vor allem ihre Fröhlichkeit und ihre Fürsorge: „Sie ist immer da, wenn man sie braucht.“

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