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Rückblende Verheerender Großbrand am Hallenbad

Hückeswagen · „Der Wunschtraum vieler Hückeswagener wurde ein Raub der Flammen“ – das schrieb die Morgenpost im Januar 1974.

 Das Dach des Hallenbades brannte „wie Zunder“ und wurde dementsprechend komplett zerstört.

Das Dach des Hallenbades brannte „wie Zunder“ und wurde dementsprechend komplett zerstört.

Foto: Stadtarchiv/Archiv Bangert

Treffender hätte es die BM am 24. Januar 1974 in ihrer Berichterstattung nicht ausdrücken können: „Der Wunschtraum vieler Hückeswagener wurde ein Raub der Flammen“ und die Augenzeugen „standen fassungslos an der Brandstelle“. Die Rede ist von einem spektakulären Großbrand am Tag zuvor im Brunsbachtal, der die geschilderten großen Emotionen bei den Menschen auslöste. Dort war das Hückeswagener Hallenbad, das den Namen „Willi-Daume-Bad“ trug, gerade im Bau und sollte drei Monate später im April 1974 eingeweiht werden. Dass daraus nichts werden würde, war jedem spätestens nach dem Betrachten der Fotos von der Unglücksstelle klar. Das Dach habe „wie Zunder“ gebrannt und wurde dementsprechend komplett zerstört.

Was war genau passiert? Gegen 15.20 Uhr des 23. Januars fanden Teerarbeiten am Dach statt, wobei offenbar ein kleines Feuer entstand. Da ein Feuerlöscher nicht sofort zur Hand war, breiteten sich die Flammen an hölzernen Leisten einer Seitenwand aus. Dann griffen sie auf die Skobalit-Abdeckung (ein Baumaterial aus Kunststoff) der Beleuchtungskörper und der hölzernen Dachkuppel über, wo sie sich innerhalb von Sekunden über die komplette Innenseite ausbreiteten. Trotz sofortiger Alarmierung konnte die Feuerwehr nur noch das Schlimmste verhindern. Sie musste zudem das Wasser anfänglich aus einem einzigen Hydranten entnehmen, tragischerweise kam man an die 600 Kubikmeter Wasser nicht heran, das sich bereits im Becken befand, da permanent brennende Holzteile von der Decke fielen.

 Am Tag nach dem Brand sah das Ausmaß des Feuers gigantisch aus. Mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten wurde das Bad eröffnet.

Am Tag nach dem Brand sah das Ausmaß des Feuers gigantisch aus. Mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten wurde das Bad eröffnet.

Foto: Stadtarchiv/Archiv Bangert

Die „dichte blauschwarze Rauchwolke“, so berichtete BM-Journalist Lothar Kaiser, zog im Nu weitere Schaulustige aus der Innenstadt ins Brunsbachtal. Offenbar noch unter dem Eindruck des Geschehens stehend, ging der Journalist in seinem Artikel relativ hart mit der Feuerwehr ins Gericht. Kaiser monierte erstens eine einmütige Verzögerung durch eine falsche Ventilstellung nach dem Anschließen des ersten Löschschlauchs am Hydranten und zweitens die Geschwindigkeit der Schlauchverlegung einer Zusatzleitung für Wasser aus dem Johannisteich, die angeblich „gemächlichen Schrittes“ erfolgt sei.

Hinzu kam auch noch Pech, da der zuständige Versorger BEW den Druck auf die Wasserleitung nicht im erforderlichen Maß erhöhen konnte, weil an der Zuführung ins Brunsbachtal noch gearbeitet wurde.

Eine erste Schätzung der Schadenshöhe noch am Brandtag überschritt die Grenze von einer Million DM. Doch zur Beruhigung der vor Ort befindlichen Stadtverordneten konnte der Versicherungsfachmann Karl-Heinz Müller verkünden, dass ein Versicherungsschutz im Brandfall bestehen würde. Später stellte sich zudem heraus, dass die Schadenssumme nicht ganz so groß war.

Der ausführenden niederländischen Firma Pellikaan gelang es schließlich, mit einer Zeitverzögerung von nur drei Monaten das Bauprojekt fertigzustellen. Am 20. Juli 1974 kam es unter Anwesenheit von Willi Daume zur Eröffnungsfeier.

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